KuratorInnenführung: Die Familie Brunner. Ein Nachlass

Datum:
Uhrzeit

mit Hannes Sulzenbacher

Foto: Dietmar Walser

Vor vier Jahren erhielt das Jüdische Museum eine umfangreiche Dauerleihgabe: den Nachlass von Carlo Alberto Brunner.
Gemälde, Briefe und Dokumente, Fotos, Memorabilia und Alltagsgegenstände der Hohenemser Familie Brunner ermöglichen den kritischen Blick auf ein europäisches Jahrhundert. Und sie eröffnen das Panorama einer europäisch-jüdischen Familie, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Hohenems nach Triest aufmachte, um zu der rasanten Entwicklung der habsburgischen Mittelmeermetropole beizutragen.
Von dort wanderten Mitglieder der Familie weiter nach Wien und in die Schweiz, nach England, Deutschland, und in die USA. Ihr steiler sozialer und kultureller Aufstieg endete in der Katastrophe Europas, in der Verwüstung eines Kontinents in gegenseitigem Hass und in den Verheerungen zweier Weltkriege, die Teile der Familie in alle Welt zerstreute.

Anmeldung erforderlich unter:
T +43(0)5576 73989 | E-Mail: office@jm-hohenems.at

Bei starker Buchung wird die Führung zweimal hintereinander durchgeführt.

Abgesagt!! Europäische Sommeruniversität für Jüdische Studien: Erste Europäer – letzte Europäer?

Datum:
Uhrzeit bis
Europäische Sommeruniversität für jüdische Studien Hohenems

Eine Veranstaltung der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Zentrums für Jüdische Studien der Universität Basel, des Instituts für Judaistik an der Universität Wien, der Professur für Judaistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Sigi-Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien an der Universität Zürich, des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck und des Jewish Studies Program der Central European University in Budapest/Wien – in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems.

Bevor irgendjemand von einer politischen europäischen Einigung träumte, haben Juden in der europäischen Diaspora transnationale und transregionale Netzwerke gelebt und eine aktive Rolle im Kulturtransfer gespielt. Mehrsprachigkeit, Heiratsmigration und Mobilität waren selbstverständliche Bedingungen einer protoeuropäischen Lebenswelt, deren Strukturen mit den wechselnden Herrschaftsgrenzen nie übereinstimmten. Jahrhunderte lang war von einer Einheit Europas allenfalls im Zeichen eines christlichen Abendlandes die Rede – bevor Aufklärung und Reformation, Säkularisierung und die Herausbildung der Nationalstaaten auch den europäischen Juden eine neue Rolle in der Gesellschaft zuwiesen.
Jüdische Intellektuelle von Heinrich Heine bis Stefan Zweig, von Joseph Roth bis zu Moritz Julius Bonn haben auf dem Weg zur europäischen Idee Pate gestanden.
Die europäischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts kulminierten in der Massenvernichtung der europäischen Juden. Und doch gehörten auch nach dem Holocaust Juden zu den Wegbereitern der europäischen Einigung, wie Simone Veil, die erste Präsidentin des Europäischen Parlaments.

Heute wird das Projekt Europa von vielen wieder in Frage gestellt. Auf die weltweite Migration und die Entstehung neuer Diaspora-Identitäten antworten europäische Gesellschaften mit wachsendem Nationalismus. Prominente jüdische Akteure werden zu Vorzeige-Europäern, während zugleich Europas Nationalisten den Staat Israel für sich vereinnahmen, als Bollwerk des „christlich-jüdischen Abendlandes“ gegen den „Orient“.

Die 12. Europäische Sommeruniversität für Jüdische Studien Hohenems wird vom 6. bis 11. Juni 2021 – in gewohnt breiter interdisziplinärer Perspektive – den historischen und sozialen, wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Dimensionen der jüdischen Rolle – als Akteure aber auch als Spielfiguren – im Projekt Europa und seiner aktuellen Bedrohung nachgehen.

Mit Natan Sznaider (Tel Aviv), Diana Pinto (Paris),  Felicitas Heimann-Jelinek (Wien), Hanan Bordin (Jerusalem/Regensburg), Armin Eidherr (Salzburg), Michael Studemund-Halevy (Hamburg), Andreas Kilcher (Zürich), Kiran Patel (München), Liliana Feierstein (Berlin), Philipp Lenhard (München), Alfred Bodenheimer (Basel), Noam Zadoff (Innsbruck), Michael Miller (Budapest/Wien), Friedrich Battenberg (Darmstadt), Rachel First (München), Erik Petry (Basel), Carsten Wilke (Budapest/Wien), Judith Müller (Basel), Barbara Hände (Basel), Hans-Joachim Hahn (Aachen/Basel), Evita Wiecki (München), Gerhard Langer (Wien) und Daniel Mahla (München.

