Hilde Meisel – Hilda Olday – Hilda Monte: The Unity of Europe

Europäisches Tagebuch, 17. April 2023: Heute vor 78 Jahren, wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Schriftstellerin Hilda Monte am Grenzkontrollpunkt Tipis zwischen Vorarlberg und Liechtenstein erschossen.

von Hanno Loewy

Geboren wurde die sozialistische Widerstandskämpferin unter dem Namen Hilde Meisel am 31. Juli 1914 in Wien, drei Tage nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns gegen Serbien, mit der der erste Weltkrieg begann.

1915 zog ihre Familie – ihre Eltern Rosa und ernst Meisel und ihre ältere Schwester Margot – nach Berlin, wo ihr Vater ein Import-Export Geschäft führte. Schon als Jugendliche schloss sie sich dem „Internationalen Sozialistischen Kampfbund“ (ISK) an, der 1926 vom Philosophen Leonard Nelson gegründet wurde. 1929 besuchte sie zum ersten Mal England, 1932 ging sie für kurze Zeit nach Paris. Regelmäßig veröffentlichte sie in der ISK-Zeitschrift Der Funke Analysen der politischen und wirtschaftlichen Situation in England, Frankreich und Deutschland, Spanien und den Kolonien, nicht zuletzt in Afrika. Einer der letzten Texte, die sie im Februar 1933 im Funke veröffentlichte, beschäftigte sich mit dem Waffenschmuggel zwischen italienischen, österreichischen und ungarischen Faschisten, der über die Munitionsfabriken von Hirtenberger in Österreich abgewickelt wurde.
Die Jahre 1933 und 1934 erlebte sie wieder im Deutschen Reich, bevor sie 1934 nach Paris und 1936 nach London emigrierte. Mehrere Male reiste sie auch danach illegal ins Deutsche Reich und half dabei, Aktionen des Arbeiterwiderstands zu organisieren. 1938 ging sie, um ihre Ausweisung aus England zu verhindern, eine Scheinehe mit dem deutsch-britischen Karikaturisten John Olday ein und wurde dadurch britische Staatsbürgerin.

Hilda Monte; © Archiv Jüdisches Museum Hohenems

Auch während des Krieges blieb sie im Widerstand aktiv, sei es als Kurierin der Internationalen Transportarbeiter-Föderation oder im Auftrag alliierter Geheimdienste. Und sie schrieb, zumeist unter dem Namen Hilda Monte. 1940 erschien ihr gemeinsam mit Fritz Eberhard (eigentlich Hellmuth von Rauschenplat) verfasstes Buch How to conquer Hitler. Sie war am Aufbau des Radiosenders „Europäische Revolution“ beteiligt und arbeitete für die deutschen Arbeiter-Sendungen der BBC. 1942 berichtete sie im Radio auch über die begonnene Massenvernichtung der Juden im besetzten Polen. Daneben schrieb sie Gedichte – und arbeitete an ihrem Roman Where Freedom Perished, der erst 1947 erscheinen sollte.

1943 erschien in London ihr Buch The Unity of Europe, in dem sie eine Vision für ein vereintes sozialistisches Europa mit gemeinsamen Institutionen, als politisch unabhängige revolutionäre Kraft zwischen den USA und der Sowjetunion entwickelte.

1944 ließ sie sich zusammen mit Anna Beyer, einer ISK-Kameradin, im Auftrag des amerikanischen Geheimdienstes OSS und österreichischer Sozialisten ins besetzte Frankreich einschleusen. Bald darauf holten René und Hanna Bertholet sie in die Schweiz, ins Tessin und nach Zürich, wo sie mit sozialistischen Emigranten gemeinsam Pläne für die Zeit nach der Befreiung entwarfen – und Hilda Monte davon träumte in China Genossenschaften aufzubauen und alternative Wirtschaftsformen zu studieren, während sie in Mußestunden Tonskulpturen anfertigte.

Im April 1945 meldete sie sich erneut für einen heiklen Auftrag. Von Zürich aus ging sie illegal über die Grenze, um Kontakt mit Sozialisten in Vorarlberg herzustellen, mit einem Fragebogen im Kopf, der das Verhältnis verschiedener Widerstandsgruppen zu einander und die politischen Perspektiven in Vorarlberg nach der Befreiung ausloten sollte. Vermutlich sollte sie auch die Möglichkeiten ausloten, sozialistische Emigranten ins Reich zu schleusen, um den politischen Neuanfang nach der Befreiung vorzubereiten.

Auf dem Rückweg von Feldkirch nach Liechtenstein wurde sie am 17. April 1945 in der Nacht an der Grenze von einer Grenzwache aufgegriffen und im Zollamt Tisis festgehalten. Beim Versuch, in den Morgenstunden zu fliehen, wurde sie angeschossen und verblutete an Ort und Stelle.
Ihre gefälschten Papiere wiesen sie als Eva Schneider aus Berlin aus: „Kontoristin im Propagandaministerium“. Sie wurde als „vermutlich protestantisch“ auf dem evangelischen Friedhof von Feldkirch beigesetzt. Österreichische Sozialisten setzten auf ihr Grab den Stein mit der Inschrift: „Hier ruht unsere unvergessliche Genossin Hilde Monte-Olday. Geb. 31.7. 1914 in Wien. Gest. 17.4.1945 in Feldkirch. Sie lebte und starb im Dienste der sozialistischen Idee“.

Grab von Hilda Monte

Viele ihrer Genossinnen und Genossen wurden prominente Mitglieder der SPD, wie Susanne Miller und Willi Eichler, der große Teile des Godesberger Programms schrieb, Gründerinnen und Gründer politischer und philosophischer Akademien oder, wie Hanna und René Bertholet, der Europäischen Verlagsanstalt in Hamburg. All dies hat Hilda Monte, geboren am Beginn des ersten Weltkriegs, getötet in den letzten Kriegstagen des zweiten, nicht mehr erlebt. Auch nicht die Gründung der Europäischen Gemeinschaft.

1943, als ihr Buch The Unity of Europe erschien, schrieb sie in einem Brief an Julius Braunthal, den Sekretär der Sozialistischen Internationale in London: „If you ask me what nationality you should add to my name – I must say that I don’t quite know how to answer that question. I am British by nationality now, Hungarian by origin, and have lived and worked a lot in Germany. I can only define myself as a European, but I guess that we have not reached the stage where that is permissible.” Mit diesem Anspruch würde sie auch heute noch scheitern.

Gerald Reitlinger: Auf einem Turm von Schädeln

Europäisches Tagebuch, 2. März 2023: Heute vor 123 Jahren wurde Gerald Reitlinger geboren.

von Hanno Loewy

Aus einem Archäologen und Kunstsammler wurde ein Historiker des Holocaust. Das Leben Gerald Reitlingers führte ihn zunächst in die alte Vergangenheit Asiens, bevor ihn die jüngste Vergangenheit Europas dazu brachte, sich in die Archive der Täter zu versenken.

Geboren wurde der jüngste Sohn von Albert Reitlinger und Emma Brunner – die aus der gleichnamigen Hohenemser Familie stammte – am 2. März 1900 in London. Nach seinem Kunststudium an Londoner Akademien und der Kulturwissenschaften in Oxford nahm Reitlinger 1930-31 an Ausgrabungen im Irak teil, unternahm Forschungsreisen in den Iran, die Türkei und nach China. 1932 erschien sein Buch A Tower of Skulls. A Journey Through Persia and Turkish Armenia. Daneben sammelte er mit Begeisterung syrische wie persische Keramik – und lebte das Leben eines exzentrischen Connaisseurs, der für seinen galligen Humor bekannt war.

Gerald Reitlinger, Portrait von Christopher Wood; © Ashmolean Museum, Wikimedia Commons

Im Zweiten Weltkrieg diente er in der britischen Armee zunächst in der Luftabwehr, dann als Ausbilder. Doch nach 1945 widmete er sein Leben der Erforschung des Holocaust. 1953 veröffentlichte er in London die erste Gesamtdarstellung der Schoa: The Final Solution. Betroffen und skeptisch stellt er den nationalen Gedächtnisverlust in Frage, der die ehemaligen Täterländer bald flächendeckend erfasst hatte. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte lehnte es ab, Reitlingers Buch zu veröffentlichen. Man wollte sich in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus nicht von „außen“ stören lassen. Das Buch erschien schließlich trotzdem auf Deutsch unter dem Titel Endlösung. 1956 folgte seine Studie über The SS. Alibi of a Nation 1922-1945. Das Buch bekam von seinem deutschen Verlag freilich einen weniger sarkastischen Titel verpasst, um sie dem deutschen Publikum schmackhaft zu machen: Die SS – Tragödie einer deutschen Epoche. Noch ein drittes Buch über die NS-Verbrechen folgte. The House Built on Sand. The Conflicts of German Policy in Russia 1939–1945 erschien 1960 in London, und unter dem Titel Ein Haus auf Sand gebaut. Hitlers Gewaltpolitik in Russland 1941–1944 auch auf Deutsch.
Reitlinger schrieb über den Holocaust mit unbestechlichem Blick. Aber selbst dem Studium der monströsen Aktenbestände der SS gewann er mit bissigem Sarkasmus einen schwachen Optimismus ab: „Hiob wünschte in seinem Elend, sein Widersacher möge ein Buch schreiben, und sein Gebet wurde erhört, denn es gibt in Wahrheit nichts, das dieser Widersacher nicht zu Papier gebracht hätte. Ich habe fast volle vier Jahre unter diesen Urkunden verbracht und habe ihre Gesellschaft nicht nur düster oder niederdrückend gefunden. Denn auf vielen Seiten huscht und glimmt etwas, ohne das jede Regierung eine Hölle auf Erden wäre – menschliche Fehlbarkeit. (…) Es kann sein, daß mörderisches Rassegefühl unausrottbar in der Natur von Ameisen und Menschen liegt; der Roboterstaat jedoch, der ihm vollen Ausdruck geben würde, kann und wird niemals von Bestand sein.“

Und doch endet sein Buch mit unbequemen Fragen und zugleich mit einer großbürgerlichen Sehnsucht nach „alten Werten“:
„Ist die Beseitigung von auserlesenen Opfern etwas, das geradezu in der Natur des übermächtigen modernen ‚demokratischen‘ Staates verborgen liegt? Kann es wieder geschehen, und kann es in andern Ländern geschehen? Es mag lange dauern, bevor wir die Antwort auf diese Fragen kennen, die wie ein roter Faden durch dieses ‚Postmortem‘ über die Endlösung laufen.
Es ist schwer zu glauben, daß es in Deutschland oder im deutschbesetzten Teil Europas einen Menschen gab, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war und während der letzten zwei Jahre des Krieges nicht wußte, daß die meisten Juden verschwunden waren, oder nicht irgendwo gehört hätte, daß sie erschossen oder vergast worden sind. Ebensowenig nehme ich an, daß es einen Menschen gab, der nicht einen Freund hatte, der jemanden kannte, der ein Massaker gesehen hatte. Mehr als hundert Millionen Menschen müssen von diesen Dingen gewußt und über sie im Flüsterton mit andern gesprochen haben. (…) Der Deutsche von 1933 war eine Art Karikatur der europäischen Zivilisation, die um so leichtfertiger, habgieriger und unkritischer wurde, je mehr materieller Fortschritt die alten Werte untergrub.“

Nach seinen drei Büchern über die NS-Verbrechen kehrte Reitlinger zur Kunst- und Kulturgeschichte zurück. Sein dreibändiges Werk The Economics of Taste (1961-1970) widmet sich der Geschichte des Kunstmarktes von 1760 bis zur Gegenwart. Seine eigene, bedeutende Sammlung, die kurz vor seinem Tod 1978 durch ein Feuer in seinem Haus beschädigt wurde, vermachte er dem Ashmolean Museum in Oxford, wo sie heute die „Gerald Reitlinger Gallery“ bildet.

Eugenie Goldstern – Europäische Ethnologie zwischen Pogrom und Massenvernichtung

Europäisches Tagebuch, 01. März 2023: Heute vor 139 Jahren kam (wahrscheinlich) Eugenie Goldstern in Odessa zur Welt.

von Raphael Einetter

Eugenie (auch Jenja bzw. Jenny) Goldsterns Geburtsdatum ist nicht abschließend geklärt. So tauchen sowohl der 16. Dezember 1883 als auch der 1. März 1884 in Quellen und Literatur auf. Gesichert ist jedenfalls, dass sie im damals zum russischen Kaiserreich zählenden (und heute ukrainischen) Odessa geboren wurde. Als Tochter einer wohlhabenden Familie entstammte sie als vierzehntes Kind der Ehe des Kaufmanns Abraham Goldstern (1832-1905) und dessen Frau Marie Goldstern, geb. Kitower (1844-1913). Die Familie war stark von deutsch-österreichischen Einflüssen geprägt, weshalb die Umgangssprache auch deutsch war, wie Gerhard Milchram bereits 2009 in seinem Beitrag zum Ausstellungskatalog Hast du meine Alpen gesehen? festhielt. Darin ging er auch darauf ein, dass besonderen Wert auf die Erziehung von Eugenie Goldstern und ihren Geschwistern gelegt wurde, was sich an der Anstellung von französischen Gouvernanten, englischen Kindermädchen sowie deutschen Hauslehrern ablesen ließ. 1905 flüchtete Eugenie Goldstern mit einem Teil ihrer Familie vor den Pogromen, bei denen zaristische Soldaten in Odessa ein Blutbad anrichteten, nach Wien.

Eugenie Goldstern, um 1910; Sammlung Frances Freemann, Wellington

Dort absolvierte sie das Gymnasium, interessierte sich für Volkskunde und besuchte ab 1911 als Gasthörerin an der Universität Wien die Vorlesungen von Michael Haberlandt, der zur selben Zeit das Amt als Direktor des Volkskundemuseums Wien angetreten hatte. Das Programm des Vereins für Volkskunde las sich – freundlich betrachtet – wie ein Programmtext vergleichender, europäischer Ethnografie:

„Von den Karpaten bis zur Adria wohnt in dem von Natur und Geschichte gefügten Rahmen des Vaterlandes eine bunte Fülle von Völkerstämmen, welche wie in einem Auszug die ethnographische Mannigfaltigkeit Europas repräsentiert. Germanen, Slaven und Romanen – die Hauptstämme der indo-europäischen Völkerfamilie – setzen in verschiedener historischer Schichtung und nationalen Abschattungen die österreichische Bevölkerung zusammen. Wir bekümmern uns aber nicht um die Nationalitäten selbst, sondern um ihre volksthümliche, urwüchsige Grundlage.“

Doch verleugnete dieser „vergleichende“ Blick, wie sich bald zeigen würde, weder seine rassistischen Prämissen, noch seine paternalistische, deutsch-österreichische Perspektive.

Da eine Promotion in Wien für sie nicht möglich war, setzte die sprachgewandte Eugenie Goldstern, die neben ihrer deutschen Muttersprache auch des Russischen, Polnischen und Französischen mächtig war, ihre Studien beim französischen Ethnologen Arnold van Gennep im schweizerischen Neuchâtel fort. Van Genneps bahnbrechende Studien zur Ethnografie der Initiationsrituale, der „rites de passage“, sollten den Weg zur strukturalistischen Entdeckung der tiefgreifenden Gemeinsamkeiten ganz unterschiedlicher „Kulturen“ öffnen. Und so waren auch Goldsterns Forschungen zum Lebensalltag und zur materiellen Kultur der Menschen in den Alpen von einer vergleichenden Perspektive geprägt, sie sowohl Osteuropa aber auch außereuropäische Gesellschaften mit in den Blick nahm.

Bessans. Volkskundliche monographische Studie über eine savoyische Hochgebirgsgemeinde. Inauguraldissertation von Eugenie Goldstern, Wien 1922

In der Schweiz unternahm sie im Rahmen ihrer Feldforschung Reisen durch entlegene Regionen in den Alpen, wie beispielsweise 1912 in die Hochgebirgstäler des Wallis. Im Winter 1913/1914 beobachtete, fotografierte und dokumentierte sie mehrere Monate das Leben der Menschen im französischen Bessans in Hochsavoyen, wobei sie auch den sozialen Lebensbedingungen ihre Aufmerksamkeit widmete. Schließlich lebte sie monatelang mit den Menschen dort zusammen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrach ihre Forschungen, die sie nach ihrer erzwungenen Rückkehr nach Österreich zunächst im Lammertal in Salzburg fortsetzte. 1918 konnte sie die Feldforschung im schweizerischen Wallis bzw. Graubünden wieder aufnehmen und ihr Studium 1921 schließlich mit der Promotion in Fribourg (Schweiz) bei Paul Girardin beenden. In ihrer Dissertation behandelte sie die Hochgebirgsvölker in Savoyen und Graubünden, insbesondere jene von Bessans sowie des Münstertals in Graubünden.

