Muhammad Asads Weg nach Mekka – und zurück

Europäisches Tagebuch, 20. Februar 2023: Heute vor 31 Jahren starb Muhammad Asad in Andalusien, dem Sehnsuchtsort des modernen Islam.

von Hanno Loewy

Für den Europäischen Islam ist Muhammad Asad bis heute eine der wichtigsten Vordenker.
Geboren aber wurde er als Leopold Weiss, am 2. Juli 1900 in Lemberg. Schon bald nach seiner Geburt übersiedelte seine Familie nach Wien. Als Sohn eines Rabbiners erfuhr er eine streng religiöse Erziehung, was ihn jedoch nicht davon abhielt, das Judentum und seine Gesetze zu hinterfragen. Auf der spirituellen Suche nach einer universalistischen Gottheit empfand er das Judentum zunehmend als Stammesreligion, was es ihm immer weiter entfremdete. Ein Ausgangspunkt für seine anhaltende Suche war das „Daodejing“ von Lao-Tse unter dem Titel „Die Bahn und der rechte Weg“, nachgedichtet von Alexander Ular. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren machte er gemeinsam mit seiner späteren Frau, der Künstlerin Elsa Schiemann, eine Palästina-Reise, um seinen Onkel Dorian Feigenbaum zu besuchen. Auf dieser Reise wurde seine Faszination für den Orient und den Islam geweckt, dessen Spiritualität er als Gegenentwurf zum Materialismus der „westlichen Welt“ idealisierte. Weitere Reisen folgten, die er als Korrespondent der Frankfurter Zeitung unternahm.

1926 konvertierte er mit Elsa Schiemann und deren Sohn aus erster Ehe in Berlin zum Islam, änderte seinen Namen in Muhammad Asad und unternahm den Haddsch, die Pilgerreise nach Mekka, auf der ihn ein Unglück traf: seine Frau starb an Malaria. Asad vertiefte sich in Hamburg in Koranstudien und lebte längere Zeit in Saudi-Arabien, wo er 1930 mit Munira seine zweite Ehe einging. Mit Saudi-Arabiens Gründer, König Ibn-Saud, war er freundschaftlich und als Berater verbunden.

In der NS-Zeit wurden alle Angehörigen Muhammad Asads, die in Europa geblieben waren, ermordet, er selbst war in einem britischen Lager in Indien interniert. Der Philosoph Muhammad Iqbal bat ihn schließlich, an der Gründung Pakistans als muslimischem Staat mitzuarbeiten.

Muhammad Asad als stellvertretender Boschafter Pakistans bei den Vereinten Nationen; © islam.in.ua

Asad verfasste einen Vorschlag für die pakistanische Verfassung, den er 1948 veröffentlichte, der aber nicht angenommen wurde. Gleichwohl erhielt er den ersten pakistanischen Pass und wurde stellvertretender Botschafter des neuen Landes bei den Vereinten Nationen in New York. 1952 ließ er sich von seiner saudi-arabischen Frau scheiden und heiratete die amerikanische Konvertitin Pola „Hamida“, eine einstige Katholikin. Als Botschafter Pakistans trat er zurück und lebte später in der Schweiz, in Marokko, Portugal und ab 1987 in Südspanien.

Asad publizierte viel, bekannt ist er aber vor allem für zwei Werke: zum einen für seine bis heute hoch angesehene Koran-Übersetzung ins Englische, The Message of The Qur‘an, zum anderen für seine Autobiografie Der Weg nach Mekka, die ein Bestseller wurde. Enttäuscht von manchen extremistischen und intoleranten Strömungen im Islam starb er 1992 in Mijas in Andalusien, seiner letzten Heimat. Am 14. April 2008 wurde der Platz vor dem Haupteingang der UNO-City in Wien nach ihm Muhammad -Asad-Platz benannt.