Informationen und Anmeldungen unter:
www.jgk.geschichte.uni-muenchen.de

Teilnahmegebühr
für Studierende (inklusive Unterbringung und Frühstück) 250,- €

für Nicht-Studierende
220,- € (ohne Übernachtung)

Die Veranstaltung wird unterstützt durch:
Amt der Vorarlberger Landesregierung, Kultur und Wissenschaft – Amt der Stadt Hohenems – Collini Hohenems – Freundeskreis des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur, München

Brian Klug: „Oh, was für ein verwickeltes Netz wir weben“. Europas jüdische Frage enträtseln

Datum:
Uhrzeit bis

Online-Vortrag und Gespräch mit Dr. Brian Klug, London (auf Englisch)

Die Aufzeichnung der Veranstaltung findet sich hier:
https://www.youtube.com/watch?v=LfPA7bgWerQ

Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums Hohenems und des Bruno Kreisky Forums für Internationalen Dialog, Wien, in der Reihe „Borders. Grenzen und Identitäten“ und im Programm zur Ausstellung „Die letzten Europäer“

Die Idee eines Nachkriegseuropas, das sich auf universelle Werte wie Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden gründet, trägt den Namen ‚Projekt Europa‘, das „neue Europa“. Aus einer jüdischen Perspektive, wie sie Brian Klug entfaltet, sind Juden als Juden in die Krise dieses Neuen Europa verwoben, die zugleich eine Krise des Judentums ist. Denn das neue Europa wird immer noch von der ‚Judenfrage‘ des alten Europas heimgesucht; und Juden sind es auch. Der allgemeine Sinn dieser giftigen Frage (deren Wurzeln in der Antike liegen) ist der folgende: „Was soll Europa mit seinen Juden tun?“ Mit dem Wechsel von Alt zu Neu sind die Juden vom „Gegenbild“ zum Vorbild geworden: vom inneren Fremden zu „den ersten, den ältesten Europäern“, wie Romano Prodi es als Präsident der Europäischen Kommission schon 2004 behauptete. Der Bindestrich in „jüdisch-christlich“ schreibt das Judentum in das europäische Selbst ein. Zugleich wird Europa in den jüdischen Staat eingeschrieben: „Europa endet in Israel. Östlich von Israel gibt es kein Europa mehr“ (Benjamin Netanjahu). Diese Verflechtung des Neuen Europa und den Juden bedeutet zugleich die Ausgrenzung des Islam (wie auch der Palästinenser).
„Oh, was für ein verwickeltes Netz wir weben“ (Walter Scott). Brian Klug plädiert dafür, um der Zukunft willen dieses Netz an den Nähten zu entflechten: Europas jüdische Frage zu enträtseln.

Brian Klug ist Senior Research Fellow in Philosophie an St. Benet’s Hall, Oxford; Mitglied der philosophischen Fakultät der Universität Oxford; Honorary Fellow des Parkes Institute for the Study of Jewish/non-Jewish Relations, Universität Southampton; und Fellow des College of Arts and Sciences, Saint Xavier University, Chicago. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Patterns of Prejudice und Mitglied der internationalen Beiräte für das Islamophobia Studies Yearbook; ReOrient: The Journal of Critical Muslim Studies; und „Negotiating Jewish Identity: Jüdisches Leben im Norwegen des 21. Jahrhunderts“ (ein Projekt des Norwegischen Zentrums für Studien über den Holocaust und religiöse Minderheiten). Er hat umfangreich über Judentum, Antisemitismus, Islamophobie, Rassismus und verwandte Themen publiziert. Zu seinen Büchern über jüdische Themen gehören: Being Jewish and Doing Justice: Bringing Argument to Life; Offence: The Jewish Case; A Time To Speak Out: Independent Jewish Voices on Israel, Zionism and Jewish Identity (als Mitherausgeber).

