Paul Grüninger und die Flüchtlingspolitik

Europäisches Tagebuch, 22.02.2022: Heute vor 50 Jahren starb Paul Grüninger, der Schweizer Polizeihauptmann, dem viele hundert jüdische Flüchtlinge 1938-39 ihr Leben verdankten.

Paul Grüninger

Grüninger gehörte zu den wenigen Schweizer Beamten, die sich der offiziellen Politik der Schweiz, die die Abwehr der Flüchtlinge an allen Grenzen betrieb, offen widersetzten. Und dies auch in jenen folgenreichen Augusttagen des Jahres 1938, als die Schweizer Flüchtlingspolitik ihren Niederschlag selbst in den Maßnahmen des Deutschen Reiches finden sollte.

Am 17. August 1938 lädt Heinrich Rothmund, Chef der Fremdenpolizei im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement die kantonalen Polizeidirektoren nach Bern ins Zimmer 86 des Parlamentsgebäudes. Die außerordentliche Konferenz soll die Lage an der Grenze beraten und den Umgang mit der wachsenden Zahl von Flüchtlingen, die aus dem Deutschen Reich versuchen in die Schweiz zu gelangen. Einer der Teilnehmer ist der Hauptmann der Kantonspolizei von St. Gallen, Paul Grüninger.

Rothmund eröffnet die Konferenz mit einem Lagebericht, der die Situation dramatisch erscheinen lässt. Weit mehr als 1000 illegale Flüchtlinge befänden sich in der Schweiz. Und das Deutsche Reich würde nun auch an alle Österreicherinnen und Österreicher deutsche Pässe verteilen. Man müsse über eine Ausdehnung der für Österreicher geltenden Visumpflicht für alle Deutsche nachdenken. Der Züricher Polizeidirektor Robert Briner, seines Zeichens auch Präsident der Schweizerischen Zentralstelle für Flüchtlingshilfe, liefert das von Rothmund erwartete Stichwort:

„Können wir unsere Grenzen nicht besser verschließen? Die Entfernung der Flüchtlinge ist schwieriger als ihre Fernhaltung.“

Der St. Galler Regierungsrat Valentin Keel spricht von der „Kulturschande der Judenverfolgung“ in Deutschland, eine Bemerkung, die ins Protokoll nicht aufgenommen wird. Der Thurgauer Polizeichef Ernst Haudenschild weiß darauf folgende Antwort:

„Die grösste Strafe für die deutschen Behörden ist die Zurückschiebung aller Flüchtlinge. Heute beschäftigen uns die Juden, in einigen Monaten wohl andere Flüchtlinge aus Deutschland. Unsere kantonale Regierung hat uns strikte Weisung erteilt, alle Flüchtlinge abzuweisen. Wir haben keine politischen und keine jüdischen Flüchtlinge in unserem Kanton. Man mag in Bern befehlen und beschliessen, was man will, unser Kanton wird keine Flüchtlinge zulassen.“

Der einzige, der in dieser Schweizer Flüchtlingskonferenz offenen Widerspruch wagt, ist Paul Grüninger:

„Die Ausführungen des Vorredner überraschen. Die Rückweisung der Flüchtlinge geht schon aus Erwägungen der Menschlichkeit nicht. Wir müssen viele hereinlassen. Wir haben ein Interesse daran, diese Leute möglichst zusammen zu erhalten, damit die Kontrolle erfolgen kann und ebenfalls aus hygienischen Gründen. Wenn wir die Leute abweisen, kommen sie eben ‚schwarz‘ und unkontrollierbar. Vollkommene Abschließung der Grenze ist nicht möglich.“[1]

Vorsichtige Unterstützung für Grüninger kommt vor allem vom Vertreter Graubündens, Departementssekretär Dr. Bühler. Auch die sozialdemokratischen Vertreter aus Basel und Schaffhausen, Polizeidirektor Brechbühl und Regierungsrat Bührer, sprechen sich – vorläufig – gegen rücksichtslose Abschiebungen und Zurückweisungen aus. Die übrigen fordern, ganz im Sinne Rothmunds, die sofortige Schließung der Grenzen.