Während sich die Wiener Volkskunde immer stärker über Rassismus und Antisemitismus definierte, veröffentlichte die Wissenschaftlerin 1924 nochmals Erkenntnisse ihrer Studien zu „alpinen Spielzeugtieren“ und schenkte dem Wiener Volkskundemuseum mehrmals Objekte aus ihrer, über die Jahre gewachsenen, Forschungssammlung.

Krampus mit Kind aus Bessans, 19. Jhdt,, Sammlung Eugenie Goldstern, Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien, Foto: Österreichisches Museum für Volkskunde

Die angestrebte Karriere in Wien blieb ihr als jüdischer Frau jedoch verwehrt und so zog sich Goldstern gezwungenermaßen aus der Wissenschaft zurück. Ihre Leistungen wurden zu ihren Lebzeiten weder in Österreich noch in der Schweiz, wo sie dem alpinen Museum in Bern einen kleineren Teil ihrer Sammlung schenkte, wirklich anerkannt. Unverheiratet und kinderlos half sie in weiterer Folge ihrem Bruder Samuel Goldstern der seit 1915 und bis zur Arisierung 1938 die Fango-Heilanstalt in der Wiener Lazarettgasse leitete. Die meisten Familienmitglieder konnten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus Österreich flüchten, doch Eugenie Goldstern blieb, gemeinsam mit ihrem Bruder Sima Goldstern, weiterhin in Wien. Am 14. Juni 1942 musste sie am Bahnhof Wien Aspang einen Deportationszug nach Lublin besteigen. Nach der Ankunft wurde sie als „nicht arbeitsfähig“ selektiert und ins Vernichtungslager Sobibor verschleppt, wo sie – wahrscheinlich am 17. Juni – bei Ihrer Ankunft ermordet wurde.

Ihre Sammlung blieb lange Zeit in beiden Museen unbeachtet. 1999 machte Albert Ottenbacher mit seiner Eugenie Goldstern-Biografie zum ersten Mal ein größeres Publikum auf sie aufmerksam und 2005 wurde ihr im Wiener Museum für Volkskunde eine erste Ausstellung gewidmet.

„Allah wird schon helfen“. Die Arabistin Hedwig Klein

Europäisches Tagebuch, 12. Februar 2023: Heute vor 112 Jahren wurde die Wissenschaftlerin Hedwig Klein in Antwerpen geboren.

von Hanno Loewy

Hedwig Klein; © Institut für die Geschichte der Deutschen Juden, Hamburg

Ihren Vater, den Kaufmann Abraham Wolf Klein, verlor Hedwig Klein mit nicht einmal fünf Jahren. Er starb als Soldat an der Ostfront für das Deutsche Reich. Da lebte die Familie schon in Hamburg. Bis 1927 dauerte es freilich noch, dass Hedwig, ihre Mutter und ihre Schwester die deutsche Staatsbürgerschaft erhielten.
1931 schrieb Hedwig Klein sich an der Universität Hamburg zum Studium ein. Ihre Wahl: Islamwissenschaft, Semitistik und englische Philologie.  Im Seminar galt sie als zurückhaltend und bescheiden – und zugleich als kritischer Geist, der sich nicht mit fixen Lehrmeinungen abspeisen ließ, sondern leise und bestimmt Zweifel anmeldete. Bald hatte sie den Spitznamen „Šakkāka“, die gewohnheitsmäßige Zweiflerin.

1937 stellt sie ihre Doktorarbeit fertig: die kritische Edition einer arabischen Handschrift über die islamische Frühgeschichte. Doch Juden sind nun, ab dem Frühjahr 1937 nicht mehr zur Doktorprüfung zugelassen.
Hedwig Klein bleibt hartnäckig, sie überzeugt die Universitätsleitung dazu, eine Ausnahme zuzulassen. Ihre Arbeit wird mit der Bestnote „Ausgezeichnet“ bewertet, ihr Betreuer Arthur Schaade bescheinigen ihr ein „Maß an Fleiß und Scharfsinn, das man manchem älteren Arabisten wünschen würde.“

1938 soll die Arbeit gedruckt werden, auch die Promotionsurkunde ist schon aufgesetzt, doch da wird das Imprimatur zurückgezogen. Das Verbot, Juden zu promovieren, wird nun mit aller Gründlichkeit durchgesetzt.
Hedwig Klein plant ihre Emigration. Doch es gelingt ihr nicht, ein Visum zu erhalten, weder in Frankreich noch in den USA. Mit Hilfe des Hamburger Wirtschaftsgeographen Carl August Rathjens erhält sie schließlich die Einladung eines Arabisch-Professors in Bombay. Und am 19. August sticht ihr Dampfer von Hamburg aus in See. Zwei Tage später schreibt sie Rathjen eine hoffnungsvolle Postkarte. „Allah wird schon helfen…“
Doch in Antwerpen erhält das Schiff den Befehl zurückzukehren und einen deutschen Hafen anzulaufen. Da ist der deutsche Überfall auf Polen schon in Vorbereitung, und damit der nächste Weltkrieg.

Noch einmal hilft ihr Arthur Schaade. Klein wird dem gerade in die NSDAP eingetretenen Arabisten Hans Wehr empfohlen. Die Reichsregierung, so fordert Wehr, solle sich „die Araber“ zu Verbündeten machen, gegen Frankreich und England, und gegen die Juden in Palästina. Und das Auswärtige Amt wiederum sieht in Hans Wehr den richtigen Mann für die Erarbeitung eines deutsch-arabischen Wörterbuches. Denn das braucht es nun dringend, nicht zuletzt für eine gelungene Übersetzung von „Mein Kampf“ ins Arabische.

Ihre Mitarbeit am deutsch-arabischen Wörterbuch bewahrt Hedwig Klein zunächst vor der Deportation nach Riga im Dezember 1941, die Schaade mit einer Intervention gerade noch verhindern kann. Klein sei unersetzbar.
Doch am 11. Juli 1942 ist es soweit. Der erste Deportationszug, der von Hamburg direkt ins Vernichtungslager Auschwitz führt, bringt auch Hedwig Klein zu ihren Mördern. So, wie auch ihre Schwester, ihre Mutter und ihre Großmutter ermordet werden.

1947 setzt Carl August Rathjen durch, dass Hedwig Kleins Dissertation posthum gedruckt wird. Und in „Abwesenheit“ wird Hedwig klein zum Doktor der Philosophie erklärt.
Hans Wehr hingegen wird nach dem Krieg als Mitläufer eingestuft und nutzt Kleins Mitarbeit an seinem Wörterbuch nun dazu sich zu „entlasten“. Das deutsch-arabische Wörterbuch erscheint 1952. Im Vorwort dankt Wehr einem „Fräulein Dr. H. Klein“ für ihre Mitwirkung. Über ihren gewaltsamen Tod verliert er kein Wort. „Der Wehr“ ist bis heute das meistbenutzte deutsch-arabische Wörterbuch, 2011 ist es zuletzt in seiner 5. Ausgabe erschienen. Ohne Stefan Buchens Nachforschungen zu ihrem Leben, wüsste bis heute niemand von Hedwig Klein.[1]

[1] https://de.qantara.de/inhalt/die-jüdin-hedwig-klein-und-mein-kampf-die-arabistin-die-niemand-kennt

 

Auf einem Turm von Schädeln: Gerald Reitlinger

Europäisches Tagebuch, 2.3.2021: Heute vor 121 Jahren wurde Gerald Reitlinger geboren. Der jüngste Sohn von Albert Reitlinger und Emma Brunner – die aus der gleichnamigen Hohenemser Familie stammte – studierte Kulturwissenschaften in Oxford und Kunst an zwei Akademien in London. 1930 bis 1931 nahm er an einer Ausgrabung im Irak teil, unternahm in Folge mehrere Forschungsreisen in den Iran, die Türkei und nach China und schrieb Bücher über seine Forschungsreisen. 1932 erschien sein Buch A Tower of Skulls. A Journey Through Persia and Turkish Armenia. Daneben war Reitlinger ein begeisterter Sammler syrischer wie persischer Keramik.
Im Zweiten Weltkrieg diente er in der britischen Armee in der Luftabwehr und als Ausbilder.

Portrait Gerald Reitlingers von Christopher Wood aus dem Jahr 1926 (Quelle: Wikipedia)

Doch nach 1945 widmete er sein Leben der Erforschung des Holocaust. 1953 veröffentlichte er in London mit seinem Buch The Final Solution die erste Gesamtdarstellung der Schoa. Betroffen und skeptisch stellt er den nationalen Gedächtnisverlust in Frage, der die ehemaligen Täterländer bald flächendeckend erfasst hatte. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte lehnte es ab, Reitlingers Buch zu veröffentlichen. Man wollte sich in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus nicht von „außen“ stören lassen. Das Buch erschien schließlich trotzdem auf Deutsch unter dem Titel Endlösung – so wie auch Reitlingers 1956 folgende Studie über The SS. Alibi of a Nation 1922-1945, die vom Verlag freilich einen weniger sarkastischen Titel verpasst bekam, um sie dem deutschen Publikum schmackhaft zu machen: Die SS – Tragödie einer deutschen Epoche. Noch ein drittes Buch über die NS-Verbrechen folgte: The House Built on Sand. The Conflicts of German Policy in Russia 1939–1945 erschien 1960 in London, und unter dem Titel Ein Haus auf Sand gebaut. Hitlers Gewaltpolitik in Russland 1941–1944 auf Deutsch.
Danach kehrte Reitlinger zur Kunst- und Kulturgeschichte zurück. Sein dreibändiges Werk The Economics of Taste (1961-1970) widmet sich der Geschichte des Kunstmarktes von 1760 bis zur Gegenwart.
Seine Sammlung, die kurz vor seinem Tod 1978 durch ein Feuer beschädigt wurde, vermachte er dem Ashmolean Museum in Oxford, wo sie heute die Gerald Reitlinger Gallery bildet.

Hier ein Blick in Buch Endlösung: „Die Leichenschau ist vorbei, aber es ist nicht die Aufgabe dessen, der sie durchgeführt hat, die Schuldigen zu finden oder ein Urteil über sie zu fällen. Trotzdem wird der Leser, der die Geduld hatte, auch nur einem Bruchteil dieses düsteren Berichtes zu folgen, sich Dutzenden Fragen gestellt haben, und einige davon müssen besprochen werden, auch wenn sie nicht beantwortet werden können.
Wieviel wußte der einfache Mann in Deutschland, und bis zu welchem Grade fühlte er, daß dies auch seine Angelegenheit war? Wie war es möglich, daß so viele Hunderte und sogar Tausende schwerarbeitender Beamter aller Dienststufen täglich in ihren Kanzleien den nicht mißzuverstehenden Schriftwechsel über den Rassenmord vorbereiteten, abschrieben oder weiterleiteten? Und wie ist es möglich gewesen, da wir doch sahen, daß jedes Ministerium mit allen andern Ministerien ständig im Kampf lag und daß Hitler niemals wirklich wußte, was dort eigentlich vor sich ging (…), daß nicht ein einziger der rechtschaffenen Männer, die ihre Sprüchlein in Nürnberg aufsagten, einen einzigen aktiven Protest wagte? (…)
Ist die Beseitigung von auserlesenen Opfern etwas, das geradezu in der Natur des übermächtigen modernen ‚demokratischen‘ Staates verborgen liegt? Kann es wieder geschehen, und kann es in andern Ländern geschehen? Es mag lange dauern, bevor wir die Antwort auf diese Fragen kennen, die wie ein roter Faden durch dieses ‚Postmortem‘ über die Endlösung laufen.
Es ist schwer zu glauben, daß es in Deutschland oder im deutschbesetzten Teil Europas einen Menschen gab, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war und während der letzten zwei Jahre des Krieges nicht wußte, daß die meisten Juden verschwunden waren, oder nicht irgendwo gehört hätte, daß sie erschossen oder vergast worden sind. Ebensowenig nehme ich an, daß es einen Menschen gab, der nicht einen Freund hatte, der jemanden kannte, der ein Massaker gesehen hatte. Mehr als hundert Millionen Menschen müssen von diesen Dingen gewußt und über sie im Flüsterton mit andern gesprochen haben. (…)
Und je höher der Deutsche stieg, desto größer wurde seine Angst, bis wir schließlich den Fall Heinrich Himmler vor uns haben, der fast durch Zufall zum Haupt des Polizeistaates gemacht wurde und den Hitler gerade deshalb beibehielt, weil er ein von Angst verfolgter Mann war, der denunziert und eingeschüchtert werden konnte. (…) Doch vor der Verschwörung gegen Hitler im Juli 1944 war nicht einmal ein einziger der unbedeutendsten Beamten aus der Kriegszeit abgeführt und erschossen worden. (…) Konnte man von diesen Männern erwarten, daß sie für die Menschenrechte eintreten würden? Wahrscheinlich waren sie nicht grausamer oder gewissenloser als das ganze deutsche Volk oder, genau genommen, die menschliche Rasse überhaupt. (…) Der Deutsche von 1933 war eine Art Karikatur der europäischen Zivilisation, die um so leichtfertiger, habgieriger und unkritischer wurde, je mehr materieller Fortschritt die alten Werte untergrub. (…) Hiob wünschte in seinem Elend, sein Widersacher möge ein Buch schreiben, und sein Gebet wurde erhört, denn es gibt in Wahrheit nichts, das dieser Widersacher nicht zu Papier gebracht hätte. Ich habe fast volle vier Jahre unter diesen Urkunden verbracht und habe ihre Gesellschaft nicht nur düster oder niederdrückend gefunden. Denn auf vielen Seiten huscht und glimmt etwas, ohne das jede Regierung eine Hölle auf Erden wäre – menschliche Fehlbarkeit. (…) Es kann sein, daß mörderisches Rassegefühl unausrottbar in der Natur von Ameisen und Menschen liegt; der Roboterstaat jedoch, der ihm vollen Ausdruck geben würde, kann und wird niemals von Bestand sein.“

Rückblick, 2.3.2020: Der britische Premier Boris Johnson erklärt, “dieses Land ist gut” auf eine Corona-Pandemie vorbereitet. „Wir haben einen Plan, wenn es zu einer Ausbreitung kommt, was wahrscheinlich ist.“

“Allah wird schon helfen”. Die Arabistin Hedwig Klein

Europäisches Tagebuch 19.2.2021: Heute vor 110 Jahren wurde Hedwig Klein in Antwerpen geboren. Bald darauf zog die Familie nach Hamburg.
Ihren Vater, den Kaufmann Abraham Wolf Klein, verliert sie mit nicht einmal fünf Jahren. Er stirbt als Soldat an der Ostfront für das Deutsche Reich. Hedwig Klein schreibt sich 1931 an der Universität zum Studium ein. Ihre Wahl: Islamwissenschaft, Semitistisk und englische Philologie. 1937 ist ihre Doktorarbeit geschrieben: die kritische Edition einer arabischen Handschrift über die islamische Frühgeschichte. Doch Juden sind ab dem Frühjahr 1937 nicht mehr zur Doktorprüfung zugelassen.
Hedwig Klein ist hartnäckig, sie überzeugt die Universitätsleitung dazu, eine Ausnahme zuzulassen. Ihre Arbeit wird mit der Bestnote „Ausgezeichnet“ bewertet, ihr Betreuer Arthur Schaade bescheinigt ihr ein „Maß an Fleiß und Scharfsinn, das man manchem älteren Arabisten wünschen würde.“

Hedwig Klein

1938 soll die Arbeit gedruckt werden, auch die Promotionsurkunde ist schon aufgesetzt, doch dann wird das Imprimatur zurückgezogen. Das Verbot, Juden zu promovieren, wird nun mit aller Gründlichkeit durchgesetzt.
Nun plant Hedwig Klein ihre Emigration. Doch es gelingt ihr nicht, ein Visum zu erhalten, weder in Frankreich noch in den USA. Mit Hilfe des Hamburger Wirtschaftsgeographen Carl August Rathjens erhält sie schließlich die Einladung eines Arabisch-Professors in Bombay. Und am 19. August sticht ihr Dampfer von Hamburg aus in See. Zwei Tage später schreibt sie Rathjen eine hoffnungsvolle Postkarte. „Allah wird schon helfen…“
Doch in Antwerpen erhält das Schiff den Befehl zurückzukehren und einen deutschen Hafen anzulaufen. Da ist der deutsche Überfall auf Polen schon in Vorbereitung, und damit der nächste Weltkrieg.