Michael Miller: Erste Paneuropäer? Juden und die Paneuropa-Union

Datum:
Uhrzeit bis
Location: Jüdisches Museum Hohenems Schweizer Straße 5, 6845 Hohenems

Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Michael Miller, Budapest/Wien (auf Englisch)

Die Veranstaltung findet live im Museum (nur mit Voranmeldung) und online statt.
Hier der Vortrag auf YouTube:

Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi, Gründer der Paneuropa-Union, war eine schillernde Figur: Aristokrat, Kosmopolit und leidenschaftlicher Gegner des Antisemitismus. Die Paneuropa-Union, die ein Europa ohne Grenzen imaginierte, hatte – neben so manchen nach neuer Orientierung suchenden Angehörigen des Adels – zahlreiche Juden unter ihren Mitgliedern, die sich von der Idee eines toleranten, brüderlichen Europas angezogen fühlten. Und dies obwohl sich die Paneuropa-Union als christliche Bewegung verstand. Michael Miller beschäftigt sich in seinem Vortrag mit der Paneuropa-Union der Zwischenkriegszeit, ihrer Anziehungskraft für Juden, ihrer Auseinandersetzung mit der damaligen Judenfrage und ihrer Befürwortung von Pazifismus und transnationalem Ausgleich. Am Ende stand die Paneuropa-Union auf verlorenem Posten – und wurde zugleich zum Wegbereiter der Europäischen Union nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs.

Michael Miller leitet das Nationalismusstudien-Programm an der Central European University in Wien/Budapest und unterrichtet dort auch im Programm Jüdische Studien. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Wirkung der Nationalitätenkonflikte auf die religiöse, kulturelle und politische Entwicklung jüdischer Gemeinden in Osteuropa. Miller ist Gründungsmitglied des International Consortium für Research on Antisemitism and Racism. 2011 erschien sein Buch Rabbis and Revolution: the Jews of Moravia in the Age of Emancipation. Derzeit arbeitet er an einer Geschichte der ungarischen Juden.

Die Teilnahme vor Ort ist nur mit Anmeldung möglich. Eine Registrierung, das Tragen einer FFP2-Maske sowie das Vorweisen eines negativen Corona-Bescheids (getestet, geimpft, genesen) sind erforderlich.

Die Familie Brunner. Eine europäisch-jüdische Geschichte. Hohenems-Triest-Wien

Datum:
Uhrzeit bis

Buchvorstellung mit Hannes Sulzenbacher (Wien)
Salomon Sulzer Saal, Schweizer Straße 21, Hohenems

nur mit Anmeldung!

Online Zugang auf Zoom:
https://us02web.zoom.us/j/89845966753?pwd=TG5MWjhJdXhhZldHTm8vUGNSTThBUT09#success

Waren ihre Vorfahren noch Metzger und Viehhändler in Hohenems gewesen, so erlebte die jüdische Familie Brunner einen steilen sozialen und kulturellen Aufstieg: Anfang des 19. Jahrhunderts verließ fast eine ganze Generation Vorarlberg, um woanders ihr Glück zu suchen. Ihr Ziel war die österreichische Hafenstadt Triest, deren rasante Entwicklung als habsburgische Mittelmeermetropole auch den Brunners eine Glanzzeit bescherte. Aus Wirtschaftsmigranten wurden Wirtschaftsmagnaten, aus Großhändlern schließlich Großbürger. Die Geschichte weiter Teile Europas spiegelt sich in einer Familie, die bald über weite Teile Europas verstreut lebte und dennoch miteinander und mit Hohenems in engem Kontakt blieb. Mit der Entwicklung Europas zu einem Kontinent des Nationalismus und gegenseitigen Hasses, mit den Verheerungen zweier Weltkriege und der Vertreibung und Vernichtung der europäischen Juden endet auch die Hochblüte der Familie Brunner. Teile der Familie werden in alle Welt zerstreut. Noch immer aber treffen sich Angehörige der Familie regelmäßig, irgendwo auf dem Globus, oder in Hohenems.

Ausgangspunkt für dieses Buch ist die Ausstellung „Die letzten Europäer. Jüdische Perspektiven auf die Krisen einer Idee“ im Jüdischen Museum Hohenems – und eine umfangreiche Dauerleihgabe an das Museum: der Nachlass von Carlo Alberto Brunner, bestehend aus Briefen und Dokumenten, Memorabilia und Alltagsgegenständen vieler Generationen der Familie Brunner. Sie ermöglichen einen Blick auf 300 Jahre jüdischer Familiengeschichte und auf ein europäisches Zeitalter, das in Krieg und Zerstörung endete.

Hannes Sulzenbacher, geboren 1968 in Innsbruck, ist Co-Leiter von QWIEN – Zentrum für queere Geschichte (Wien) und freier Ausstellungskurator. Seit 2014 ist er Leiter des wissenschaftlich-kuratorischen Teams der Neuaufstellung der österreichischen Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau.