In der folgenden Pressemitteilung ist von den abweichenden Meinungen nicht mehr die Rede. Einmütig habe man die Grenzschließung gegenüber Flüchtlingen beschlossen. Zwei Tage später wird den Polizeidirektoren mitgeteilt,

„dass eine weitere Zureise von illegalen Flüchtlingen nicht geduldet werden könne. (…) Da die Ostgrenze namentlich bei Diepoldsau schwer zu schützen ist, wurde die dortige Grenzkontrolle aus den Beständen der freiwilligen Grenzschutzkompagnien verstärkt.“[2]

Paul Grüninger, der sich in der Konferenz offen gegen die Grenzschließung ausgesprochen hat, ist zu diesem Zeitpunkt schon seit Wochen mit den Anordnungen aus Bern im Konflikt.

1891 in St. Gallen geboren, hatte Grüninger zunächst eine Laufbahn als Primarlehrer eingeschlagen. Und als leidenschaftlicher Fußballer hatte er mit seinem Team, dem St. Galler Club FC Brühl, 1915 als Linksaußenstürmer die Schweizer Meisterschaft gewonnen. 1919 wechselt Grüninger in den Polizeidienst, wo er 1925 zum Kommandanten der St. Galler Kantonspolizei aufsteigt. Und Präsident seines Fußballvereins wird.

Alice und Paul Grüninger bei ihrer Hochzeit, 1921

1938 ist Grüninger mit der Not der Flüchtlinge konfrontiert. Zunächst reagiert er unentschieden, dann gehorcht er immer stärker seinem Mitgefühl. Immer wieder kommen Flüchtlinge, denen es gelungen ist illegal über die Grenze zu gelangen, in sein Büro in St. Gallen und bitten um eine Aufenthaltsgenehmigung, immer öfter wird er selbst an die Grenze gerufen um an Ort und Stelle zu entscheiden. Und meistens entscheidet er zugunsten der Flüchtlinge. Die Israelitische Flüchtlingshilfe unter Sidney Dreyfus richtet in St. Gallen ein eigenes Büro ein. Anfang August reichen die Flüchtlingsquartiere in Privatunterkünften und Pensionen nicht mehr aus. In Diepoldsau richtet Grüninger in einem leerstehenden Stickereilokal ein Flüchtlingslager ein. Die Kosten dafür muss die Israelitische Flüchtlingshilfe tragen, wie auch sonst für die Versorgung der Flüchtlinge. Schließlich beginnt Grüninger auch damit, Wertgegenstände für die Flüchtlinge über die Grenze zu schmuggeln.
Als mit der Grenzschließung am 18. August die Anweisung kommt, niemand mehr aufzunehmen, bleibt Grüninger und Dreyfus nur noch die Wahl, die Ankunft jener Menschen zurückzudatieren, denen der Grenzübertritt danach noch gelingt. Es sind diese lebensrettenden „Amtspflichtverletzungen“ und „Urkundenfälschungen“, für die Paul Grüninger bald darauf entlassen und vor Gericht gestellt werden wird.

Vertreter der Schweiz verhandeln hingegen mit den Deutschen über die von Rothmund geforderte Visumpflicht. Die deutsche Seite schlägt eine Kennzeichnung der Pässe von Juden vor und fordert auch von der Schweiz, das gleiche zu tun.

Eine generelle Kennzeichnung von jüdischen Schweizer Bürgern kommt für Rothmund nicht in Frage. Was die Flüchtlinge angeht, so ist Ihm ist freilich eine andere Lösung lieber, nicht so anstößig in den Augen der Weltöffentlichkeit, aber genauso effektiv: eigene Kontrollen, wer jüdisch ist und wer nicht. Vier Wochen nach der Konferenz berichtet er am 15. September 1938 dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement:

„Es ist uns bis heute gelungen, durch systematische und vorsichtige Arbeit die Verjudung der Schweiz zu verhindern. (…) Haben wir das Visum, so ist Deutschland vollkommen frei, den Emigranten Papiere zu geben, wie es will, und braucht sie auch nicht als solche zu bezeichnen. Wir würden sie herausfinden unter denen, die nicht in der Lage wären, einen Arierausweis, ein Mitgliedbuch der Partei, der deutschen Arbeitsfront (…) usw. vorzulegen. (…) An der Grenze hätten wir eine saubere Ordnung.“[3]