Noch einmal hilft ihr Arthur Schaade. Klein wird dem gerade in die NSDAP eingetretenen Arabisten Hans Wehr empfohlen. Die Reichsregierung, so fordert Wehr, solle sich „die Araber“ zu Verbündeten machen, gegen Frankreich und England, und gegen die Juden in Palästina. Und das Auswärtige Amt wiederum sieht in Hans Wehr den richtigen Mann für die Erarbeitung eines deutsch-arabischen Wörterbuches. Denn das braucht es nun dringend, nicht zuletzt für eine gelungene Übersetzung von „Mein Kampf“ ins Arabische.

Ihre Mitarbeit am deutsch-arabischen Wörterbuch bewahrt Hedwig Klein zunächst vor der Deportation nach Riga im Dezember 1941, die Schaade mit einer Intervention gerade noch verhindern kann. Klein sei unersetzbar.
Doch am 11. Juli 1942 ist es soweit. Der erste Deportationszug, der von Hamburg direkt ins Vernichtungslager Auschwitz führt, bringt auch Hedwig Klein zu ihren Mördern. So, wie auch ihre Schwester, ihre Mutter und ihre Großmutter ermordet werden.

1947 setzt Carl August Rathjen durch, dass Hedwig Kleins Dissertation nun doch gedruckt, und sie in „Abwesenheit“ zum Doktor der Philosophie erklärt wird.
Hans Wehr wird nach dem Krieg als Mitläufer eingestuft und nutzte Kleins Mitarbeit zu seiner Entlastung. Das deutsch-arabische Wörterbuch erscheint 1952. Im Vorwort dankt Wehr einem „Fräulein Dr. H. Klein“ für ihre Mitwirkung. Ohne ein Wort über ihr Ende.
„Der Wehr“ ist bis heute das meistbenutzte deutsch-arabische Wörterbuch, 2011 zuletzt in der 5. Ausgabe erschienen.

Danke an Stefan Buchen, der die Geschichte Hedwig Kleins in seinem Aufsatz auf der Website Quantara.de lebendig schildert.

https://de.qantara.de/inhalt/die-jüdin-hedwig-klein-und-mein-kampf-die-arabistin-die-niemand-kennt

Rückblick, 19.2.2020: Im hessischen Hanau erschießt ein 43jähriger Deutscher neun Menschen mit „ausländischer Herkunft“, in zwei Shishabars und auf offener Straße, und verletzt sechs weitere, zum Teil schwer. Schließlich erschießt er zu Hause seine Mutter und sich selbst. Vor dem Anschlag hat der Täter einen rechtsradikalen Aufruf im Internet verbreitet, der von antisemitischen, islamfeindlichen, frauenfeindlichen und rassistischen Verschwörungstheorien geprägt ist: eine „Botschaft an das gesamte deutsche Volk“.
Der Täter hatte offenbar auch psychische Probleme, was Vertreter der rechten AFD später veranlasst, eine politische Motivierung der Tat in Abrede zu stellen. Josef Schuster, der Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland, erklärt hingegen, es sei „davon auszugehen, dass der Täter bewusst Menschen mit Migrationshintergrund treffen wollte“ und wirft Polizei und Justiz vor, auf dem „rechten Auge eine Sehschwäche“ zu haben. Unter den Opfern des Anschlags sind Deutsche mit türkischem, kurdischem, bosnischem und afghanischem Hintergrund, deutsche und rumänische Roma. Sie alle hat der Täter gezielt attackiert, oder blindwütig durch die Tür einer Shishabar erschossen.

Party, Politik und Gedenken (Sex, Lies and Videotapes)

Europäisches Tagebuch, 27.1.2020: Heute jährt sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum 75. mal. Primo Levi, der das Lager überlebte, hat diese „Befreiung“ immer nur in Anführungsstrichen beschreiben können. Vier Soldaten der Roten Armee waren die ersten Menschen aus der Welt „draußen“ die ihm am 27. Januar 1945 begegneten.

„Sie erschienen uns, als hätte das vom Tod erfüllte Nichts, in dem wir seit zehn Tagen wie erloschene Sterne kreisten, ein festes Zentrum bekommen, einen Kondensationskern, und so war es wohl auch: vier bewaffnete Männer, aber nicht gegen uns bewaffnet: vier Friedensboten mit bäuerischen, kindlichen Gesichtern unter den schweren Pelzmützen.“ Beim Anblick der Überlebenden des Lagers erstarrten sie. „Es war die gleiche wohlbekannte Scham, die uns nach den Selektionen und immer dann überkam, wenn wir Zeuge einer Misshandlung sein oder sie selbst erdulden mussten: jene Scham, die die Deutschen nicht kannten, die der Gerechte empfindet vor einer Schuld, die ein anderer auf sich lädt und die ihn quält, weil sie existiert, weil sie unwiderruflich in die Welt der existenten Dinge eingebracht ist und weil sein guter Wille nichts oder nicht viel gilt und ohnmächtig ist, sie zu verhindern.“ Diese Scham hat auch Primo Levi den Rest seines Lebens begleitet.

Als sich – schon vor vier Tagen – zur Feier des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz 50 Staatsoberhäupter in Jerusalem in der Gedenkstätte Yad Vashem trafen, ein Tag nach einer für die Gäste veranstalteten Cocktailparty des Jerusalemer Bürgermeisters, war von dieser Scham nichts, aber auch rein gar nichts zu spüren. Nur politisches Kalkül.
Der israelische Premier und der amerikanische Vize-Präsident nutzen das “World Holocaust Forum”, um den Iran zum größten Feind der Menschheit zu erklären. Der russische Präsident, Freund des iranischen Regimes und zugleich der israelischen Gastgeber, nutzte den Tag um seine Großmacht zum Retter der Menschheit zu erklären. Der polnische Präsident nutzte die Gelegenheit, beleidigt zu Hause zu bleiben, nachdem die Polen zuvor aus Moskau ausgerichtet bekommen haben, am Zweiten Weltkrieg schuld gewesen zu sein.
Für die letzten Überlebenden des Holocaust interessierte sich kaum jemand. Von ihnen bleiben Videoaufnahmen im Archiv.

PS: Im Jüdischen Museum Hohenems kann man sich manche davon ansehen und darüber reflektieren, was von dieser Erbschaft übrig bleibt. Die Ausstellung “Ende der Zeitzeugenschaft?” wird noch weiter wandern, nach Flossenbürg und München, Augsburg, Berlin, Wien und Frankfurt.

Ein Blick in die Ausstellung Ende der Zeitzeugenschaft? Foto: Dietmar Walser

 

Der Kniefall

Europäisches Tagebuch, 7.12.2020: Heute vor fünfzig Jahren sank Deutschlands Bundeskanzler in Warschau vor dem Mahnmal des Ghettoaufstands auf die Knie. 14 Sekunden verharrte er schweigend mit vor dem Bauch gefalteten Händen vor dem Mahnmal, dann erhob er sich wieder.

Bundeskanzler Willy Brandts Kniefall” am 7. Dezember 1970 vor dem Denkmal zur Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto.

Das Bild ging um die Welt und war die wohl berührendste Geste deutscher Scham im Angesicht der Erbschaft des Holocaust, zu der ein deutscher Politiker fähig war. Willy Brandt, der selbst in – wie man so sagt – einfachsten Verhältnissen aufgewachsen war, unter dem Namen Herbert Frahm, musste als Linkssozialist 1934 aus Deutschland fliehen und ging nach Norwegen. Dort organisierte er unter anderem die letztlich erfolgreiche Kampagne für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Carl von Ossietzky, den von den Nazis inhaftierten, gefolterten und schließlich ermordeten deutschen Pazifisten und Herausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne. 1938 wurde Willy Brandt, wie er sich als „Kampfname“ im Widerstand gegen die Nationalsozialisten nun nannte, vom Deutschen Reich ausgebürgert und staatenlos. 1940 geriet er kurzfristig in deutsche Gefangenschaft, aus der es ihm gelang, aufgrund einer von ihm getragenen norwegischen Uniform wieder freizukommen. Er ging nach Schweden wurde dort norwegischer Staatsbürger, und arbeitete mit anderen Genossen daran, die SPD und die Linkssozialistische SAPD im Exil wieder einander anzunähern. 1943 gehörte er, gemeinsam mit Bruno Kreisky, Fritz Bauer, Henry Grünbaum, Gunnar und Alva Myrdal und anderen zu den Autoren der „Friedensziele der demokratischen Sozialisten“, die forderte, das Selbstbestimmungsrecht der Nationen einer internationalen Rechtsordnung zu unterstellen. Mit Kreisky sollte Brandt eine lebenslange Freundschaft verbinden. 1990 hielt er für den verstorbenen Kreisky die Grabrede.
1946 war Brandt nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Berliner SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag und dann Regierender Bürgermeister von Berlin. Anders als viele Sozialdemokraten, die von einer nationalen Neutralität Deutschlands träumten, engagierte sich Brandt für eine eindeutige Westorientierung der SPD. 1966 wurde er Außenminister einer Großen Koalition mit den Christdemokraten, 1969 schließlich Bundeskanzler der ersten Sozialliberalen Koalition in Deutschland und Ausdruck großer Reformhoffnungen, unter der Parole „Mehr Demokratie wagen“. Brandt wurde immer wieder von seinen politischen Gegnern als Emigrant angegriffen. Der CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauss fasste den Vorwurf des „Vaterlandsverrats“ 1961 auf typische Weise in Worte: „Eines wird man Herrn Brandt doch fragen dürfen: Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben.“

Neben einer Politik der Demokratisierung verfolgte Brandt gegenüber Osteuropa eine Politik des Wandels durch Annäherung, die bekanntlich wirkungsvoller war, als alles Getöse des „Kalten Krieges“. 1970 reiste er nach Warschau, um mit Polen am 7. Dezember den Warschauer Vertrag über eine schrittwiese Normalisierung der Beziehungen abzuschließen, ein wesentlicher Schritt der Entspannungspolitik.
Zu diesem Staatsbesuch gehörten zwei Rituale. Eine Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten. Dort war eine Ehrenkompanie angetreten, und etwa 2000 polnische Bürger. Doch Brandt bestand darauf, auch am Mahnmal des Ghettos einen Kranz niederzulegen und den jüdischen Opfern der Massenvernichtung zu gedenken. Hier standen nur zwei Soldaten, und vielleicht 300 bis 400 Menschen waren Brandt auch hierhin gefolgt. Es war eine diplomatische Herausforderung, denn die polnische Regierung war von dieser Geste keineswegs begeistert.
Sie hatte selbst erst zweieinhalb Jahre zuvor eine antisemitische Kampagne gegen jüdische Bürger gestartet, die zu Staatsfeinden erklärt und vielfach zur Flucht gezwungen wurden. Auslöser waren Studentenproteste gegen die Repressionen durch die kommunistische Führung, denen durch die Behauptung es handele sich dabei um „zionistische“ und „antipolnische“ Umtriebe die Legitimität gewaltsam entzogen werden sollte.
Zugleich wurde Brandt von anderer Seite vorgeworfen, er habe zu seiner Kranzniederlegung keine Vertreter jüdischer Organisationen aus Deutschland mitgenommen. Die Springerpresse, allen voran Die Welt, warf ihm gar vor, sein Kniefall in Warschau sei ein Kotau vor dem Kommunismus gewesen und ließ, wie man das bis heute gerne macht, einen jüdischen „Kronzeugen“ auf Willy Brandt los, Alfred Wolfmann, den Deutschland-Korrespondenten einer rechten israelischen Tageszeitung. Wolfmann verstieg sich gar zu dem Vorwurf, ein Kniefall sei „kein Jüdischer Brauch“ und Brandt hätte sich deshalb pietätlos verhalten.

Schon damals war der Zeitung Die Welt nichts zu absurd, um öffentlich jemand fertig zu machen. Und sei es den ersten deutschen Politiker, der sich in einer Geste der Demut vor den jüdischen Opfern des Holocaust auf die nasse Straße niederwarf.

Die Mehrzahl der deutschen Zeitungen berichtete hingegen positiv, so wie Hermann Schreiber im Spiegel: „Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien – weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um eine Vergebung, derer er selber nicht bedarf. Dann kniet er da für Deutschland.“

Die deutsche Bevölkerung sah das mehrheitlich anders: 41% hielten die Geste nach einer repräsentativen Umfrage für angemessen, und 48% für „übertrieben“.

2020 erinnert eine deutsche Briefmarke an Brandts Kniefall

Nachtrag: Auch 2020 findet sich ein jüdischer “Historiker”, der sich, diesmal in der NZZ, als Denunziant hergibt. Michael Wolfsohn ist es nun, der meint, Brandt seine “Judenpolitik” vorwerfen zu müssen. Und wieder ist nichts zu absurd. “Werfen wir einen Blick auf sein Judenbild”, schreibt Wolfsohn: «Der Kampf gegen die jüdischen Kapitalisten ist das Einzige, was vom antikapitalistischen Programm des Nazismus übrig geblieben ist», schrieb Brandt vor dem Krieg, am 1. Januar 1939, im norwegischen «Telegraf og Telefon». Im Klartext: Zumindest die meisten Juden wären Kapitalisten, und gegen sie vorzugehen, wäre richtig.”
Brandts Sarkasmus im Blick auf den “Antikapitalismus” der Nazis kann man wohl nur mit vor Hass völlig vernebeltem Kopf so lesen, wie Wolfsohn.

„Wir sind die neuen Juden“

Europäisches Tagebuch, 4.12.2020: Eine der führenden Gestalten und engsten Vertrauten, mit denen Viktor Orban seit Jahren ungarische Kulturschaffende und Institutionen auf Linie bringt, ist Szilard Demeter, der Leiter des Petöfi-Literaturmuseums in Budapest – und Angehöriger zahlreicher Gremien, in denen über die Vergabe von Förderungen an den Literaturbetrieb und die Musikbranche entschieden wird. Bekannt wurde Szilard nicht für seine, eher mäßig erfolgreichen, literarischen und musikalischen Versuche, sondern durch markige rechte Sprüche und Gewaltdrohungen. Nun hat er auch für Orbans beste Freunde, die israelische Regierung, ein wenig den Bogen überspannt.

George Soros, der ungarische Holocaust Überlebende und frühere Investmentbanker, der seit Jahren das beliebteste Ziel von antisemitischen Kampagnen der ungarischen Regierung darstellt, habe, so Szilard in einem Kommentar des Internetportals origo.hu am letzten Samstag, Europa zu seiner „Gaskammer“ gemacht. „Aus den Fässern der multi-kulturellen offenen Gesellschaft entströmt das Giftgas, das für die europäische Lebensform tödlich ist“. Der liberale „Führer“ und seine „Liber-Arier“ wolle die christliche und nationale Identität der europäischen Völker auslöschen. „Wir sind die neuen Juden“, schreibt Demeter und meint Polen und Ungarn, und den drohenden Beschluss der Europäischen Union, zukünftig Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit zu ahnden, was Polen und Ungarn mit der Blockade des gesamten EU-Haushaltes verhindern wollen.
Demeter, der sich selbst als „fanatischer Orbanist“ bezeichnet, ist nach heftigen Protesten der jüdischen Gemeinde in Ungarn, zahlreicher Organisationen und ja, sogar der israelischen Botschaft, halbherzig zurückgerudert. Von einem Rücktritt oder einer Entlassung ist freilich nicht die Rede. Dass Soros Europa angeblich mit Muslimen „überfluten“ wolle, ist schließlich der Kern von Orbans täglicher Propaganda, bei der er von engen Vertrauten des israelischen Regierungschefs Netanjahu beraten wird. Dass Szilard sich hier ein wenig bei den Textbausteinen vergriffen hat, wird seine Karriere in Ungarn nicht wirklich behindern.

„Wir sind die neuen Juden“, hat sich mit diesen Worten nicht auch der Vorsitzende einer österreichischen Rechtspartei 2012 darüber beschwert, auf dem Weg zum Ball der Burschenschaftler beschimpft worden zu sein. „Wie die Reichskristallnacht sei das gewesen“. Nur fünf Jahre später war der Mann Vizekanzler. Szilard Demeter muss eine glänzende Karriere bevorstehen. Na ja, zumindest eine zeitlang.