Das Buch:
Hannes Sulzenbacher: Die Familie Brunner. Eine europäisch-jüdische Geschichte. Hohenems-Triest-Wien. 236 Seiten, 95 Abbildungen, 17 x 24 cm, 19,80 €, Hohenems: Bucher Verlag, 2021, ISBN: 978-3-99018-573-5

KuratorInnenführung: Jüdische Perspektiven auf die Krisen einer Idee

Datum:
Uhrzeit bis

mit Felicitas Heimann-Jelinek

Foto: Dietmar Walser

Was war das „Projekt Europa“ und was ist daraus geworden? Und was wird aus ihm werden? Ist die Europäische Gemeinschaft in Zeiten beunruhigender globaler Herausforderungen – und nicht nur im Zeichen der Corona-Pandemie – noch weiter auseinander statt näher zusammengerückt? Werden nationale Interessen immer mehr gegen europäische Lösungen ausgespielt?

Vor dem Hintergrund dieser Fragen blickt das Jüdische Museum Hohenems auf jüdische Individuen, die angesichts der Zerstörungen Europas und der versuchten Vernichtung der europäischen Juden im 20. Jahrhundert nationale und kulturelle Grenzen überschritten, die universelle Geltung von Menschenrechten erneut einforderten und vehement einen europäischen Traum verfolgten. Anhand ihres Engagements für ein geeintes und friedliches Europa erkundet die Ausstellung gleichzeitig dessen neuerliche Bedrohung.

Auftakt für diesen Blick auf europäische Utopien und Ernüchterungen bildet das Eingedenken der Ohnmacht, ein Rückblick auf die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, auf Kriege, Völkermorde und Bürgerkriege in Europa und im Zeichen des europäischen Kolonialismus.

Nicht nur angesichts der schier unvorstellbaren Opfer, welche die entgrenzte Gewalt der „zivilisierten“ Gesellschaften Europas forderte, verstand sich das europäische Projekt auch als inklusives Friedensprojekt. Heute erscheint die EU zusehends als defensives Bündnis zur Wahrung von Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen. Wird das Projekt Europa daran scheitern?

Anmeldung erforderlich unter:
T +43(0)5576 73989 | E-Mail: office@jm-hohenems.at

Bei starker Buchung wird die Führung zweimal hintereinander durchgeführt.

Jens Hacke: Moritz Julius Bonn – von Hohenems in die Krise der europäischen Demokratie

Datum:
Uhrzeit

Online-Vortrag und Gespräch mit Dr. Jens Hacke (Hamburg)
Hier die Aufzeichnung des Vortrags:

In Hohenems habe er als Kind erstmals „zollfeindliche Luft geatmet“, so schrieb der bedeutende Nationalökonom, Kritiker des Kolonialismus und Kämpfer für eine plurale Demokratie in seiner Autobiographie „So macht man Geschichte“. In der Sommerfrische im Haus seines Großvaters Marco Brunner im Hohenemser Judenviertel lernte der geborene Frankfurter auch einen antiautoritären Umgang mit

Moritz Julius Bonn,  Bundesarchiv

Grenzen kennen. Bonn war ein herausragender liberaler Intellektueller, der Kosmopolitismus, pragmatische Vernunft und Gerechtigkeitssinn verkörperte. 1933 verjagten ihn die Nazis aus Berlin ins Exil nach England, von wo er in den 1950er Jahren den Verkauf des Brunner Hauses in Hohenems organisierte.

 

 

Jens Hacke, Politikwissenschaftler und Autor, hat über Philosophie der Bürgerlichkeit promoviert und beschäftigt sich – so wie schon vormals Moritz Julius Bonn – mit der Existenzkrise der Demokratie und des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Er hat, als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung und in verschiedenen Gastprofessuren entscheidend zur Wiederentdeckung Bonns beigetragen.

Eine Veranstaltung im Begleitprogramm zur Ausstellung „Die letzten Europäer“

 

Hilda Monte zum Gedenken

Datum:
Uhrzeit bis

17.00 Uhr: Evangelischer Friedhof Feldkirch, Wichnergasse 24
Enthüllung der Gedenktafel für Hilda Monte
Kurze Ansprachen von:
Margit Leuthold, Pfarrerin der ev. Gemeinde Feldkirch
Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems
Thomas Hopfner, SPÖ Vorarlberg

Hier zur Aufzeichnung der Gedenkfeier am Friedhof:
https://youtu.be/n35Z5gt2-kg

18.00 Uhr: Arbeiterkammer Feldkirch, Widnau 2-4
„Has the world become too small?”. Hilda Monte im Widerstand gegen den NS und ihr Kampf für ein vereinigtes sozialistisches Europa
Es sprechen:
Prof. Dr. Andreas Wilkens (Paris/Metz): Aus dem Widerstand zur Einheit Europas. Hilda Montes Überlegungen zur Nachkriegszeit
Tobias Reinhard (Hohenems): Hilda Monte, der Arbeiterwiderstand und ihre letzte Mission in Vorarlberg