Erinnerung an Paul Grüninger in der Ausstellung “Die letzten Europäer”

Die deutsche Seite will freilich eine generelle Visumpflicht für alle Reichsbürger nicht hinnehmen. So einigt man sich schließlich auf den J-Stempel in den Pässen deutscher Juden. Die Stigmatisierung wird amtlich. Im Januar schreibt Rothmund befriedigt an den Schweizer Gesandten in Den Haag, Arthur-Edouard de Pury:

„Wir haben nicht seit zwanzig Jahren mit dem Mittel der Fremdenpolizei gegen die Zunahme der Überfremdung und ganz besonders gegen die Verjudung der Schweiz gekämpft, um uns heute die Emigranten aufzwingen zu lassen.“[4]

Anfang 1939 wächst der Druck auf Grüninger, wie auch auf Regierungsrat Keel, der um seine Wiederwahl fürchten muss. Rothmund verlangt eine Untersuchung der ihm zugetragenen „Unregelmäßigkeiten“ im Kanton St. Gallen. Und der Vaterländische Verband droht damit, den „Skandal“ illegaler Einreisen öffentlich zu machen. Am 3. April 1939 wird Grüninger suspendiert, schließlich unehrenhaft unter Entziehung seiner Pensionsansprüche entlassen. 1940 folgt seine Verurteilung zu einer Geldstrafe. In der Folge mehren sich die Versuche Grüninger auch moralisch zu denunzieren. Haltlose Unterstellungen machen die Runde. Ihm wird vorgeworfen, sich persönlich bereichert zu haben. Ja Sympathien für die Nationalsozialisten werden ihm nun nachgesagt. Die Schweizer Polizei lässt ihn beschatten. Doch nichts bleibt von diesen Denunziationen übrig, als manche Gerüchte, die noch viele Jahre nach seinem Tod absurden Widerhall in rechtsgerichteten Schweizer Medien finden.

Grüninger ist 1940 nicht nur entehrt, sondern auch mittellos. Die Jüdische Gemeinde traut sich nicht, ihn offen zu unterstützen. Die Flüchtlingshilfe insgesamt ist bedroht. Der Textilindustrielle Elias Sternbuch, Schwager von Recha Sternbuch, gibt ihm schließlich eine Stelle als Regenmantelverkäufer in Basel. (Seine Reisen nach Basel erregen den Argwohn der ihn beschattenden Detektive. Niemand kommt auf den naheliegenden Gedanken, dass er dort für jüdische Freunde tätig ist.)

Doch als Geschäftsmann taugt Grüninger nicht. Nach vergeblichen Versuchen als Handelsvertreter wird er in den 1950er Jahren wieder Primarlehrer in Au im Rheintal, aushilfsweise, bis zu seiner Pensionierung als verarmter und verfemter Privatier. Erst am Ende der 1960er Jahre beginnt man sich wieder ein wenig für ihn und seine Rolle als Retter zu interessieren.

Paul Grüninger um 1970

Doch die Versuche, sein Wirken anzuerkennen, bleiben unbeholfen, ja peinlich. 1970 bedankt sich die Regierung des Kanton St. Gallen bei ihm – konsequenzenlos – fürs eine „menschliche Haltung“. Der Vorstand der Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds tut sich besonders schwer, hin und hergerissen zwischen einem schlechten Gewissen und den immer noch kursierenden Denunziationen. Im September 1971 erhält Grüninger eine Anerkennung von Yad Vashem als «Gerechter unter den Völkern». Schon im Mai ist erste Fernsehdokumentation auf Schweizer Bildschirmen zu sehen: „Hauptmann Grüninger“. Grüninger wird interviewt und erklärt lakonisch, er würde das, was er getan hat, jederzeit wieder tun. Im Vorfeld schon droht der St. Galler Regierungsrat dem Schweizer Fernsehen, „sollte die St. Gallische Regierung in diesem Film angegriffen werden, müssen wir uns vorbehalten, aus der bisher mit Rücksicht auf Herrn Grüninger geübten Reserve herauszutreten.“

Am 22. Februar1972 stirbt Paul Grüninger in St. Gallen. Zwei Monate noch vor seinem Tod hat er auch aus Deutschland „Anerkennung“ erfahren. Bundespräsident Gustav Heinemann schenkt ihm einen Farbfernseher. Grüninger wird auf dem Ortsfriedhof von Au im Rheintal beigesetzt. Es wächst Gras über die Geschichte.