Omri Boehm: Israel neu denken

Europäisches Tagebuch, 3.12.2020: Gestern hatten wir den israelischen Philosophen und politischen Denker Omri Boehm zu Gast, gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bodensee-Region.
Sein Buch “Israel – eine Utopie” sorgt für lebendige Diskussionen und reiht sich ein in eine wachsende Zahl kritischer Stimmen, die nicht länger dem gescheiterten Phantom einer “Zweistaatenlösung” nachhängen, sondern neue Vorstellungen eines binationalen Staats eröffnen.
An unserem Zoom-webinar mit ihm nahmen 150 Gäste  von Wien bis New York und Berlin bis Zürich teil. Hier der Mitschnitt der Veranstaltung, die weitgehend in Englisch stattfand.

 Zwischen einem jüdischen Staat und einer liberalen Demokratie besteht ein eklatanter Widerspruch. Denn Jude (und damit vollwertiger israelischer Staatsbürger) ist nur, wer “jüdischer Abstammung“ ist – oder religiös konvertiert. In seinem großen Essay entwirft Boehm die Vision eines ethnisch neutralen Staates, der seinen nationalistischen Gründungsmythos überwindet und so endlich eine Zukunft hat.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Israel dramatisch verändert: Während der religiöse Zionismus immer mehr Zuspruch erfährt, fehlt es Linken wie Liberalen an überzeugenden Ideen und Konzepten. Die Zwei-Staaten-Lösung gilt weithin als gescheitert. Angesichts dieses Desasters plädiert Omri Boehm dafür, Israels Staatlichkeit neu zu denken: Nur die Gleichberechtigung aller Bürger kann den Konflikt zwischen Juden und Arabern beenden. Aus dem jüdischen Staat und seinen besetzten Gebieten muss eine föderale, binationale Republik werden. Eine solche Politik ist nicht antizionistisch, sondern im Gegenteil: Sie legt den Grundstein für einen modernen und liberalen Zionismus.

Omri Boehm, geboren 1979 in Haifa, studierte in Tel Aviv und diente beim israelischen Geheimdienst Shin Bet. In Yale promovierte er über “Kants Kritik an Spinoza”, heute lehrt er als Professor für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Er ist israelischer und deutscher Staatsbürger, hat u.a. in München und Berlin geforscht und schreibt über israelische Politik in Haaretz, Die Zeit und The New York Times.

Das Buch
Omri Boehm: Israel – eine Utopie
Propyläen Verlag, Berlin 2020, Gebunden, 256 Seiten,
€ 20,60, ISBN 978-3-549-10007-3

 

 

Yad Vashem. Ein Denkmal. Eine Name. Ein Streit

Europäisches Tagebuch, 26.11.2020: Fast genau zehn Jahre ist es her, da besuchte ein aufstrebender, nationalistischer Politiker aus Österreich die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Anfang Dezember 2010 war es. Statt mit einer Kippa oder einem Hut betrat er die Gedenkstätte mit einem Burschenschaftlerkäppi. Daheim in Wien freuten sich Rechtsextreme aller couleur schenkelklopfend über diesen makabren Scherz. Andere machten sich Sorgen, dass der demonstrative Pro-Israel-Kurs Rechtspopulisten nun auch in Österreich salonfähig machen könnte. Wenn Israel ihn so im Land willkommen heißt, „kann in Österreich über kurz oder lang niemand mehr etwas sagen. Er macht sich regierungsfähig.“ So warnte damals ein Vertreter des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Nun, ja sieben Jahre später war der seltsame Gast aus Österreich Vizekanzler. Und wäre es wohl noch heute, wenn ihm keine falsche Oligarchin über den Weg gelaufen wäre.

Nun gibt es wieder Streit um Yad Vashem. Auch diesmal geht es um einen rechtsextremen Rassisten. Doch dieser soll, ginge es nach Benjamin Netanjahu, nicht zu Besuch kommen, sondern die Leitung der „Welt-Gedenkstätte des Holocaust“ übernehmen: Effi Eitam.

Eitams militärische Karriere als Brigadegeneral gipfelte in der Bekämpfung der palästinensischen Intifada. Vier seiner Soldaten schlugen damals auf seinen Befehl hin einen palästinensischen Gefangenen zu Tode und wurden – immerhin – verurteilt. Eitam kam mit einer Maßregelung davon, wurde aber nicht mehr befördert.
Konsequenterweise zog es ihn in die Politik, wo er als Knessetmitglied und als Minster unter anderem mit rassistischen Äußerungen auffiel, als er arabische Israelis als Krebsgeschwür bezeichnete und verlangte, diesen Staatsbürgern das Wahlrecht zu entziehen. Er verlangte Palästinenser gewaltsam aus dem Westjordanland zu vertreiben und einen der bekanntesten palästinensischen Führer, Marwan Bargouti, zu ermorden.

Die geplante Ernennung hat weltweit Proteste ausgelöst, von Überlebenden des Holocaust genauso wie von Wissenschaftlern, Gedenkstätten, Archiven und Jüdischen Museen. Schließlich ist Yad Vashem auch eine wissenschaftliche Institution und eines der bedeutendsten Archive der Welt. Soll es in Zukunft der Spielball nationalistischer Politik und der ausdrücklichen Unterdrückung von Minderheiten sein? Am Dienstag gingen in Israel Überlebende der Shoah auf die Straße und protestierten vor den Büros des zuständigen Ministers Ze’ev Elkin. „So wie Eitam über unsere Bürger und Nachbarn spricht, erinnert mich daran, was ich hörte als ich ein Kind war“, sagte eine der greisen und offenbar wach und jung gebliebenen Demonstrantinnen, die 92jährige Eva Morris, der Jerusalem Post.

Im Konflikt um diese Besetzung werden freilich nur jene Widersprüche auf grotesk übersteigerte Weise offenbar, die schon lange ein Problem sind. Und nicht nur in Israel. Gedenkstätten sind und waren schon immer ein Spielball nationalistischer Politik. Ob in Polen, wo in Auschwitz jahrzehntelang das polnische Leiden als „Jesus unter den Völkern“ zelebriert wurde, und die jüdischen Opfer unter den polnischen vereinnahmt wurden. Oder in Buchenwald, wo das „wahre“ Deutschland, befreit von Faschismus und Kapitalismus, sich unter die Völker der Welt einreihte, deren Erlösung im Kommunismus bestand. Ob in der „Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“, wo eine aufgeblasene Kopie einer „Pieta“ von Käthe Kollwitz seit 1993 auch alle jüdischen und anderen Opfer der Massenvernichtung in christlicher Ikonographie und als anonym gefallene Soldaten erinnert. Und damit zugleich zu Opfern eines ebenso anonymen Bösen erklärt, das mit Deutschland nichts zu tun hatte. Oder eben in Yad Vashem, das als Memorial nicht nur einen universellen Anspruch als Welt-Gedenkstätte erhebt, sondern zugleich alle Opfer des Holocaust nicht nur einem verständlicherweise jüdischen sondern einem nationalistischen Narrativ einverleibt. Als „Gedenkstätte für die Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust“ erklärt Yad Vashem (einem israelischen Gesetz folgend) die Toten nämlich posthum zu israelischen Staatsbürgern. Mein Großvater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er denn je ein Grab bekommen hätte.

Der Weg durch das vor 15 Jahren neu eröffnete Geschichtsmuseum von Yad Vashem endet nicht mit einer architektonischen Geste des Traumas, keinem wie auch immer authentischen oder eben auch inszenierten Ausdruck dessen, womit die Überlebenden seit 1945 zu Recht kommen müssen. Nein der Weg durch das Museum endet auf einem herrschaftlichen Balkon, einem Blick von oben im Triumph über das Land – und mit einem Seitenblick auf jenen Hügel, auf dem das Dorf Deir Yassin stand, dessen Bewohnerinnen und Bewohner von rechten Milizen unter dem Befehl von Menachem Begin 1948 massakriert wurden. Schon 1988 fasste Yehuda Elkana den inneren Widerspruch jedes Holocaust Gedenkens in eine einprägsame Formel. Es gibt zwei widerstreitende Imperative die zu gänzlich verschiedenen Konsequenzen führen: „das soll nie wieder geschehen“ – oder „das soll UNS nie wieder geschehen“.
Zugleich offenbart sich im Konflikt um Eitam aber auch das grundsätzliche Dilemma des israelischen Staates, der zugleich eine Demokratie und ein jüdischer Staat sein will. Omri Boehm hat dies in seinem neuen Buch „Israel- eine Utopie“ mit guten Gründen als den Versuch beschrieben, so etwas zu sagen wie: „Ein Quadrat ist quadratisch, insofern es rund ist, und ein Kreis ist rund, insofern er quadratisch ist. Man behauptet nichts weiter als einen Widerspruch, aber mit Pathos, und glaubt daran.“

Auch Yad Vashem soll, als „nationale Gedenkstätte“, eine Quadratur des Kreises sein, ein Manifest gegen Rassismus und die Unterdrückung von Minderheiten, und zugleich eine Institution der Herstellung jüdisch-israelischer Identität, die einen wachsenden Teil der israelischen Staatsbürger symbolisch ausschließt. Effi Eitam wäre tatsächlich der Mann dafür, diesen Widerspruch „aufzulösen“. Freilich mit fatalen Konsequenzen. Denn Yad Vashem ist auch eines der wichtigsten Archive der Welt, eine Forschungsstätte, an der viele Menschen ihr Leben ernsthaft der Erinnerung an das größte Menschheitsverbrechen gewidmet haben. Ein Verbrechen, an das man nur erinnern kann, wenn man seine universelle und seine jüdische Dimension gleichermaßen in den Blick nimmt. Ohne es für nationale politische Zwecke, also für Herrschaft über andere zu missbrauchen.

Und schließlich offenbart sich im Streit um Yad Vashem ein wachsender Widerspruch zwischen Juden in der Diaspora und dem israelischen Staat, der Juden auch gegen ihren Willen vereinnahmt, tot oder lebendig, und gegen die arabischen Bürger Israels und gegen die Palästinenser in den besetzten Gebieten ausspielt. Ein Streit, der inzwischen sogar die Besetzung führender Positionen in zionistischen Organisationen weltweit erfasst, Entscheidungen, die die israelische Regierung zur alleinigen Angelegenheit ihrer inneren Koalitionsdeals gemacht hat, statt sie wie bisher mit jüdischen Organisationen in der Diaspora abzustimmen.

Wenn es nun auch über die Besetzung des Vorstands von Yad Vashem zu einem Koalitionsstreit zwischen Israels „besten Feinden“, Benjamin (Bibi) Netanjahu und Benjamin (Benny) Gantz kommt, dann nicht, weil Benny Gantz Probleme damit hat, Yad Vashem als Ort nationalistischer Gehirnwäsche zu missbrauchen, sondern, weil auch innerhalb Israels gerade wieder eine Reihe von Top-Posten zu besetzen sind. Und dabei wollen beide einen guten Schnitt machen. Netanjahu braucht schließlich in der Justiz Leute in führenden Positionen, die ihm den drohenden Prozess ersparen.
Der für Yad Vashem zuständige Minister Ze‘ev Elkin, der an Eitams Besetzung eisern festhalten möchte, hat indessen schon den Gipfel der zynischen Verlogenheit erklommen:  Er hoffe doch, sagte er der israelischen Tageszeitung Haaretz, dass „Yad Vashem nicht Geisel in einem politischen Spiel wird. Es gibt Dinge, die stehen über der Politik.” Wenn es gelingt, Effi Eitam zu verhindern, wird ein bitterer Beigeschmack bleiben. Und viel zu tun. Das müssen wir wissen.

Ein rechtsextremer Politiker als Vorstand von Yad Vashem?

Gegen die angekündigte Ernennung des rechtsextremen Politikers Effi Eitam zum neuen Vorsitzenden von Yad Vashem, des repräsentativen „World Holocaust Remembrance Centre“ in Jerusalem, regt sich internationaler Widerstand.

In einer gemeinsamen Erklärung protestieren jüdische und nichtjüdische Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen von Jüdischen Museen, Holocaust-Gedenkstätten, universitären wie außeruniversitären Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Archiven in aller Welt in scharfer Form gegen diesen beunruhigenden Schritt, der eine der wichtigsten Memorialeinrichtungen zum Holocaust in der Welt für einseitige politische Interessen zu instrumentalisieren droht.

Innerhalb weniger Tage haben sich international 750 Unterzeichner*innen dem Aufruf  angeschlossen.

Wissenschaftler*innen und Professor*innen für Jüdische Studien und Geschichte in den USA, in Israel, Deutschland, Großbritannien, Schweiz, Österreich, Australien, Ungarn, Polen, Südafrika, Kanada, Brasilien, Frankreich, Tschechien etc.: darunter Omer Bartov, Paul Mendes-Flohr, Michael Berenbaum, Deborah Lipstadt, Steven Aschheim, Barbara Kirshenblatt-Gimblett, James Young, Sander Gilman, Norbert Frei, Aleida und Jan Assmann, Michael Brenner, Marion Kaplan, Derek Penslar, Ron Barkai, Alfred Bodenheimer, Dariusz Stola, Vivian Liska, Daniel Boyarin, Gertrud Koch, Peter Hayes, Shulamith Volkov, Konrad Kwiet, Christoph Schulte, Deborah Dwork, John Efron, Amos Goldberg, Moshe Zimmermann, Moshe Rosman, Lawrence Baron, Joel Rubin, Anson Rabinbach, Micha Brumlik, Atina Grossman, David Myers, Jacques Picard, Liliane Weissberg, René Bloch, Alan Steinweis, Christina v. Braun, Michael Steinberg und viele mehr.

Direktor*innen und Mitarbeiter*innen zahlreicher Jüdischer Museen, Gedenkstätten, Bildungszentren, Forschungsinstituten und Archiven in den USA, in Deutschland, Österreich, Polen, Ungarn, den Niederlanden, der Slowakei, Spanien, Griechenland, der Türkei und Israel: darunter Zsuzsanna Toronyi (Jüdisches Museum Budapest), Volkhard Knigge (eh. Direktor der Gedenkstätte Buchenwald), Stefanie Schüler-Springorum (Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin), Zygmunt Stępiński (Direktor des Museum Polin, Warschau), Sybille Steinbacher (Fritz Bauer Institut Frankfurt a.M.), Miriam Zadoff (NS-Dokumentationszentrum München), Lori Starr (former director of the Contemporary Jewish Museum, San Francisco), Martha Keil (Institut für Jüdische Geschichte Österreichs), Miriam Rürup (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam), Daniela Eisenstein (Jüdisches Museum Franken), Maros Borsky (Jüdisches Museum Bratislava), Barbara Staudinger (Jüdisches Museum Augsburg), Zanet Battinou (Jüdisches Museum Athen), Bernhard Purin (Jüdisches Museum München), Anja Siegemund (Zentrum Judaicum Berlin) und viele andere mehr.

Schriftsteller und Filmemacher

wie Lizzie Doron, Max Czollek, Doron Rabinovici, Amos Gitai, Ruth Beckermann, Melvin Bukiet, Abraham Burg (der ehemalige Sprecher der Knesset) und Rabbiner wie Andreas Nachama (Präsident der Allgemeinen Rabbinerkonferenz in Deutschland) haben sich ebenfalls dem Protest angeschlossen.

Für den Initiator*innenkreis:
Felicitas Heimann-Jelinek (unabhängige Kuratorin und Museologin, Wien)
Hanno Loewy (Direktor, Jüdisches Museum Hohenems, Österreich)
Joanne Rosenthal (eh. Chefkuratorin des Jewish Museum London)
Cilly Kugelmann (Chefkuratorin der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Berlin)
Susannah Heschel (Professorin für Jüdische Studien, Dartmouth, USA)

Widerstand gegen die angekündigte Ernennung von Effi Eitam als Vorstand von Yad Vashem

“For many years the Israeli Holocaust memorial Yad Vashem, its archives and research departments, has been one of the most important partners of our work, wherever we are situated, whether Jewish or non-Jewish scholars of Holocaust, Antisemitism and Jewish studies, active in universities, museums, archives, education or research.

Yad Vashem, the Israeli state ‘Memorial to the Martyrs and Heroes of the State of Israel in the Holocaust’ commemorates the Nazi extermination of the Jews. Its declared goal is not only documentation, research and education but also prevention – of barbarity and future acts of genocide. The International School for Holocaust Studies, which is part of the memorial, aims at combatting anti-Semitism, racism and exclusion within society at large.