Hier zur Aufzeichnung der Reden im Saal der Arbeiterkammer:
https://youtu.be/Z4gAAkq0Dkk

 

Wenige Tage vor dem Kriegsende wurde die Widerstandskämpferin und Schriftstellerin Hilda Monte am 17. April 1945 in Feldkirch an der Grenze zu Liechtenstein erschossen. Ihre letzte Ruhestätte fand die jüdische Sozialistin auf dem evangelischen Friedhof. 1914 in Wien als Hilde Meisel geboren und in Berlin aufgewachsen hatte sie sich schon früh dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund angeschlossen. Nach 1933 ging sie nach Paris, dann nach London ins Exil, unterstützte als Kurierin den Arbeiterwiderstand gegen den Nationalsozialismus, schrieb Bücher über den Kampf gegen Hitler und die zukünftige Einheit Europas – und nahm im April 1945 eine Mission nach Vorarlberg an, um die Perspektiven einer demokratischen Entwicklung Vorarlbergs und Österreichs nach der Niederlage des NS-Staates zu sondieren. Hilda Monte war von Beginn an geprägt von der internationalistischen Ausrichtung ihrer politischen Gruppe, dem „Internationalen Sozialistischen Kampfbund“ (ISK). Stärker als andere entwickelt sie mit der Zeit eine genuin „europäische“ Überzeugung. Begründung und Konzeption einer künftigen europäischen „Föderation“ legte sie in ihrem Buch „The Unity of Europe“ von Oktober 1943 dar, bis hin zur Skizzierung europäischer Institutionen. Ihre Forderung lautete, das „alte Spiel der Souveränität“ der Nationen zu beenden und ein sozialistisches Europa zu schaffen, als revolutionäre Kraft in einer globalisierten Welt.

Eine gemeinsame Veranstaltung von: Arbeitsgemeinschaft für Christentum und Sozialdemokratie Vorarlberg; erinnern.at; Ev. Kirche Feldkirch; Johann-August-Malin-Gesellschaft; Jüdisches Museum Hohenems; Renner-Institut Vorarlberg; Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen Vorarlberg; SPÖ-Vorarlberg; Stadt Feldkirch

Rainer Münz: Migration und Wanderarbeit in Europa – vor, während und nach der CoVid-Krise

Datum:
Uhrzeit bis

Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Rainer Münz, Wien 
Hier der link zur Aufzeichnung des Vortrags:

Längerfristige Arbeitsmigration hat in Europa genauso Tradition wie kurzfristige oder periodische Wanderarbeit. Bei der Arbeitsmigration dominierte allerdings bis in die 1950er Jahre die Auswanderung nach Übersee. Wanderarbeit fand hingegen kleinräumiger innerhalb Europas statt und wurde lange Zeit von den saisonalen Erfordernissen der Land- und Forstwirtschaft geprägt. Erst nach 1950 kam es zuerst im Nordwesten und später auch im Süden Europas zur Einwanderung von Arbeitskräften: teils aus anderen Staaten Europas, teils auch aus anderen Weltregionen. Im letzten Jahrzehnt gab es zwar eine Wanderung von Arbeitskräften innerhalb der EU, aber nur wenig Rekrutierung von außerhalb. In der politischen Wahrnehmung – und in manchen Jahren auch quantitativ – dominierte der Zustrom von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Während der CoVid-Krise und den seit März 2020 periodisch verfügten Grenzschließungen wurde zweierlei deutlich: Einerseits das Ausmaß, in dem Ökonomien und Gesellschaften Europas durch traditionelle und vor allem durch moderne Formen der Wanderarbeit miteinander verbunden sind; andererseits unter welchen oft prekären Bedingungen ein Teil der „Arbeitsnomaden“ ohne festen Wohnsitz am Arbeitsort leben und arbeiten müssen. Daran wird sich auch nach Ende der Krise wenig ändern. Zugleich ist angesichts hoher Arbeitslosigkeit absehbar, dass es in den kommenden Jahren weniger Bedarf an der Zuwanderung von Arbeitskräften geben wird. Das Interesse, in Europa Arbeit und Einkommen zu finden, wird hingegen kaum kleiner werden. Zu fragen ist, wie wir mit diesem Spannungsfeld umgehen wollen.