Das inzwischen neu gestaltete Grab von Paul Grüninger in Au, Kanton St. Gallen

Erst 1993 macht ein Buch von Stefan Keller, Grüningers Fall, wieder eine breite Öffentlichkeit auf seine Geschichte aufmerksam. Im gleichen Jahr wird Paul Grüninger nun endlich politisch rehabilitiert und bald darauf auch das Urteil gegen ihn aufgehoben. In Wien wird eine Schule nach ihm benannt, auch einige Straßen und Plätze, in St. Gallen, Hohenems oder Jerusalem. 1998 wird seine Familie entschädigt. Ruth Roduner, seine Tochter, gründet mit dem Geld die Paul Grüninger Stiftung, die seitdem Engagement für die Menschenrechte unterstützt.

2012 wird schließlich auch die Grenzbrücke über den Alten Rhein zwischen Hohenems und Diepoldsau nach ihm benannt. Zugegen war neben Robert Kreutner, der 1938 mit seiner Familie über die Grenze bei Hohenems geflohen war, auch Ruth Roduner-Grüninger, Paul Grüningers Tochter. Auch sie ist vor wenigen Wochen, am 29.12.2021 verstorben, in ihrem 101. Lebensjahr. [5]

Einweihung der Paul Grüninger Brücke, 2012, mit Ruth Roduner-Grüninger und Robert Kreutner

[1] BAR E 4260 (C) 1969/146 Band 6: Konferenzen der kantonalen Polizeidirektoren, Protokoll der Sitzung vom 17. Aug. 1938 in Bern. (zit. nach Jörg Krummenacher, Flüchtiges Glück. Zürich 2005, S. 117f.)

[2] Zitiert nach Stefan Keller, Grüningers Fall. Zürich 1993, S. 50.

[3] Bericht des Chefs der Polizeiabteilung vom 15. September 1938 an das EJPD, zitiert nach: Carl Ludwig, Die Flüchtlingspolitik der Schweiz seit 1933 bis zur Gegenwart, Bern 1966/1957, S. 112

[4] Le Chef de la Division de Police du Département de Justice et Police, H. Rothmund, au Ministre de Suisse à La Haye, A. de Pury, 27. Januar 1939, Diplomatische Dokumente der Schweiz 1848-1945, Vol. 13 (1939-1940), Bern 1991, S. 22.

[5] Zu Paul Grüningers Geschichte siehe Stefan Keller, Grüningers Fall. Zürich 1993.

Hilde Meisel – Hilda Olday – Hilda Monte: The Unity of Europe

Europäisches Tagebuch, 17.4.2021: Heute vor 76 Jahren wurde Hilda Monte in der Nähe des Grenzübergangs Tisis, zwischen Feldkirch und Liechtenstein von einem Grenzbeamten erschossen.
Unter dem Namen Hilde Meisel wurde sie am 31. Juli 1914 in Wien geboren. 1915 zog ihre Familie nach Berlin, wo ihr Vater ein Import-Export Geschäft führte. Schon als Jugendliche schloss sie sich dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) an, der 1926 vom Philosophen Leonard Nelson gegründet wurde. 1929 besuchte sie zum ersten Mal England, 1932 ging sie für kurze Zeit nach Paris. Regelmäßig veröffentlichte sie in der ISK-Zeitschrift Der Funke Analysen der politischen und wirtschaftlichen Situation in England, Frankreich und Deutschland, Spanien und den Kolonien.
Die Jahre 1933 und 1934 erlebte sie wieder im Deutschen Reich, bevor sie 1934 nach Paris und 1936 nach London emigrierte. Mehrere Male reiste sie auch danach illegal ins Deutsche Reich und half dabei, Aktionen des Arbeiterwiderstands zu organisieren. 1938 ging sie, um ihre Ausweisung aus England zu verhindern, eine Scheinehe mit dem deutsch-britischen Karikaturisten John Olday ein und wurde dadurch britische Staatsbürgerin.