This urgent mission – to encourage civil society to actively watch, involve and intervene wherever racism and hatred threaten religious, ethnic or other groups and communities – is now at risk of being handed over to the outspoken right-wing extremist and historically illiterate politician Effi Eitam.

We are shocked by this outrageous proposal and protest against it in the strongest possible terms. Eitam’s hateful rhetoric towards Israeli Arabs and Palestinians stands in opposition to the stated mission of Yad Vashem.

We add our voices to the protests of many notable Holocaust survivors in Israel who have spoken out against this proposed appointment. Appointing Effi Eitam as Chair of Yad Vashem would turn an internationally respected institution devoted to the documentation of crimes against humanity and the pursuit of human rights into a mockery and a disgrace.”

List of Signatories:
Gisèle Abazon, Interpreter, Israel
Irit Abir, Israel
Prof. Dr. David Abraham, Professor of Law, University of Miami, USA
Mr. Shai Adar, Tel Aviv Sexual Assault Crisis Center, Volunteer and Board Member, Israel
Nance Adler, JDS Seattle – Jewish Studies, USA
Dr. Mehnaz Afridi, Holocaust, Genocide and Interfaith Education Center, New York, USA
Dr. Michal Aharony, University of Haifa, Editor, The Journal of Holocaust Research, Israel
Dr Avril Alba, University of Sydney, Australia
Mr Jonathan Alexandre, Israel
Mr Mario Dominic Alfonso, USA
Dr Jean-Rémi Alisse, Israel
Mr Yuval Alpan, Israel
Dr. Karen Alterthum-Wajsberg, Children and Adolescent Psychiatrist, Munich, Germany
Mr Eitan Amiel, Israel
Prof. Rabbi Yehoyada Amir, Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion, Israel
Marita Anderson, Chaplain at Northside Hospital, USA
Claire Andrieu, History Professor, Sciences Po, Paris, France
Professor Shoshana Anily, Tel Aviv University, Israel
Mr Léo Apotheker, UK
Mrs Liliane Apotheker, UK
Jack Arbib, Israel
Mr Bertie Aronson, Israel
Professor Steven Aschheim, Emeritus, Hebrew University, Israel
Ofer Ashkenazi, Associate Professor, Director, The Koebner-Minerva Center for German History, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Prof. Dr. Aleida Assmann, University of Konstanz, Germany
Dr Roger Assouline, Israel
Prof. Dr. Jan Assmann, Universities of Heidelberg and Konstanz, Germany
Dr Irene Aue-Ben-David, Director, Leo Baeck Institute Jerusalem, Israel
Karen Auerbach, University of North Carolina, associate professor of history, USA
Arie Avidor, Ambassador (ret.), Israel
Bernard Avishai, Visiting Professor of Government, Dartmouth College, USA / Israel רחל ארבל ,ישראל
פנחס ביבלניק ,האוניברסיטה העברית ירושלים ,ישראל
אריאלה בכר ,ישראל
Professor Anthony Bale, Birkbeck College, University of London, UK
אילו בר ,עצמאי ,ישראל
Naomi Ban, Israel
Dr Ronald Ban, Israel
Rabbi Ehud Bandel, Israel
Dr. Yair Barak, Research fellow Cohn Institute Tel Aviv University, Israel
Miriam Barak, Israel
Prof. Emeritus David Bar-Gal, Hebrew University, Israel
Uri Barbash, Film and TV Director, Israel
Hillel Bardin, Israel
Ron Barkai, Professor Emeritus, Tel Aviv University, Israel
Thamar Barnett, Holocaust Educator, UK
Lawrence Baron, Professor Emeritus, San Diego State University (retired), USA
Professor Omer Bartov, Brown University, USA
Professor Neima Barzel, Oraim college of education, Israel
Prof. Dr. iur. J.Friedrich Battenberg, Technical University Darmstadt, Department of History, Germany
Ms. Zanet Battinou, Director, The Jewish Museum of Greece, Greece
Mrs Laure BAUMGARTEN, FRANCE
Sammy Beck, Director, Practicing Medicine Program, Cornell University, USA Professor Annette Becker, Paris-Nanterre, Genocide Studies, France
Ruth Beckermann, Filmmaker, Austria
Dr. Michael Beigel, Director, Multimedia Assisted Learning, The Faculty of Medicine, The Hebrew University, Israel
Sylvia Beigel, Teacher, Alyn Rehabilitation Hospital, Israel Claudette Beit-Aharon, Child of Survivor, USA
Dr. Margalit Bejarano, Hebrew University (Research Fellow), Israel Ruth Belluco, Israel
Galit Ben Ami, Israel
Batsheva Ben-Amos, Shoah scholar, Philadelphia
Professor Dr. Shlomo Ben-Hur, IMD Business School, Switzerland David Ben Ishay, Direction de projets environnementaux, Israël
מנשה בן מאיר ,מרחב תרבות ,ישראל
Dr. Michal Ben-Nun, San Diego, CA, USA
Professor Ram Ben-Shalom, The Hebrew University, Israel
Ms. Orit Ben Shitrit, Film Department Chair, San Francisco Art Institute, USA
Professor Hanoch Ben-Yami, Central European University, Austria
Ohad Ben Itzhak, Israel
Mr Shmuel Ben-Tovim, Director, BTC Ltd., Israel
Nesim Bencoya, Turkey
Isaac Benguigui, Prof. University of Geneva, Switzerland
Tal Benoliel, Hebrew teacher, France
Ms. Anat Benson, Israel
Ms Valérie Bercovici, Israel
Michael Berenbaum, Professor of Jewish Studies, American Jewish University, USA
Elie Beressi, France
Professor Andrew Stuart Bergerson, Department of History, University of Missouri-Kansas City, USA
Bonnie Berkowicz, USA
Dr. Nathaniel Berman, Rahel Varnhagen Professor, Dept. of Religious Studies, Brown University, USA
Dr. Margit Berner, Austria
Daniel Bessis, Delegate for innovation, Israel and France
Dr. Henry Bial, Professor, University of Kansas, USA
Dr. Pinhas Bibelnik, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Professor (emeritus) Yoram Bilu, Prof. of anthropology and psychology Hebrew University, ISRAEL
Professor Marco Antonio Bin, PUC SP, Brasil Professor Daniel Blatman, Hebrew University, Israel
Mr Bruno Bloch, Cercle de Genealogie Juive, France
Carine Bloch, France
Professor René Bloch, University of Bern, Institute of Jewish Studies, Switzerland
Dr. Lisa Bloom, University of California, Berkeley, USA
Mr Remi Blum, Masorti congregation secretary in Neve Tzedek, Israel
Dr. Rachel Blumenthal, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Mr Bruno Boccara, Socio-Analytic Dialogue, USA
Professor Alfred Bodenheimer, Director of the Center for Jewish Studies, University of Basel, Switzerland
Miriam Bodian, University of Texas at Austin, USA
Professor Dr Omri Boehm, The New School for Social Research, Israel/ USA
Dr. Maroš Borský, Jewish Community Museum and Jewish Cultural Institute, Bratislava, Director, Slovak Republic
Rabbi Dr Barbara Borts, Newcastle University, UK Professor Viviana Bosi, Universidade de São Paulo, Brazil
Dr. Sabina Bossert, Fachreferentin Jüdische Zeitgeschichte am Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, Switzerland
Professor Daniel Boyarin, Taubman Prof. of Talmudic Culture, UC Berkeley, United States
Prof. Dr. Stephan Braese, RWTH Aachen University, Germany
Dr. Elisabeth Brainin, Psychoanalyst, Vienna Psychoanalytic society (WPV), Austria Professor Zachary Braiterman, Syracuse University , USA
Caroline Bray, Museum Consultant, UK
Professor Michael Brenner, American University, Washington DC and University of Munich, USA Professor Haim Bresheeth, SOAS, University of London, UK
Brigitte Claparede Albernhe, France
Mrs. Aline Brodt, Brodt Center for Jewish Culture, Israel
Susan Bronson, Executive Director, Yiddish Book Center, USA
Dr. Rivka Brot, Tel Aviv University Faculty of Law, Israel
Max Yeshaye Brumberg-Kraus, Artist with ARC (Arts, Religion, Culture), USA
Dr. Micha Brumlik, Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin, Germany
Tal Bruttmann, Historian, France
Melvin Jules Bukiet, author, Sarah Lawrence College, Board Member of the American Friends of Yad Vashem
John Bunzl, Middle East Scholar at the Austrian Institute for International Affairs, Vienna
Avraham Burg, Former Speaker of the Knesset, Israel
Rauzel Candib, Retired School Administrator, Montreal, Quebec
Dr. Katerina Capkova, Institute of Contemporary History, Czech Academy of Sciences, Czech Republic
Professor Marc Caplan, Dartmouth College, Visiting Professor of Jewish Studies, USA Steven Carr, Purdue University Fort Wayne, USA
Galia Chai, Israel
Isolde Charim, Austria
Prof. Israel Charny, Director, Institute on the Holocaust and Genocide Jerusalem, Co-Founder, Internaitonal Association of Genocide Scholars, Israel
David Chemla, JCall, European general secretary, France
Nancy Civin, Baltimore Jewish Council, Holocaust Remembrance Council, USA
Tsila Cochavi, Israel
Carine Cohen Libermann, Law Student, Israel
Dr. Elliot (Yisrael) Cohen, Retired from Yad Vashem, Hebrew University, Israel
Professor Emerita Esther Cohen, Department of History, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Judith Cohen, Retired teacher, Ort, Israel
Julie-Marthe Cohen, curator, Jewish Historical Museum, Amsterdam, The Netherlands
Prof. Richard Cohen, The Hebrew University, Jerusalem, Israel
Professor Veronika Cohen, Jerusalem Academy of Music and Dance, Israel
Ms Catherine Colloms, Trustee, Wiener Holocaust Library, UK
Alon Confino, Pen Tishkach Chair of Holocaust Studies, Director of the Institute for Holocaust, Genocide and Memory Studies, University of Massachusetts, Amherst, USA
Dr Bryan Conyer, Bialik College, Australia
Jonathan Crewe, Dartmouth College, USA
Roz Currie, Curator at Islington Museum, formerly curator at Jewish Museum London, UK Sarah Cushman, Director, Holocaust Educational Foundation of Northwestern University, USA Anat Cygielman, Journalist, Israel
Dr. Max Czollek, Author, Germany
דפנה דה הרטוך ,ישראל
Talia Dadash, Israel
Sebastian Dallinger, Austria
Danielle Danielle, retraitée, CNRS, France, Israel
Patrick Danis, France
Paige Dansinger, Director, Better World Museum, USA
Emmanuel Darmon, France
Tamar Daus, Israel
Dr. Efraim Davidi, Tel-Aviv University, Israel
Professor SIDRA DeKOVEN EZRAHI, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. Aviv De-Morgan, Israel
Dr Anath Ariel de Vidas, CNRS, France
Dr. Irit Dekel, Assistant Professor, Jewish Studies and Germanic Studies, Indiana University, USA
Professor Mikhal Dekel, Professor and Director of the Rifkind Center for the Humanities & Arts, City University of New York, USA
Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky, Ruhr-Universität Bochum, Germany Annalisa Di Fant, Historian, Italy
Emily Dische-Becker, Journalist & researcher, Berlin, Germany
Esther Dischereit, Schriftstellerin, Berlin
Weill Dominique, Lawyer, France
Lizzie Doron, Writer, Israel
Dr. Axel Doßmann, University of Jena, Germany
Rachel Douieb, Author, composer, Musician, curator, France
Daniel Dratwa, former museum curator, Belgium
Dr. Werner Dreier, erinnern.at, director, Austria
Laura Dressel, Austria
Dr. Jean-Marc Dreyfus, Reader in History, the University of Manchester, UK
Marcel Drimer, Holocaust survivor USHMM, USA
Dr. Gali Drucker Bar-Am, Israel
Dr. Irith Dublon-Knebel, Minerva Institute for German History, Tel Aviv University, research fellow, Israel
Prof Arie Dubnov, Associate Professor of History & Max Ticktin Chair of Israel Studies Director, Judaic Studies Program The George Washington University, USA
Dr. Rina Dudai, Kibbutzim College of Education (retired), Israel Ms Joanne Dufty, Sydney, Australia
Shoshana Dweck, USA
Prof Deborah Dwork, Director, Center for the Study of the Holocaust, genocide, and Crimes Against Humanity; Graduate Center–CUNY, USA
Dr. Tobias Ebbrecht Hartmann, Cardinal Franz König Chair in Austrian Studies, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Monique Eckmann, Prof. em. University of Applied Sciences and Arts, Geneva, Switzerland
Professor John Efron, Koret Professor of Jewish History, University of California—Berkeley, USA
Daniela F. Eisenstein, Director, The Jewish Museum Franconia – Fürth, Schnaittach & Schwabach, Germany
Dr. Sagi Elbaz, Tel Aviv University, Israel
Dr. Yair Eldan, Law Faculty, Ono academic College, Israel
Allal Elie, France
Dr. Aya Elyada, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Pierre Ech-Ardour, France
Sandy Fainer, Canada
Mrs Yael Falk, Israel
Sandro Fasching, Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies (VWI), The Future of Memory – Museum Simon Wiesenthal, Austria
Mr Sam Fayon, Director, Switzerland
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein, Humboldt Universität Berlin, Germany
Professor Jackie Feldman, Ben Gurion Universität of the Negev, Professor of Anthropology, Israel
Prof. Miriam Feldon, Tel Aviv University, Israel
Dr. Michaela Feurstein-Prasser, XHIBIT.AT, Curator, Austria
Jacques Fijalkow, Professor emeritus, université de Toulouse, France
Raymonde Fiol, Past President, Holocaust Survivors Group of Southern Nevada, USA
Dr. Peter Fischer, eh. Gedenkstättenbeauftragter des Zentralrats der Juden in Deutschland, Berlin
Chuck Fishman, Photographer / Historian, USA
Louise Fishman, USA
Shlomit Fishman, Israel
Professor Henryk Flashner, University of Southern California, USA
Professor Sandy Flitterman-Lewis, Rutgers University, USA
Dr. David Forman, Cornell University, USA
Professor Everett Fox, Glick Professor of Judaic and Biblical Studies, Director, Program in Jewish Studies, Clark University, USA
Dr. Daniel Fraenkel, (Retired), Director of the Yad Vashem Encyclopedia of Jewish Communities in Germany, Israel
Karen S. Franklin, USA
Ms Carol Freeman, Director, Melisma Arts, USA
Prof. ChaeRan Freeze, Professor, Brandeis University, USA
Prof. Dr. Norbert Frei, University of Jena, Germany
Laura Freidberg, UNAM, Mexico
Professor Eli Friedlander, Philosophy, Tel Aviv University, Israel
Michal S. Friedlander, Curator of Judaica and Applied Arts, Jüdisches Museum Berlin
Mr Dominique Friedman, Sept & demi Incoming Europe, Chairman, France
Jeanette Friedman, President, the Brenn Institute, USA
Jordan Friedman, Hebrew Seminary for the Deaf and Hearing, USA
Professor Dr. Judith Frishman, Leiden University, Jewish Studies, Netherlands
Eva Frojmovic, Associate Professor, University of Leeds, UK
Dr. Iris Fry, Israel
Professor Emeritus Michael Fry, Technion – Israel Institute of Technology, Israel
Sarah Gabbai, Retired Journalist, Israel
Professor Ofer Gal, University of Sydney, Australia
Dr Yoav Galai, Lecturer in Global Political Communication, Royal Holloway, University of London, UK
Professor Katharina Galor, Program in Judaic Studies, Brown University, USA Mr Tsahi Ganon, Israel
Dr. Daniel Gerson, University of Bern,Institute of Jewish Studies, Switzerland Dr. Sharon Geva, Kibbutzim College and Tel Aviv University, Israel
Erika Gideon, Switzerland
Noa Gidron, Retiree, Independent Holocaust researcher, Israel
Mr Binyomin Gilbert, UK
Smadar Gilboa, USA
Professor Abigail Gillman, Professor of Hebrew, German, and Comparative Literature, Boston University, USA
Professor Sander Gilman, Emory University , USA
Hans Jakob Ginsburg, Journalist, Germany
Prof. Yonatan Ginzburg, Professor of Linguistics, Université de Paris, France
Oren Giorno, Youth Director at Judaïsme en Mouvement, France
Rabbi Dr. Irving Yitz Greenberg, Senior Scholar in Residence,Hadar Institute, USA and Israel
Professor Amos Guiora, USA
Amos Gitai, Professor college de France, Israel
Mr. Carlos Gitin Hochberg, Son to a survivor, Brasil
Dr. Mario Glanc, Argentina
Tamara Gleason, University College London, UK
Yael Glickman, Israel
Nechama Gliksberg, Israel
Jason Gold, Legal Counsel, Canada
Prof. Amos Goldberg, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. Jean Goldenbaum, Researcher at the European Centre for Jewish Music (Music University of Hannover), Germany
David Goldfarb, Independent scholar and translator, USA
President John Goldsmith, Anne Frank Fonds (Trust), Basel, Switzerland
Ms. Alexa Goldstein, AJEEC-NISPED, Resource Development Coordinator, Israel
Dr Noami Goldstein, Grand daughter of shoah survivors, Israel
Dr. Yossi Goldstein, Hebrew University of Jerusalem, lecturer, Israel
Rabbi Samuel Gordon, Senior Rabbi, Congregation Sukkat Shalom, USA
Geoff Gottlieb, USA
Alain Tsion Grabarz, Hashomer Hatsaïr (president), France
Professor Henry Green, Department of Religious Studies and Judaic Studies, University of Miami, USA
Dr. Jeffrey Green, Translator, Israel
Judith Green, Hebrew University, Israel
Prof. Charles Greenbaum, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Reesa Greenberg, Art and Exhibition Historian, Canada