Rainer Münz ist ein international bekannter Migrations- und Sozialforscher. Von 2015 bis 2019 war er Berater von EU-Kommissionspräsident J.C Juncker. Zwischen 2005 und 2015 leitete er die Forschungsabteilung der Erste Bank. Davor war er als Hochschullehrer an mehreren Universitäten tätig. Seit 2020 unterrichtet er als Gastprofessor an der Central European University (Budapest-Wien) sowie an der Diplomatischen Akademie (Wien).

Eine Veranstaltung im Begleitprogramm zur Ausstellung „Die letzten Europäer“

KuratorInnenführung: Jüdische Perspektiven auf die Krisen einer Idee

Datum:
Uhrzeit bis

mit Felicitas Heimann-Jelinek

Foto: Dietmar Walser

Was war das „Projekt Europa“ und was ist daraus geworden? Und was wird aus ihm werden? Ist die Europäische Gemeinschaft in Zeiten beunruhigender globaler Herausforderungen – und nicht nur im Zeichen der Corona-Pandemie – noch weiter auseinander statt näher zusammengerückt? Werden nationale Interessen immer mehr gegen europäische Lösungen ausgespielt?

Vor dem Hintergrund dieser Fragen blickt das Jüdische Museum Hohenems auf jüdische Individuen, die angesichts der Zerstörungen Europas und der versuchten Vernichtung der europäischen Juden im 20. Jahrhundert nationale und kulturelle Grenzen überschritten, die universelle Geltung von Menschenrechten erneut einforderten und vehement einen europäischen Traum verfolgten. Anhand ihres Engagements für ein geeintes und friedliches Europa erkundet die Ausstellung gleichzeitig dessen neuerliche Bedrohung.

Auftakt für diesen Blick auf europäische Utopien und Ernüchterungen bildet das Eingedenken der Ohnmacht, ein Rückblick auf die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, auf Kriege, Völkermorde und Bürgerkriege in Europa und im Zeichen des europäischen Kolonialismus.

Nicht nur angesichts der schier unvorstellbaren Opfer, welche die entgrenzte Gewalt der „zivilisierten“ Gesellschaften Europas forderte, verstand sich das europäische Projekt auch als inklusives Friedensprojekt. Heute erscheint die EU zusehends als defensives Bündnis zur Wahrung von Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen. Wird das Projekt Europa daran scheitern?

Anmeldung erforderlich unter:
T +43(0)5576 73989 | E-Mail: office@jm-hohenems.at

Bei starker Buchung wird die Führung zweimal hintereinander durchgeführt.

Irgendwo zwischen Europa und Israel – ein Gespräch mit Avraham Burg (auf Englisch)

Datum:
Uhrzeit bis

Eine Online-Veranstaltung des Jüdischen Museums Hohenems und des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog (Wien), in der Reihe Borders. Grenzen und Identitäten und im Programm zur Ausstellung Die letzten Europäer

Schon immer waren Konflikte um die Zukunft Europas damit verbunden, über die Rolle der europäischen Juden zu streiten. Ihre Emanzipation galt als Testfall der liberalen Hoffnungen des 19. Jahrhunderts, und ihr grenzüberschreitender Kosmopolitismus als Vorläufer europäischer Einigung – oder als Sündenbock für nationalistische Ideologien. Heute scheint der Staat Israel symbolisch an diese Stelle zu treten – freilich unter umgekehrten Vorzeichen, als Lieblingskind rechtspopulistischer und nationalistischer Politiker. Avraham Burg hat in seinem Leben schon viele Grenzen überschritten. Nach seiner politischen Karriere engagiert sich Avraham Burg publizistisch und in verschiedenen politischen Initiativen für einen ethnisch und religiös neutralen Staat seiner Bürgerinnen und Bürger, ein Staat der den Idealen der Europäischen Union folgen würde. Während diese Ideale im Europa der Gegenwart freilich zunehmend unter Druck geraten. In einem Interview mit der Zeitung Haaretz hat er unlängst erklärt, warum er nicht länger den Eintrag „Jüdisch“ als „Nationalität“ im israelischen Melderegister tragen will.