Auch während des Krieges blieb sie im Widerstand aktiv, sei es als Kurierin der Internationalen Transportarbeiter-Föderation oder im Auftrag alliierter Geheimdienste. 1940 erschien ihr gemeinsam mit Fritz Eberhard verfasstes Buch How to conquer Hitler. Sie war am Aufbau des Radiosenders „Europäische Revolution“ beteiligt und arbeitete für die deutschen Arbeiter-Sendungen der BBC. 1942 berichtete sie im Radio auch über die begonnene Massenvernichtung der Juden im besetzten Polen. Daneben schrieb sie Gedichte – und arbeitete an ihrem Roman Where Freedom Perished, der erst 1947 erscheinen sollte.

1943 erschien in London ihr Buch The Unity of Europe, in dem sie eine Vision für ein vereintes sozialistisches Europa mit gemeinsamen Institutionen, als politisch unabhängige revolutionäre Kraft zwischen den USA und der Sowjetunion entwickelte.  1944 ließ sie sich zusammen mit Anna Beyer, einer ISK-Kameradin, im Auftrag des britischen und amerikanischen Geheimdienstes und österreichischer Sozialisten im besetzten Frankreich mit dem Fallschirm abwerfen, um Kontakte zur Resistance zu knüpfen. Bald darauf holten René und Hanna Bertholet sie in die Schweiz, ins Tessin und nach Zürich, wo sie mit sozialistischen Emigranten gemeinsam Pläne für die Zeit nach der Befreiung entwarfen – und Hilda Monte davon träumte in China Genossenschaften aufzubauen und alternative Wirtschaftsformen zu studieren, während sie in Mußestunden Tonskulpturen anfertigte.

Im April 1945 meldete sie sich erneut für einen heiklen Auftrag. Von Zürich aus ging sie illegal über die Grenze, um Kontakt mit Sozialisten in Vorarlberg herzustellen, mit einem Fragebogen im Kopf, der das Verhältnis verschiedener Widerstandsgruppen zu einander und die politischen Perspektiven in Vorarlberg nach der Befreiung ausloten sollte. Vermutlich sollte sie auch die Möglichkeiten ausloten, sozialistische Emigranten ins Reich zu schleusen, um den politischen Neuanfang nach der Befreiung vorzubereiten.
Auf dem Rückweg von Feldkirch nach Liechtenstein wurde sie am 17. April 1945 in der Nacht an der Grenze von einer Grenzwache aufgegriffen und im Zollamt Tisis festgehalten. Beim Versuch, in den Morgenstunden zu fliehen, wurde sie angeschossen und verblutete an Ort und Stelle.
Ihre gefälschten Papiere wiesen sie als Eva Schneider aus Berlin aus: „Kontoristin im Propagandaministerium“. Sie wurde als „vermutlich protestantisch“ auf dem evangelischen Friedhof von Feldkirch beigesetzt. Österreichische Sozialisten setzten auf ihr Grab den Stein mit der Inschrift: „Hier ruht unsere unvergessliche Genossin Hilde Monte-Olday. Geb. 31.7. 1914 in Wien. Gest. 17.4.1945 in Feldkirch. Sie lebte und starb im Dienste der sozialistischen Idee“.
Viele ihrer Genossinnen und Genossen wurden prominente Mitglieder der SPD, wie Susanne Miller und Willi Eichler, der große Teile des Godesberger Programms schrieb, Gründerinnen und Gründer politischer und philosophischer Akademien oder, wie Hanna und René Bertholet, der Europäischen Verlagsanstalt in Hamburg. All dies hat Hilda Monte, geboren am Beginn des ersten Weltkriegs, getötet in den letzten Kriegstagen des zweiten, nicht mehr erlebt.
Heute haben Vertreter der ev. Kirche Feldkirch, des Jüdischen Museums Hohenems und der Sozialdemokratischen Partei Österreichs gemeinsam eine Gedenktafel an ihrem frisch restaurierten Grab enthüllt.