Rabbi Yehiel Grenimann, Rabbis For Human Rights, Israel
Dr. Leonard Grob, Professor Emeritus, USA
Ms Nili Gross, Israel
William Gross, Director of the Gross Family Collection, Israel
Professor Atina Grossmann, Professor of History, Cooper Union, New York, USA
Ruth Ellen Gruber, Author, “Virtually Jewish: Reinventing Jewish Culture in Europe”, Italy/Hungary/USA
Dr. Samuel Gruber, President, International Survey of Jewish Monuments, USA Dr. Karen Grumberg, University of Texas at Austin, USA
Rabbi Nardy Grun, Tkasim, Israel
Prof. Wolf Gruner, Shapell-Guerin Chair in Jewish Studies, Professor of History, Founding Director USC Shoah Foundation Center for Advanced Genocide Research, University of Southern California, USA
Yosef Grunfeld, Israel
Professor Francois Guesnet, University College London, UK
David Guez, France
Paula Guitelman, University of Buenos Aires, Argentina
Dr. Stefan Gunther, USA
Hila Gutmann, Israel
Rivka Gutman, Architect, Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem, Israel
Prof. Ruth HaCohen, The Hebrew University of Jerusalem, Artur Rubinstein Professor of Musicology, Israel
DYNEL Hanan, Journaliste, ISRAEL
Sarah Harel Hoshen, Israel
Professor Galit Hasan-Rokem, The Hebrew University, Jerusalem, Israel
Dr. Peter Hayes, Professor Emeritus of History and Holocaust Studies, Northwestern University, USA
Georges Haymann, France
Professor emeritus Irene Heidelberger-Leonard, Professorial research fellow at Queen Mary College, London, UK
Barbara Heller, Researcher, Universidade Paulista (Brazil), Brasil Ms Claudia Heller, Unesp, Brazil, Brazil
Prof. Dr. Johannes Heil, Ignatz Bubis-Lehrstuhl, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Germany
Viola Heilman, Journalistin, Graz
PD Dr. Susanne Heim, Berlin, Germany
Dr Felicitas Heimann-Jelinek, Independent curator, Austria
Professor Elizabeth Heineman, Professor of History, University of Iowa, USA Mr Rami Heled, Israel
Dr. Lois Helmbold, San Jose State University, professor emerita, USA Tammy Hepps, Independent researcher, USA
Ariel Herman, Israel
Dr. Manja Herrmann, Selma Stern Center for Jewish Studies Berlin-Brandenburg, Germany
PhD Medical doctor Albert Herszkowicz, Chairperson Memorial98 association, France
Joel Herzog, Swiss Friends of Yad Vashem, Switzerland
Professor Susannah Heschel, Eli M. Black Distinguished Professor of Jewish Studies, Dartmouth College, USA
Professor Hannan Hever, Yale University, USA
Brad Sabin Hill, Washington DC, USA
Dr Odelia Hitron, Israel
Dr. Sabine Hödl, Institut für jüdische Geschichte Österreichs, Austria Mrs Osnat Hochman Gerhard, Legal Counsel, Israel
Esther Hoernlimann, Center for Jewish Studies, Switzerland Mr. Avi Hoffman, USA
Kitty Hoffman, Canada
Dra. Odile Hoffmann, Geographer, IRD, France
Professor Elie Holzer ,Bar Ilan University, Israel
Assumpció Hosta Rebés, Director, Patronat Call de Girona, Spain
Puttermilec Huguette, Teacher, France
Professor Curtis Hutt, Goldstein Center for Human Rights/Schwalb Center for Israel and Jewish Studies, University of Nebraska at Omaha, USA
Agnieszka Ilwicka, USA
Dr Sarah Imhoff, Indiana University, Associate Professor of Jewish Studies, USA Laurent Israël, Israël
Dugi Israeli, meshek 58, Israel
Dr Saul Issroff, London
Dr Dror Izhat, Israeli Cinematheque library, Israel
Emeritus professor Andrew Jakubowicz, UTS, Australia
Dr Vivienne Jackson, UK
Daniel Jacoby, Secular humanistic rabbi, Israel
Busseuil Jacques, Particulier, Israel
Sr Simeão Jaime, Brasil
Gdalia Janine, Societaire de la SGDL, France
Peter Jassem, Padt Chair, The Polish-Jewish Heritage Foundation of Canada, Canada Berman Jehan, Israel
Prof. Dr.Uffa Jensen, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin, Germany
Dr Eve Jochnowitz, Workers Circle, USA
Dr. Laura Jockusch, Albert Abramson Associate Professor of Holocaust Studies, Brandeis University, USA
Ari Joskowicz, Associate Professor of Jewish Studies, Vanderbilt University, USA
Jüdischer Salon am Grindel, Hamburg
Ms Ann Jungman, IJV Treasurer, UK
אברהם קלדרון ,החלוץ למרחב ,ישראל
Irene Kacandes, The Dartmouth Professor of German Studies and Comparative Literature, Dartmouth College, USA
Mordechai Raphael Kadovitz, USA
Michal Kalfon, Switzerland
Dr. Moshe Kam, Dean of Engineering, New Jersey Institute of Technology, USA
Dr. Tair Kantor, Israel
Dr. Jonathan Kaplan, Associate Professor, The University of Texas at Austin, USA
Marion Kaplan, NYU, USA
Harold Kasimow, George Drake Professor of Religious Studis [emeritus], Grinnell College, Holocaust survivor, USA
Caryn Katz, Canada
Professor Ethan Katz, University of California, Berkeley, USA
Jason Katz, USA
Tamara Katzenstein, Film-Maker at Philbus Production, Brazil
Uri R. Kaufmann, director, Alte Synagoge Essen. Germany
Dr. Martha Keil, Institute for Jewish History in Austria, Director, Austria
Alain Keler, Photojournalist, France
Rabbi Naamah Kelman, Israel
Arturo Kerbel, Yiddish House London, UK
Nili Keren, Research fellow, Bar Ilan University, Israel
Prof Zohar Kerem, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Lea Kibanoff-Ron, Writer and editor, ISRAEL
Dr Audrey Kichelewski, Strasbourg University, coeditor of Revue d’histoire de la Shoah, France
Andrea Kirchner, Fritz Bauer Institute Frankfurt/Main, Germany
Professor Barbara Kirshenblatt-Gimblett, Professor Emerita, New York University, Ronald S. Lauder Chief Curator, Core Exhibition, POLIN Museum of the History of Polish Jews, USA
Prof Michelle Kisliuk, University of Virginia, USA
Rabbinerin Elisa Klapheck, Frankfurt am Main
Joyce Klein, Israel
Ultrajante Alberto Kleinas, UNIVERSIDADE PRESBITERIANA MACKENZIE, Brazil
Professor Irena Klepfisz, USA
Mary Kluk, South Africa
Dr Brian Klug, St Benett’s Hall, University of Oxford, UK
Prof. Dr. Volkhard Knigge, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Director emeritus Buchenwald and Mittelbau-Dora Memorials Foundation, Germany
Dr Anna Koch, Postdoctoral Fellow, University of Leeds, UK
Prof. Dr. Gertrud Koch, Germany
Dr. Patrick B. Koch, Emmy Noether Research Group Leader, University of Hamburg, Germany
Leah Koenig, USA
Dr Szonja Komoróczy, Hungary
Yulian Kondur, Project coordinator at the Roma Women’s Fund “Chiricli”, Ukraine
Dr. Karen Körber, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, Germany
Dr. Eugene Korn, Israel
Professor András Kovács, Central European University, Austria/Hungary
Dr Alexandra Kowalski, Central European University, Austria
Ms Shirly Krakover, Social worker for Holocaust Survivors, Israel
Prof. Robert Kramer, St. Norbert College, USA
Ms. Yaffa Krindel, Israel
Tally Kritzman-Amir, Visiting Assistant Professor, Boston University School of Law, USA
Professor Bjorn Krondorfer, Director, Martin-Springer Institute, Northern Arizona University, USA
Elisabeth Krotowski, eh. Leiterin des Wiener Büro des Keren Hajessod, Vienna
Cilly Kugelmann, Chief Curator of the new permanent exhibition, Jewish Museum Berlin, Germany
Dr. Sophie Kulaga, McGill University, Canada
Dr. Daniel Kupfert Heller, Kronhill Senior Lecturer in East European Jewish History, Monash University, Australia
Anna Kupinska, University of Alberta, PhD student, Canada
Daniel Kurtzer, Ambassador (Ret.), USA
Emeritus Professor Dr Konrad Kwiet, Macquarie University Sydney, Australia
Dr. Jacob Ari Labendz, Youngstown State University, USA
Dan Laloum, France
Dr Karine Lamarche, CNRS, France
Professor Michael Lambek, University of Toronto
Dr. Dana Landau, Postdoctoral Researcher, University of Basel, Switzerland
Shawn Landres PhD, Senior Fellow, UCLA School of Public Affairs, USA
Frederick Langendorf, USA
Trudi Langendorf, Chicago, USA
Professor Ruth Langer, Theology Department, Center for Christian-Jewish Learning, Boston College, USA
Benjamin Lapp, Associate Professor of History, Montclair State University, USA
Yablonka Laurence, Israël
Dr. Hilla Lavie, The Hebrew University, Israel
Professor Nitzan Lebovic, Professor of History and Holocaust Studies, Lehigh University, USA Mr Bernard Lebrun, France
Hugues Lefevre, Stolpersteine en France, association member, Germany Pinchas Leiser, Israel
Dr Gerald Lejzerowicz, France
Professor Alan Lelchuk, Dartmouth College, USA
Dr Carole Lemee, Université Bordeaux teacher and researcher, France Rene Lenard, Brazil
Ronit Lentin, Associate Professor, Trinity College Dublin, Ireland
Dr. Manuel Lerdau, University of Virginia, Professor, USA
Professor Cathy Lesser Mansfield, The Sparks Fly Upward Foundation, Exec. Dir., USA Rebecca Lesses, Associate Professor of Jewish Studies, Ithaca College, USA
Mark Leuchter, Professor of Hebrew Bible and Ancient Judaism, Temple University, USA PD Dr. Stefanie Leuenberger, ETH Zurich, Switzerland
Mr Itamar Lev, Holocaust survivor testimonials translator at Yad Vashem, department of German language and history, bachelor of American history and political science at the Hebrew University of Jerusalem, Israel
Ora Lev, Israel
Shiri Levi, Israel
Professor Noam Levin, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Ms Ora Levy, Israel
Mrs Roseline Lewin, Belgium
Dr. Tamar Lewinsky, Jewish Museum Berlin, Curator, Germany
Eva Lewitus, Perú
Dr Ricardo Lewitus, USA
Victor Lewitus, CEO Israion Technologies Ltd, Israel
אילן לב, ישראל
ישי לב ,ישראל
Laura Levitt, Temple University, USA
Professor Gayle Levy, University of Missouri-Kansas City, Associate Professor, USA
Prof. Dr. René Levy, University of Lausanne, Switzerland
Daniela Lieberman, Vienna
Richard Lippeman, USA
Professor Deborah Lipstadt, Emory University, USA
Sylvia Liska, President, Friends of the Secession, Vienna, Austria
Professor Vivian Liska, Professor of German Literature and Director of the Institute of Jewish Studies University of Antwerp/Hebrew University, Belgium
Professor Emeritus Marcia Sachs Littell, Stockton U. Founding Director, MA Program in Holocaust & Genocide Studies, USA
Mr. Scott Littky, Institute for Holocaust Education, USA
Dr. Anat Livne, Ghetto Fighters’ House Museum, Director (retired), Israel
James Loefler, Berkowitz Professor of Jewish History and Kolodiz Director of Jewish Studies, University of Virginia, USA
Dr Hanno Loewy, Director, Jewish Museum Hohenems, Austria
John Lombardo, USA
Ronit Lombrozo, Israel
Professor Yosefa Loshitzky, Professorial Research Associate, SOAS, University of London, UK Mr Shay Lotan, 2nd Generation, Israel
Prof. Dr. Andrea Löw, Center for Holocaust Studies at the Institute for Contemporary History, Munich, Deputy Director, Germany
Dr. Oded Lowenheim, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. Naomi Lubrich, Director, Jewish Museum of Switzerland, Switzerland Mark Ludwig, Executive Director, Terezín Music Foundation, USA
Professor Ian Lustick, Bess W. Heyman Chair, Professor of Political Science, University of Pennsylvania, USA
Professor Shaul Magid, Dartmouth College, USA
Professor Shulamit Magnus, Professor Emerita Jewish Studies and History, Oberlin College, Israel
Dr. Daniel Mahla, Ludwig Maximilians Universität München, Germany
PD Dr. Stefanie Mahrer, Universities of Basel and Bern, PI, Switzerland
Helene Maimann, Historikerin und Filmemacherin, Wien
Professor Udi Makov, University of Haifa, Israel
Sandrs Malek, JGSLA, President, USA
Dr. Nir Mann, A Spiegel Felloe in The Finkler institute of Holocust Research, Bar Ilan University, Israel
Dr Davide Mano, Université de Strasbourg, France
Malka Marcovich, Historienne, ecrivaine, consutante internationale, France
Joëlle Marelli, Former head of program at the Collège international de philosophie, Paris, France Prof. Rabbi Dalia Marx, HUC-JIR, Israel
Lizzie Marx, Trustee, Wiener Holocaust Library, Netherlands
Florian Marxer, President of the Association of Liechtenstein Friends of Yad Vashem
Zeev Matalon, Coach, Israel
Eugene Matanky, Tel Aviv University, PhD Candidate, Israel
Dr. Anat Matar, Tel Aviv University, Israel
Jacqueline Mautner, Israel/Australia
Dr Eyal Mayroz, The University of Sydney, Australia
בתיה מקובר ,ירושלים ,ישראל
Mr Claude Meillet, Israel
Meira Meisler, Tel Aviv, Israel
Mr. Gilad Melzer, Beit Berl college, Israel
Dr. Meron Mendel, Anne Frank educational centre, Germany
Professor Paul Mendes-Flohr, University of Chicago and Hebrew University, USA
Christina Meri, Curator of the Jewish Museum of Greece, Athens, Greece
Mr. Omri Meron, Israel
Mr. Omer Messing, Partner-director ar Balasha-Jalon, Israel
Kobi Metzer, Professor Emeritus of Economics, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Mr Shmuel Meyer, Novelist, Israel
Prof. Dr. Thomas Meyer, LMU Munich, Germany
Dr Joanna Michlic, University College London, UK
Gerhard Milchram, Wien Museum, curator, provenance-research, Austria
Dr. Avraham Milgram, former historian at Yad Vashem, Israel
Rabbi Jeremy Milgrom, Israel
Michael L. Miller, Associate Professor, Nationalism Studies Program, Central European University, Austria and Hungary
Professor Yair Mintzker, History Department, Princeton University, USA
Dr. Gali Mir-Tibon, Bar Ilan university, Israel
Fersztman Mondek, Belgium
Daniel Monterescu, Associate Professor, Central European University, Department of Sociology and Social Anthropology, Hungary and Austria
Laura Morowitz, Wagner College Holocaust Center, USA
Prof. Amos Morris – Reich, Director, Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism, Tel Aviv University, Israel
Naomi Moss, Israel
Jose Murciano, Israel
Professor Frederek Musall, Heidelberg Center for Jewish Studies, Germany
Professor David Myers, UCLA, Sady and Ludwig Kahn Chair in Jewish History, USA
Prof. Dr. Andreas Nachama, President, Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland, Germany Dr. Lilach Naishtat Bornstein, Kibbutzim College of Education, Israel
Dr. Ron Naiweld, CNRS, France
Tali Nates, Director, Johannesburg Holocaust & Genocide Centre, South Africa
Roberta Newman, Writer and Researcher, USA
Prof. Francis Nicosia, University of Vermont, USA
Mrs Hagit Noam, Guide at Yad Vashem, Israel
Linda Novak, USA
Professor Stanisław Obirek, University of Warsaw, Poland
Margaret Olin, Senior Research Scholar, Judaic Studies, Yale University, USA
Rabbi Kerry Olitzky, USA
Professor Adi Ophir, Tel Aviv University, Emeritus, Brown University Visiting Professor, USA
Michelle Ores, USA
Dr Annamaria Orla-Bukowska, Jagiellonian University, Poland
Shanna Orlik, Israël
Professor Andrea Orzoff, History Department, New Mexico State University, USA
Dr. Sarah Ozacky-Lazar, The Ven Leer Jerusalem Institute, Israel
Dr. Heloisa Pait, UNESP, Professor of Sociology, Brazil
Mrs. Marla Palmer, Teacher; Board Member of South Carolina Council on the Holocaust, USA
Robert Parzer, Dokumentations- und Inormationszentrum Torgau, researcher, Germany
Chatelus Pascale, Israel
Mir Pascale, Citoyenne, France
Professor Avinoam Patt, Director, Center for Judaic Studies, and Doris and Simon Konover Chair of Judaic Studies, University of Connecticut, USA
Professor Thomas Pegelow Kaplan, Center for Judaic, Holocaust, and Peace Studies, Appalachian State University, Leon Levine Distinguished Professor and Director, USA
Ms Peta Pellach, Director of Education, Elijah Interfaith Institute, Israel
Professor Derek Penslar, Harvard University, Professor of Jewish history, USA
Michal Perlman, Israel
Denis Peschanski, Senior Researcher at the CNRS (National Center for Scientific Research), President of SAB Rivesaltes Memorial Camp, France
Prof. Dr. Erik Petry, Center for Jewish Studies, University of Basel, Switzerland
Teresa Petrzelka, North Shore Temple Emanuel, Australia
Mr David Picard, Collective Trauma Healing affiliate, Israel
Prof. Jacques Picard, Emeritus, University of Basel, Switzerland
Dr Kathrin Pieren, Director, Jewish Museum of Westphalia, Germany Prof. Amit Pinchevski, Hebrew University, Jerusalem, Israel
מינה פנצר,משרד החינוך ,ישראל
Professor Griselda Pollock, UK
Prof. Dr. Dina Pomeranz, Assistant Professor, University of Zurich, Switzerland
Professor Catherine R. Power, Assistant Professor, Glendon Campus, York University, Canada Dr Yael Poznanski, Achva Academic college and Ben-Gurion U Eilat Campus, Israel