Avraham Burg, geboren 1955 in Jerusalem, israelischer Autor und ehemaliger hochrangiger Politiker. Sein in Dresden geborener Vater Josef Burg war Rabbiner, Führer der Nationalreligiösen und Minister in einundzwanzig israelischen Regierungen. Avraham Burg hingegen verband sein politisches Engagement mit der Bewegung Peace Now und der Arbeiterpartei. Zwischen 1995 und 1999 war er Vorsitzender der World Zionist Organisation, dann vier Jahre lang Präsident der Knesset, des israelischen Parlaments. 2004 verließ er die Politik, nachdem er öffentlich gefordert hatte, Israel müsse sich zwischen Demokratie und der Diskriminierung der arabischen Minderheit entscheiden. „The patriarch Abraham discovered God outside the boundaries of the Land of Israel, the tribes became a people outside the Land of Israel, the Torah was given outside the Land of Israel, and the Babylonian Talmud, which is more important than the Jerusalem Talmud, was written outside the Land of Israel, the past 2,000 years, which shaped the Judaism of this generation, happened outside Israel. The present Jewish people was not born in Israel.”

In Kooperation mit dem Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog (Wien)

Die Aufzeichnung der Veranstaltung findet sich hier:

 

 

 

KuratorInnenführung: Jüdische Perspektiven auf die Krisen einer Idee

Datum:
Uhrzeit

mit Michaela Feurstein-Prasser

Foto: Dietmar Walser

Was war das „Projekt Europa“ und was ist daraus geworden? Und was wird aus ihm werden? Ist die Europäische Gemeinschaft in Zeiten beunruhigender globaler Herausforderungen – und nicht nur im Zeichen der Corona-Pandemie – noch weiter auseinander statt näher zusammengerückt? Werden nationale Interessen immer mehr gegen europäische Lösungen ausgespielt?

Vor dem Hintergrund dieser Fragen blickt das Jüdische Museum Hohenems auf jüdische Individuen, die angesichts der Zerstörungen Europas und der versuchten Vernichtung der europäischen Juden im 20. Jahrhundert nationale und kulturelle Grenzen überschritten, die universelle Geltung von Menschenrechten erneut einforderten und vehement einen europäischen Traum verfolgten. Anhand ihres Engagements für ein geeintes und friedliches Europa erkundet die Ausstellung gleichzeitig dessen neuerliche Bedrohung.

Auftakt für diesen Blick auf europäische Utopien und Ernüchterungen bildet das Eingedenken der Ohnmacht, ein Rückblick auf die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, auf Kriege, Völkermorde und Bürgerkriege in Europa und im Zeichen des europäischen Kolonialismus.

Nicht nur angesichts der schier unvorstellbaren Opfer, welche die entgrenzte Gewalt der „zivilisierten“ Gesellschaften Europas forderte, verstand sich das europäische Projekt auch als inklusives Friedensprojekt. Heute erscheint die EU zusehends als defensives Bündnis zur Wahrung von Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen. Wird das Projekt Europa daran scheitern?

Anmeldung erforderlich unter:
T +43(0)5576 73989 | E-Mail: office@jm-hohenems.at

Bei starker Buchung wird die Führung zweimal hintereinander durchgeführt.

Omri Boehm: Israel – eine Utopie

Datum:
Uhrzeit bis

Lesung und Gespräch mit Omri Boehm (New York/Berlin)

Foto: Neda Navaee

Zwischen einem jüdischen Staat und einer liberalen Demokratie besteht ein eklatanter Widerspruch, sagt der israelische Philosoph Omri Boehm. Denn Jude ist, wer „jüdischer Abstammung“ ist – oder religiös konvertiert.
In einem großen Essay entwirft er die Vision eines ethnisch neutralen Staates, der seinen nationalistischen Gründungsmythos überwindet und so endlich eine Zukunft hat.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Israel dramatisch verändert: Während der religiöse Zionismus immer mehr Zuspruch erfährt, fehlt es der Linken an überzeugenden Ideen und Konzepten. Die Zwei-Staaten-Lösung gilt weithin als gescheitert. Angesichts dieses Desasters plädiert Omri Boehm dafür, Israels Staatlichkeit neu zu denken: Nur die Gleichberechtigung aller Bürger kann den Konflikt zwischen Juden und Arabern beenden. Aus dem jüdischen Staat und seinen besetzten Gebieten muss eine föderale, binationale Republik werden. Eine solche Politik ist nicht antizionistisch, sondern im Gegenteil: Sie legt den Grundstein für einen modernen und liberalen Zionismus.

Omri Boehm, geboren 1979 in Haifa, studierte in Tel Aviv und diente beim israelischen Geheimdienst Shin Bet. In Yale promovierte er über „Kants Kritik an Spinoza“, heute lehrt er als Professor für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Er ist israelischer und deutscher Staatsbürger, hat u.a. in München und Berlin geforscht und schreibt über israelische Politik in Haaretz, Die Zeit und The New York Times.