Grab von Hilda Monte

Auf einem Turm von Schädeln: Gerald Reitlinger

Europäisches Tagebuch, 2.3.2021: Heute vor 121 Jahren wurde Gerald Reitlinger geboren. Der jüngste Sohn von Albert Reitlinger und Emma Brunner – die aus der gleichnamigen Hohenemser Familie stammte – studierte Kulturwissenschaften in Oxford und Kunst an zwei Akademien in London. 1930 bis 1931 nahm er an einer Ausgrabung im Irak teil, unternahm in Folge mehrere Forschungsreisen in den Iran, die Türkei und nach China und schrieb Bücher über seine Forschungsreisen. 1932 erschien sein Buch A Tower of Skulls. A Journey Through Persia and Turkish Armenia. Daneben war Reitlinger ein begeisterter Sammler syrischer wie persischer Keramik.
Im Zweiten Weltkrieg diente er in der britischen Armee in der Luftabwehr und als Ausbilder.

Portrait Gerald Reitlingers von Christopher Wood aus dem Jahr 1926 (Quelle: Wikipedia)

Doch nach 1945 widmete er sein Leben der Erforschung des Holocaust. 1953 veröffentlichte er in London mit seinem Buch The Final Solution die erste Gesamtdarstellung der Schoa. Betroffen und skeptisch stellt er den nationalen Gedächtnisverlust in Frage, der die ehemaligen Täterländer bald flächendeckend erfasst hatte. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte lehnte es ab, Reitlingers Buch zu veröffentlichen. Man wollte sich in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus nicht von „außen“ stören lassen. Das Buch erschien schließlich trotzdem auf Deutsch unter dem Titel Endlösung – so wie auch Reitlingers 1956 folgende Studie über The SS. Alibi of a Nation 1922-1945, die vom Verlag freilich einen weniger sarkastischen Titel verpasst bekam, um sie dem deutschen Publikum schmackhaft zu machen: Die SS – Tragödie einer deutschen Epoche. Noch ein drittes Buch über die NS-Verbrechen folgte: The House Built on Sand. The Conflicts of German Policy in Russia 1939–1945 erschien 1960 in London, und unter dem Titel Ein Haus auf Sand gebaut. Hitlers Gewaltpolitik in Russland 1941–1944 auf Deutsch.
Danach kehrte Reitlinger zur Kunst- und Kulturgeschichte zurück. Sein dreibändiges Werk The Economics of Taste (1961-1970) widmet sich der Geschichte des Kunstmarktes von 1760 bis zur Gegenwart.
Seine Sammlung, die kurz vor seinem Tod 1978 durch ein Feuer beschädigt wurde, vermachte er dem Ashmolean Museum in Oxford, wo sie heute die Gerald Reitlinger Gallery bildet.