Renée Poznanski, Professor emerita, Ben Gurion University, Israël
Dr. Lea Prais, Israel
Ronit Prince, USA
Eetta Prince-Gibson, Israel
Dr Jay Prosser, University of Leeds, Reader in Humanities, UK
Bernhard Purin, Director, Jewish Museum Munich, Germany
Dr. Marcus Pyka, Associate Professor of History, Franklin University Switzerland (Lugano), Switzerland
Alon Raab, Israel
Anson Rabinbach, Phillip and Beulah Rollins Professor of History, Princeton University, USA
Dr. Doron Rabinovici, Austria
Prof. Iris Rachamimov, Tel Aviv University, Israel
Mr Andrew Rajcher, Founding Board Member, Australian Society of Polish Jews & Their Descendants, Australia
Ben Ratskoff, Doctoral candidate, UCLA, USA Yehuda Rajuan, Israel
Ami Raz, Computer Technician, Israel
Dr. Michal Raz, Teacher at EHESS Paris, France Nomi Raz, Psychotherapist, Israel
Prof. Emeritus Shimon Redlich, Ben-Gurion University, Israel
Professor Emeritus Stuart Rees, University of Sydney, founder, inaugural Director Sydney Peace Foundation, Australia
Drorit Regev, Israel
Dr. Anika Reichwald, Jewish Museum Hohenems, Austria
Dr. Steven Reisner, USA
Oren Richard, Denmark
Mr. Lorne Richstone, University of Oklahoma, Associate Professor of Music, USA
Jeremiah Riemer, Free-lance (formerly Asst. Prof. European Studies, Paul H. Nitze School of Advanced International Studies, Johns Hopkins Univ.), USA
Dr. Rotraud Ries, Director, Johanna Stahl Center for Jewish history and culture in Lower Franconia, Germany
Dr. Michael Riff, Director, The Gross Center for Holocaust and Genocide Studies, Ramapo College of New Jersey, USA
Dr. Elisheva Rigbi, Music historian, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Avraham Roet, holocaust survivor, Israel
Professor Freddie Rokem, Tel Aviv University, Israel
Na’ama Rokem, Director, Joyce Z. and Jacob Greenberg Center for Jewish Studies, University of Chicago, USA
Dr. Stefan Rokem, Hebrew University, emeritus, Israel Dr. Adina Rom, ETH Zurich, Switzerland
Katia Rom, Switzerland
Dr. Samuel Rom, Icz zürich, Switzerland
Jennifer Romaine, Visiting Profesor, Pratt Intitute, NYC, USA
Dr. Carmit Romano-Hvid, Denmark
Dr. Esther Romeyn, Center for European Studies, University of Florida, USA
Shoshana Ronen, Professor, head of Hebrew Studies, Department, The University of Warsaw, Poland
Professor Jacqueline Rose, Professor of Humanities, Co-Director, Birkbeck Institute for the Humanities, UK
Professor Robert Rosen, School of Law, University of Miami, USA
Prof. Tova Rosen, Literature, Tel Aviv University (Emeritus), Israel
Dr Anna Rosenbaum, Australia
Dr Ellen Rosenberg, Retired Faculty Northwestern University Feinberg School of Medicine and The Chicago Psychoanalytic Institute, USA
Joanne Rosenthal, Independent curator, former Chief Curator, Jewish Museum London, UK Martha Rosler, Rutgers University, New Jersey, Professor II Emerita, USA
Gaylen Ross, Film Director. Killing Kasztner, USA and Israel
Moshe Rosman, Bar-Ilan University, Professor Emeritus of Jewish History, Israel
Dr. Brigitta Rotach, Head of the cultural programs, House of Religions, Bern
Rebecca Rotenberg Nadler, Canada
Dr Alice Rothchild, Harvard Medical School, retired Assistant Professor of Obstetrics and Gynecology, USA
Lilach Rotman, Educational counselor, Educational Ministry, Israel
Michal Rovner, artist, Israel
Dr. Sara Roy, Senior Research Scholar, Center for Middle Eastern Studies, Harvard University, USA
Estelle Rozinski, Australia
Prof. Emerita Minna Rozen, University of Haifa, Israel
Krzysztof A. Rozen, Association of the Jewish Historical Institute, Poland Deborah Rozenblum, Switzerland
Dr. Joel Rubin, Associate Professor, University of Virginia, USA/Switzerland
Dr.med. Rudi Rudelstorfer und Micaela Rudelstorfer-Michal MTA, Wels
Prof. Dr. Ursula Rudnick, apl. Prof at the Leibniz University in Hannover, Germany
Prof. Dr. Miriam Ruerup, Director Moses Mendelssohn Centre for European Jewish Studies, University of Potsdam, Germany
Professor Dirk Rupnow, Institute for Contemporary History & Dean, Faculty of Philosophy and History, University of Innsbruck, Austria
Suzanne Rutland, Professor Emerita, University of Sydney, Australia
Avi Rybnicki, Psychoanalyst, Israel
Samuel Saada, photographer, France
Professor Angeli Sachs, Head of MA Art Education, Curatorial Studies, Zurich University of the Arts, Switzerland
Ms. Kael Sagheer, Institute for Holocaust Education, Education Coordinator, USA Maayan Sagiv, Israel
Dr. Rochelle Saidel, Remember the Women Institute, USA
Christa Salamandra, CUNY, USA
Prof. Hagar Salamon, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. habil. Dorothea Salzer, Universität Potsdam, Germany
Rabbi Jan Salzman, Rabbi, congregation Ruach haMaqom, USA
Dr. Victoria Sanford, Professor of Anthropology, Lehman College, City University of New York, USA
Galia Sasson, Israel
Norbert Schächter, Vorstandsmitglied von Keren Hajessod Österreich, Wien
Silke Schaeper, Maimonides Centre for Advanced Studies, Univerdität Hamburg, Germany
Teya Schaffer, USA
Professor Paul Scham, Director, Institute for Israel studies, UMD, USA
Dr. Silvina Schammah Gesser, Bar Ilan University , Truman Institute, HUJI, Israel
Prof. Emer. Eliyahu Schleifer, Hebrew Union College, Jerusalem, Israel
Professor Joachim Schlör, The Parkes Institute for the Study of Jewish/non-Jewish Relations, University of Southampton, UK
Dr Christine Schmidt, UK
Prof. Dr. Benigna Schönhagen, Institut für Geschichtliche Landeskunde, Universität Tübingen, Germany
Prof. Dr. Julius Schoeps, Chairman of the Board of Directors, Moses-Mendelssohn-Stiftung, Berlin
Yara Schreiber Dines, Unesp Araraquara, Brasil
Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Director Center for Research on Antisemitism, Germany
Prof. Dr. Christoph Schulte, Universität Potsdam, Germany
Mr L Tadd Schwab, WUPJ, USA
Professor Daniel B. Schwartz, George Washington University, USA
Dr. Johannes Schwartz, State Capital Hannover, Culture Department, Nazi Era Provenance Research, Germany
Professor Seth Schwartz, Departments of History and Classics, Columbia University, USA
Dr. Susanna Schrafstetter, professor of history, University of Vermont, USA
Dr. Sonja Schwinger, Wien
Renate Ben Shushan, Tel Aviv
Michal Sela, Journalist and Translator, Haifa, Israel
Professor Marcio Seligmann, State University of Campinas, Brazil
Mrs. Odile Senouf, ISRAËL
Dr. Shoval Shafat, Bar Ilan University, Faculty of Law, Israel
Yaara Shafrir, MA student, Israel
Prof. Dr. Galili Shahar, Chair, The Leo Baeck Institute Jerusalem , Israel
Professor Jeffrey Shandler, Rutgers University, Distinguished Professor, USA
Professor Joshua Shanes, College of Charleston, Jewish Studies, USA
Carrie Shapiro, USA
Professor Susan Shapiro, University of Massachusetts Amherst, USA
Dr. Noa Shashar, Sapir Academic College, Israel
Rosa Shein, Mexico
Prof. Orly Shenker, Philosophy, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Professor and Senior Vice Provost Jeffrey Shoulson, University of Connecticut, USA
Professor Haia Shpayer-Makov, University of Haifa, Israel
Sam Shuman, University of Michigan, PhD Candidate, USA
Ms Eve Sicular, Music from Yiddish Cinema, USA
Rivka Siden, USA
Jodi Siegel, USA
Lea Sigiel-Wolinetz, Executive Director of World Society of Czestochowa Jews and their Descendants, USA
Dr. Anja Siegemund, New Synagogue Berlin – Centrum Judaicum Foundation, Germany Professor Carol Silverman, University of Oregon, USA
Daniel Silverstone, UK
David J. Simon, Director, Yale Genocide Studies Program, USA
Paulo Simon, Brazil
Mr Doronn Victor Sitruk, Spain
Prof. Jonathan, Skolnik, University of Massachusetts Amherst, USA
Professor Dan Slobin, University of California, Berkeley – Professor Emeritus of Psychology and Linguistics, USA
Jean-Yves Slon, Israël
Mrs Sabine Smadja, Daughter of holocaust survivors, Israel
Dariusz Sobczyk, Friends of Polin Museum, Poland
Sahar Soffer, Israel
Dr. Orly Soker, Sapir College, Israel
Dr. Phyllis Soybel, Chair, History and Political Science, College of Lake County, USA
Mr. Matthias Spadinger, Chairman Verein GEDENKDIENST, Austria
רות שפרלינג ,ישראל
Professor Neta Stahl, Chair of the Stulman Program in Jewish Studies, Johns Hopkins University, USA
P.I Stain, Professor of Exact sciences, Canada
Lori Starr, Former Director, Contemporary Jewish Museum, USA
Dr. Barbara Staudinger, Director, Jewish Museum Augsburg Swabia, Germany
Ambassador ( Ret.) Shimon Stein, INSS Senior fellow, Israel
Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Fritz Bauer Institute and Goethe University Frankfurt am Main, Germany
Barbara Steinberg, USA
Professor Michael Steinberg, Barnaby Conrad and Mary Critchfield Keeney Professor of History, German Studies, and Music, Brown University, USA
Linda Steindl, Austria
Rabbi Dr. Oren Steinitz, Rabbi, Congregation Kol Ami; Adjunct Professor, ALEPH Ordination Programs, USA
Prof. Alan Steinweis, University of Vermont, Raul Hilberg Distinguished Prof of Holocaust Studies, USA
Adina Stern, Germany
Zygmunt Stępiński, Director, POLIN Museum, Poland
Prof. Frank Stern, Visual and Cultural Studies, University of Vienna, Curator Annual Film Series at the Mauthausen Memorial, Austria
Noga Stiassny, Postdoctoral fellow, Israel
Dr. Oren Stier, Professor of Religious Studies and Director, Holocaust & Genocide Studies Program, Florida International University, USA
Prof. Dariusz Stola, Polish Academy of Sciences, Poland
Professor Jeremy Stolow, Concordia University, Canada
Professor Dan Stone, Royal Holloway, University of London. Professor of Modern History, UK
Moises Storch, Brazilian Friends of PEACE NOW – coordinator, Brasil
Professor Daniel Strum, University of São Paulo, Brazil
Hannes Sulzenbacher, Independent curator, Austria
Professor Adam Sutcliffe, Professor of European History, King’s College London, UK
Dr Chisin Sylvie, Israel
Ms. Annie Szamosi, Humber College Professor, Holocaust Scholar, Canada
Rachel Szymkowicz, France
Mats Tangestuen, Historian, Oslo Jewish Museum, Norway
Frida Tarrab, Israel
Pearl Taylor, Valley Beth Shalom, USA
Maximilian Teicher Dipl.Psych., Zurich, Switzerland
Samy Teicher Dipl.Psych., Psychoanalyst, Vienna Psychoanalytic society (WPV), Austria
Paula Teitelbaum, Yiddish teacher at YIVO Institute for Jewish Research, USA
Dr Fabien Theofilakis, University Paris 1 Panthéon Sorbonne, France
Prof. emer. Michael Toch, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Idit Toledano, Former guide at Massuah for Holocaust studies, Israel
Marta Topel, Universidade de São Paulo (USP) Brasil, Brazil
Dr Zsuzsanna Toronyi, Hungary
Michal Trebac, Polin Museum, Poland
Danny Trom, Senior researcher, CNRS (French national research institute), France
Myri Turkenich, Musician, Germany
Ms. Yedida Turkenich, Psychoanalyst, Israel Psychoanalytic Society, Israel
Lesley Turner, Student, University of Toronto, Canada
Dr. Christiane Twiehaus, Head of Department for Jewish History and Culture, MiQua. LVR-Jewish Museum in the Archaeological Quarter Cologne, Germany
Dr. Peter Ullrich, Center for Research on Antisemitism, TU Berlin (fellow), Germany
Dr. Scott Ury, Tel Aviv University, Israel
Professor Robert Jan van Pelt, University of Waterloo, Canada
Edward van Voolen, Curator emeritus Jewish Historical Museum Amsterdam, Germany
David Vanunu, Israel
Prof. Dr. Herom Vargas, Methodist University of São Paulo (Brazil), Brazil
Professor Jeffrey Veidlinger, Joseph Brodsky Collegiate Professor of History and Judaic Studies, Director of Frankel Center for Judaic Studies, University of Michigan, USA
Professor Giuseppe Veltri, Germany
Alana Vincent, University of Chester, UK
Emily Vogl, USA
Prof. Steven Volk, Oberlin College, Professor of History Emeritus, USA
Prof. Emer. Shulamit Volkov, Tel Aviv University, the Osrael Academy of Science and the Humanities, Israel
Dr Marc Volovici, Postdoctoral researcher, Birkbeck, University of London, UK Prof. Christina von Braun, Selma Stern Center for Jewish Studies Berlin, Germany
Dr. Johannes Wachten, retired Chief curator and deputy director, Jewish museum Frankfurt am Main, Germany
Morgan Wadsworth-Boyle, Former Exhibitions Curator, Jewish Museum London, UK Dr Samuel Wajsberg, Jewish Hospital Berlin (retired), Germany
Dr. Ofer Waldman, Journalist, Israel/Germany
Brigitte Walk, Regisseurin, Feldkirch
Anika Walke, Associate Professor of History, Washington University in St. Louis, USA
Dr Murray Watson, Canada
Haim Watzman, Israel
Rabbi Lee Wax, Community Rabbi & Educator, UK
Tobaron Waxman, Artist, USA
Rony Webb, Tel Aviv Museum of Art, Israel
Susanne Weber-Lazar, w+w kultur, Wien und Prof. Frank Michael Weber, w+w kultur, Wien
Prof. Dr. Ulrike Weckel, Justus-Liebig-University Gießen, Germany
Mrs Ruth Weinberg, Israel
Dr. David Weinfeld, Harry Lyons Chair in Judaic Studies, Virginia Commonwealth University, USA Professor Dov Weiss, University of Illinois at Urbana-Champaign, USA
Prof. haim weiss, Ben Gurion University, Israel
Prof. Dr. Liliane Weissberg, University of Pennsylvania, USA
Dr. Deborah Weissman, Consultant to the international council of Christians and Jews, Israel
Prof. Dr. Dorothea Weltecke, Chair for Medieval History, Goethe-Universität Frankfurt, Germany
Katharina Hadassah Wendl, board member of Verein GEDENKDIENST, former GEDENKDIENST fellow at the Yad Vashem Archives (2016-17), Austria
Florian Wenninger, Institut für Historische Sozialforschung and former Gedenkdienst-Volunteer in Yad Vashem, Austria
Ms Karen Wesler, 2nd Generation Kindertransport, USA Dr. Evita Wiecki, LMU Munich, Germany
Romina Wiegemann, Germany
Professor Dr. Falk Wiesemann, Germany
Dr. Daniel Wildmann, Director Leo Baeck Institute London
רוחמה וייס ,היברו יוניון קולג ‘- ירושלים ,ישראל
Hannah Wilson, Nottingham Trent University, UK
Prof. Hana Wirth-Nesher, Tel Aviv University (Emerita), Israel
Prof. Hadas Wiseman, University of Haifa, Israel
Professor Rebecca Wittmann, Department of History, University of Toronto, Canada
Ruth Wodak Distinguished Professor, Chair of Discourse Studies, Lancaster University, UK/ University Vienna (Emerita), Austria
Fabian Wolff, writer and journalist, Berlin/Germany
Professor Paul Wolpe, Director, Center for Ethics, Emory University, USA
Dr. Kim Wünschmann, LMU Munich, Germany
Ms. Ayelet Yagil, Israel
Rabbi Dr. Iris Yaniv, Israel
Ophir Yarden, ADAShA, Jerusalem Center for Interreligious Encounter, Israel
James Young, Distinguished University Professor Emeritus, Founding Director, Institute for Holocaust, Genocide, and Memory Studies at University of Massachusetts Amherst, USA
Dr. Amnon Yuval, Historian, Israel
Professor Israel Yuval, The Hebrew University, Jerusalem, Israel
Florian Zabransky, University of Sussex, UK
Rabbi Dr. Efraim Zadoff, Spiegel Fellow, The Finkler Institute of Holocaust Research Bar-Ilan University, Israel
Dr. Mirjam Zadoff, Director, Documentation Centre for the History of Nationalsocialism, Germany
Dr. Noam Zadoff, Assistant Professor, University of Innsbruck, Austria
David Zakalik, Graduate Student, Cornell University, USA
Professor Motti Zalkin, Dept. of Jewish History, Ben-Gurion University, Israel
Professor Michael Zank, Director, Elie Wiesel Center for Jewish Studies, USA
Ms. Alexandra Zapruder, author and educator; founding staff member of USHMM, current Education Director of The Defiant Requiem Foundation, USA
Dr Danielle Zaslavsky, El Colegio de México, México
Professor/Rabbi Dr. Jonathan Zasloff, UCLA School of Law, USA
Dr. Ingo Zechner, Director, Ludwig Boltzmann Institute for Digital History, Austria
Dr. Melissa Zeiger, Associate Professor, English Department, Dartmouth College, USA Professor Froma Zeitlin, Princeton University, US
Dr Alan Zemel, University at Albany SUNY, USA
Professor Yael Zerubavel, Founding Director, Bildner Center for the Study of Jewish Life, Emerita, Professor Emeritus of Jewish Studies & History Rutgers University
Prof. Dr. Moshe Zimmermann, Hebrew University, Jerusalem, Israel