Das Buch
Israel – eine Utopie
Propyläen Verlag, Berlin 2020
Gebunden, 256 Seiten, € 20,60
ISBN 978-3-549-10007-3

ORT
Salomon Sulzer Saal
Schweizer Str. 21, 6845 Hohenems

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Gerald Knaus: Welche Grenzen brauchen wir?

Datum:
Uhrzeit bis
Location: Salomon Sulzer Saal

Lesung und Gespräch mit Gerald Knaus (Berlin)


Foto: Francesca Scarpa/ESI

Kein anderes Thema hat die europäische Politik in den letzten Jahren so beeinflusst wie die Debatte um Geflüchtete, Asyl und Migration. Dabei wird die Diskussion dominiert von Schlagworten, falschen Tatsachenbehauptungen und Scheinlösungen.

Gerald Knaus erklärt in seinem Buch, worum es tatsächlich geht, und zeigt, dass humane Grenzen möglich sind. Der Migrationsexperte, dessen Analysen Regierungen in ganz Europa beeinflusst haben, erläutert, welche Grundsatzprobleme wir dafür lösen müssten und wie aus abstrakten Prinzipien mehrheitsfähige umsetzbare Politik werden kann. Er erklärt außerdem, warum das vielen Gesellschaften schwer fällt und selbst viele Bürger mit widersprüchlichen Emotionen ringen – hier Empathie, da Angst vor Kontrollverlust – und wie eine Politik, die Fakten und Emotionen ernst nimmt, möglich wird.

Gerald Knaus ist Gründungsdirektor der Denkfabrik European Stability Initiative (ESI). Regierungen und Institutionen in Europa hören auf ihn, wenn es um Fragen von Flucht, Migration und Menschenrechten geht. Er studierte Philosophie, Politik und internationale Beziehungen in Oxford, Brüssel und Bologna, ist Gründungsmitglied des European Council on Foreign Relations und war für fünf Jahre Associate Fellow am Carr Center for Human Rights Policy der Harvard University Kennedy School of Governance in den USA. Gerald Knaus lebt heute in Berlin.

„Gerald Knaus hätte die Lösung.“ Der Tagesspiegel
„Kann dieser Mann das EU-Türkei-Migrationsabkommen retten?“ Foreign Policy

Das Buch:

Welche Grenzen brauchen wir?
Zwischen Empathie und Angst – Flucht, Migration und die Zukunft von Asyl
Piper Verlag, Klappenbroschur, 336 Seiten, € 18,-
EAN 978-3-492-05988-6

ORT
Salomon Sulzer Saal
Schweizer Str. 21, 6845 Hohenems

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Yves Kugelmann: Jüdisch in Europa

Datum:
Uhrzeit bis

Filmvorführung, anschließend Gespräch mit Yves Kugelmann (Zürich)

Ein Film von Christoph Weinert, Deutschland, 2019, 102 min. Mit Alice Brauner und Yves Kugelmann

in Marseille

in Venedig

in Straßburg

in Berlin

Agnes Heller

Der als Roadmovie angelegte Film JÜDISCH IN EUROPA räumt auf mit alten Mythen und zeigt eine selbstbewusste, heterogene und streitbare jüdische Gemeinschaft. Gemeinsam mit dem Regisseur Christoph Weinert haben sich die deutsche Filmproduzentin Alice Brauner und der Schweizer Publizist Yves Kugelmann, beide selbst Juden, auf eine Reise durch Europa gemacht. Von Tanger über Marseille und Straßburg nach Frankfurt und von Berlin über Warschau führt ihr Weg sie auch nach Budapest, wo sie die ungarisch-jüdische Philosophin Ágnes Heller kurz vor ihrem Tod zu einem letzten Gespräch trafen. Die Reise auf den Spuren zwischen belasteter Geschichte, gelebter Tradition und herausfordernder Moderne endet schließlich im ehemaligen Jüdischen Ghetto von Venedig.

Der Film versucht bestehende Stereotype aufzubrechen und das jüdische Alltagsleben zwischen Mehrheits- und Minderheitengesellschaften ungefiltert zu zeigen. Eine Bestandsaufnahme darüber, wie die Juden in Europa heute denken und leben. Wie sehrstimmt das mediale Bild von Übergriffen und Attacken überein mit der alltäglichen Realität jüdischer Menschen? Wie sehr bestimmt das Holocausttrauma deren Leben – und wer ist eigentlich jüdisch? Eine Reise voller Überraschungen.

ORT
Salomon Sulzer Saal
Schweizer Str. 21, 6845 Hohenems

Nur mit Anmeldung:
T +43(0)5576 73989 | E-Mail: office@jm-hohenems.at