Hannah Arendt: Jüdischer Kosmopolitismus und gebrochener Universalismus

Europäisches Tagebuch, 14.10.2020: Sie war eine der schillerndsten jüdischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Heute vor 114 Jahren wurde sie in Hannover geboren: Hannah Arendt.

Als Philosophin wollte sie nicht bezeichnet werden. Sie sah sich als politische Theoretikerin. Und in ihren schonungslosen Analysen politischer Herrschaftssysteme und Ideologien, ihren Beiträge zur Demokratietheorie und zur Pluralität begriff sie sich als Historikerin.
Ihr Studium führte sie durch die deutsche intellektuelle Provinz, nach Marburg, Freiburg und Heidelberg, zu Heidegger (mit dem sie eine später vieldiskutierte Liebesbeziehung hatte), Husserl und Jaspers, mit dem sie vor und nach dem Nationalsozialismus einen bewegenden, freundschaftlichen und widersprüchlichen  Disput über das Verhältnis von Deutschen und Juden austrug. „Für mich ist Deutschland die Muttersprache, die Philosophie und die Dichtung“, schrieb sie Jaspers vor 1933, und betonte zugleich die Notwendigkeit auf Distanz zu bleiben. Mit einem „Deutschen Wesen“ von dem Jaspers so gerne sprach, wollte sie nichts zu tun haben.

So universalistisch sie in politischen Fragen dachte, so sehr verstand sie sich immer selbstbewusst als Jüdin und setzte sich offensiv mit der jüdischen Rolle als Paria der Gesellschaft auseinander.

1933 wurde sie kurzzeitig von der Gestapo inhaftiert. Und fortan galt für sie „Wenn man als Jude angegriffen wird, muss man sich als Jude verteidigen“, wie sie in einem legendären Fernsehinterview durch Günter Gaus im Jahre 1964 trocken bemerkte. Kaum etwas hat sie so sehr belastet wie der Umstand, dass ihr eigenes intellektuelles Umfeld in Deutschland sich mit dem Nationalsozialismus nicht nur arrangierte, sondern wie Heidegger und viele andere sogar offenkundig von der neuen Macht fasziniert war. Niemals zweifelte sie daran, dass solche Entscheidungen in der Verantwortung der Subjekte lagen. Für das tragische Selbstbild vieler Deutscher, die sich nach 1945 in Kategorien von Verstrickung und Untergang eine allenfalls „schuldlose Schuld“ andichteten, hatte sie nur beißenden Spott übrig. Aber auch alle Versuche der Opfer, den Massenverbrechen einen Sinn zu verleihen, waren ihr suspekt. „Auschwitz hätte nie geschehen dürfen“, war ihr bitteres Resumee, das auch hinter ihrem Buch über den Eichmann-Prozess stand, mit dem sie sich heftige Kritik in der jüdischen Öffentlichkeit zuzog.

Doch zuvor hatte sie Flucht, Internierung und Staatenlosigkeit erlebt. 1933 flieht sie nach Frankreich. In Paris gehört sie zum Freundeskreis um Walter Benjamin und den Rechtsanwalt Erich Cohn-Bendit (dem späteren Vater von Dany Cohn-Bendit). 1940 wird sie, mittlerweile staatenlos, in Frankreich als „feindliche Ausländerin“ in Gurs interniert, eine Erfahrung, die sie in ihrem Essay Wir Flüchtlinge verarbeitet. Nach wenigen Wochen gelingt ihr die Flucht aus dem Lager, 1941 kann sie in die USA emigrieren. In ihrem Gepäck hat sie Walter Benjamins letztes Manuskript, seine Thesen über den Begriff der Geschichte, seine Auseinandersetzung mit dem Mythos des Fortschritts und dem wachsenden Trümmerhaufen, auf den der Engel der Geschichte schauen muss, den der Sturm rückwärts in die Zukunft treibt.
Immer eigenständiger argumentiert sie nun als Jüdin für jüdische Selbstverteidigung und nach 1945 engagiert sie sich für die Rettung jüdischer Kulturgüter, deren eigentlicher Ort, die jüdischen Gemeinden Europas vernichtet sind – und die eine neue Verwendung, vor allem in den USA und in Israel finden müssen.
Dem zionistischen Projekt einer territorialen jüdischen Souveränität auf Kosten der ansässigen arabischen Bevölkerung gegenüber behielt sie kritische Distanz – und gemischte Gefühle zwischen Sympathie, Solidarität und politischer Ernüchterung. Als unter der Führung von Menachem Begin jüdische Milizen 1948 die arabische Bevölkerung von Deir Yasin massakrierten, veröffentlichte sie, u.a. gemeinsam mit Albert Einstein, einen flammenden Aufruf für einen Ausgleich mit den Palästinensern. Ihren eigenen Ort sah sie in den USA, einer Gesellschaft, der sie zutraute, universelle bürgerliche Gleichheit und kollektive Rechte auf Zugehörigkeit zu partikularen Identitäten miteinander zu versöhnen. Später äußerte sie in privaten Briefen auch ihre Verbundenheit mit Israel als jüdischem Rückzugsort, in einer Zeit als ihre Enttäuschung über den Fortbestand antisemitischer Ressentiments zunahm.

In den immer intensiveren Auseinandersetzungen um jüdische „Identität“ und Selbstbewusstsein nahm sie öffentlich eine ganz eigene, jüdisch-kosmopolitische Position ein, mit der sie zwischen alle Stühle geriet, wie Natan Sznaider in seinem Buch über den Gedächtnisraum Europa. Die Visionen des europäischen Kosmopolitismus betont. Natan Sznaider wird im Juni 2021 die Europäische Sommeruniversität für Jüdische Studien in Hohenems mit einem Vortrag darüber eröffnen.

Abendland

Europäisches Tagebuch, 13.10.2020: Morgen Abend spricht Micha Brumlik (Berlin) in unserem Programm über die Rede vom “christlich-jüdischen Abendland”. Zur Einstimmung sing André Heller hier seinen ungereimten Chanson über “Abendland”.
André Hellers jüdischer Vater floh vor den Nationalsozialisten und lebte nach 1945 vor allem in Paris. So wuchs Heller auch mit einer französischen Staatsbürgerschaft auf, bevor er in Wien zum Chansonnier wurde.
1967 gehörte er zu den Begründern des Popsenders Ö3 und moderierte die Sendung Musicbox. Sein  politisches Engagement war immer ein Grenzgang. Als ein “in Wien lebender Jude” kritisierte er Kreisky für seine kompromisslerische Haltung zu alten Nazis und Antisemiten, und die israelische Politik gegenüber den Palästinensern, auch wenn ihm das wiederum von einigen Kritikern den Vorwurf eintrug, er “fördere” Antisemitismus. André Heller haben solche giftigen Absurditäten nicht angefochten. Er ist so politisch wach und kritisch geblieben wie von jeher. Als er am 12. März 2018 im Österreichischen Parlament zum Staatsakt zu 80 Jahre “Anschluss” sprach, beendete er seine Rede mit einem Blick auf den neuen Populismus der Eiseskälte, der in die österreichische Politik eingezogen war – und bis heute nicht überwunden ist.

“Erlauben Sie mir Ihnen noch eine Merkwürdigkeit aus meinem Leben zu erzählen. Ich dachte Jahrzehnte lang, ich wäre etwas Besseres als andere. Klüger, begabter, amüsanter, zum Hochmut berechtigt. Ich war arrogant, selbstverliebt, ständig andere bewertend und es tat mir nicht gut, bis ich eines Tages in einem Wagon der Londoner U-Bahn um mich schaute. Da saßen und standen unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichster Hautfarbe und ich hörte unterschiedlichste Sprachen: In einer Art von Blitzschlag in mein Bewusstsein, erkannte ich, dass jede und jeder von diesen Frauen und Männern, alten und jungen, hoffnungsfrohen und verzweifelten, auch ich selbst bin und nicht Deutsch, Englisch, Russisch, Chinesisch, Spanisch, Arabisch oder Swahili unsere wirkliche Muttersprache ist, sondern die Weltmuttersprache ist und sollte das Mitgefühl sein. Es ermöglicht uns in jedem anderen, uns selbst zu erkennen und mit ihm innigst und liebevoll verbunden zu sein und diese Erkenntnis in weiterer Folge in all unseren Gedanken und Taten zu berücksichtigen.”

Hier zum nachlesen der Text von “Abendland”:

Späte Zeit, Dämmerung
Stunde, die Hoffnung, Trauer und Asche trägt
Atemholen, einsam sein
Herbst der Gedanken und letzte Zuflucht für mich
Abendland, Abendland´ich achte und verachte dich
Abendland!

Abendland
Nicht meine Müdigkeit
Sondern die Sehnsucht nach Träumen lässt mich Schlaf suchen
Die bestürzende Möglichkeit der Verwandlungen meiner Figur
In andere Figuren und Schauplätze
In den Von der Vogelweide
Cervantes, Appollinaire und James Joyce
Kinderkreuzzüge, Scheiterhaufen, Guillotinen, Kolonien
Der Ehrlosigkeit, in Hurenböcke auf Heiligem Stuhl
Expeditionen an den Saum des Bewusstseins
Bankrott der guten Vorsätze
Kongresse der zynischen Lachmeister
Marc Aurels “Astronomie der Besinnung”
Die Sturmtaufen Vasco da Gamas
Leonardos Spiegelschrift
Gaudis Anarchie der Gebäude
In Pablo Ruiz Picasso
Der die Wünsche beim Schwanz packte
Den Aufstand im Warschauer Ghetto
Die großen Progrome Armeniens und Spaniens
Parzival, Hamlet, Woyzeck, Raskolnikow
Die Blumen des Bösen
De Sade, Hanswurst und den Mann ohne Eigenschaften

Engel der Geschichte

Europäisches Tagebuch, 26.9.2020: Heute vor 80 Jahren nahm sich Walter Benjamin in Port Bou an der Grenze zwischen Frankreich und Spanien das Leben. Er war auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, hatte die Grenze schon überwunden – und fürchtete, von den spanischen Grenzbeamten wieder ins besetzte Frankreich zurückgeschickt zu werden.

Wenige Monate zuvor, im Mai 1940, hatte er seinem Freund Stephan Lackner in Paris geschrieben:

„Man fragt sich, ob die Geschichte nicht im Begriff ist, eine geistreiche Synthese von zwei nietzscheanischen Begriffen zu schmieden, nämlich die des guten Europäers und die des letzten Menschen. Das könnte den letzten Europäer ergeben. Wir alle kämpfen darum, nicht zu einem solchen zu werden.“

Benjamins letzten bedeutender Text, seine Thesen über den Begriff der Geschichte, rettete Hannah Arendt für die Nachwelt. An seinen „Engel der Geschichte“ erinnert seit August in Hohenems, vor dem früheren Gasthaus Engelburg am Kreuzungspunkt der ehemaligen Judengasse und Christengasse, eine Skulptur von Günther Blenke. Inspiriert von dem Stück eines verbrannten Baumes, in den ein Blitz eingeschlagen ist.

Aufstellung der Brunnenplastik in Hohenems von Günther Blenke, am 8.8.2020. Foto: Julie Walser

In seinen „Thesen über den Begriff der Geschichte“ schrieb Walter Benjamin 1940:

„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“

Danke an Günther Blenke – und Franz Sauer, der das Fragment des verbrannten Baumes im Wald geborgen hat.

Günther Blenke, Franz Sauer und der “Engel der Geschichte”. Foto: Julie Walser