Hier ein Blick in Buch Endlösung: „Die Leichenschau ist vorbei, aber es ist nicht die Aufgabe dessen, der sie durchgeführt hat, die Schuldigen zu finden oder ein Urteil über sie zu fällen. Trotzdem wird der Leser, der die Geduld hatte, auch nur einem Bruchteil dieses düsteren Berichtes zu folgen, sich Dutzenden Fragen gestellt haben, und einige davon müssen besprochen werden, auch wenn sie nicht beantwortet werden können.
Wieviel wußte der einfache Mann in Deutschland, und bis zu welchem Grade fühlte er, daß dies auch seine Angelegenheit war? Wie war es möglich, daß so viele Hunderte und sogar Tausende schwerarbeitender Beamter aller Dienststufen täglich in ihren Kanzleien den nicht mißzuverstehenden Schriftwechsel über den Rassenmord vorbereiteten, abschrieben oder weiterleiteten? Und wie ist es möglich gewesen, da wir doch sahen, daß jedes Ministerium mit allen andern Ministerien ständig im Kampf lag und daß Hitler niemals wirklich wußte, was dort eigentlich vor sich ging (…), daß nicht ein einziger der rechtschaffenen Männer, die ihre Sprüchlein in Nürnberg aufsagten, einen einzigen aktiven Protest wagte? (…)
Ist die Beseitigung von auserlesenen Opfern etwas, das geradezu in der Natur des übermächtigen modernen ‚demokratischen‘ Staates verborgen liegt? Kann es wieder geschehen, und kann es in andern Ländern geschehen? Es mag lange dauern, bevor wir die Antwort auf diese Fragen kennen, die wie ein roter Faden durch dieses ‚Postmortem‘ über die Endlösung laufen.
Es ist schwer zu glauben, daß es in Deutschland oder im deutschbesetzten Teil Europas einen Menschen gab, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war und während der letzten zwei Jahre des Krieges nicht wußte, daß die meisten Juden verschwunden waren, oder nicht irgendwo gehört hätte, daß sie erschossen oder vergast worden sind. Ebensowenig nehme ich an, daß es einen Menschen gab, der nicht einen Freund hatte, der jemanden kannte, der ein Massaker gesehen hatte. Mehr als hundert Millionen Menschen müssen von diesen Dingen gewußt und über sie im Flüsterton mit andern gesprochen haben. (…)
Und je höher der Deutsche stieg, desto größer wurde seine Angst, bis wir schließlich den Fall Heinrich Himmler vor uns haben, der fast durch Zufall zum Haupt des Polizeistaates gemacht wurde und den Hitler gerade deshalb beibehielt, weil er ein von Angst verfolgter Mann war, der denunziert und eingeschüchtert werden konnte. (…) Doch vor der Verschwörung gegen Hitler im Juli 1944 war nicht einmal ein einziger der unbedeutendsten Beamten aus der Kriegszeit abgeführt und erschossen worden. (…) Konnte man von diesen Männern erwarten, daß sie für die Menschenrechte eintreten würden? Wahrscheinlich waren sie nicht grausamer oder gewissenloser als das ganze deutsche Volk oder, genau genommen, die menschliche Rasse überhaupt. (…) Der Deutsche von 1933 war eine Art Karikatur der europäischen Zivilisation, die um so leichtfertiger, habgieriger und unkritischer wurde, je mehr materieller Fortschritt die alten Werte untergrub. (…) Hiob wünschte in seinem Elend, sein Widersacher möge ein Buch schreiben, und sein Gebet wurde erhört, denn es gibt in Wahrheit nichts, das dieser Widersacher nicht zu Papier gebracht hätte. Ich habe fast volle vier Jahre unter diesen Urkunden verbracht und habe ihre Gesellschaft nicht nur düster oder niederdrückend gefunden. Denn auf vielen Seiten huscht und glimmt etwas, ohne das jede Regierung eine Hölle auf Erden wäre – menschliche Fehlbarkeit. (…) Es kann sein, daß mörderisches Rassegefühl unausrottbar in der Natur von Ameisen und Menschen liegt; der Roboterstaat jedoch, der ihm vollen Ausdruck geben würde, kann und wird niemals von Bestand sein.“

Rückblick, 2.3.2020: Der britische Premier Boris Johnson erklärt, “dieses Land ist gut” auf eine Corona-Pandemie vorbereitet. „Wir haben einen Plan, wenn es zu einer Ausbreitung kommt, was wahrscheinlich ist.“

Party, Politik und Gedenken (Sex, Lies and Videotapes)

Europäisches Tagebuch, 27.1.2020: Heute jährt sich der Tag der Befreiung von Auschwitz zum 75. mal. Primo Levi, der das Lager überlebte, hat diese „Befreiung“ immer nur in Anführungsstrichen beschreiben können. Vier Soldaten der Roten Armee waren die ersten Menschen aus der Welt „draußen“ die ihm am 27. Januar 1945 begegneten.

„Sie erschienen uns, als hätte das vom Tod erfüllte Nichts, in dem wir seit zehn Tagen wie erloschene Sterne kreisten, ein festes Zentrum bekommen, einen Kondensationskern, und so war es wohl auch: vier bewaffnete Männer, aber nicht gegen uns bewaffnet: vier Friedensboten mit bäuerischen, kindlichen Gesichtern unter den schweren Pelzmützen.“ Beim Anblick der Überlebenden des Lagers erstarrten sie. „Es war die gleiche wohlbekannte Scham, die uns nach den Selektionen und immer dann überkam, wenn wir Zeuge einer Misshandlung sein oder sie selbst erdulden mussten: jene Scham, die die Deutschen nicht kannten, die der Gerechte empfindet vor einer Schuld, die ein anderer auf sich lädt und die ihn quält, weil sie existiert, weil sie unwiderruflich in die Welt der existenten Dinge eingebracht ist und weil sein guter Wille nichts oder nicht viel gilt und ohnmächtig ist, sie zu verhindern.“ Diese Scham hat auch Primo Levi den Rest seines Lebens begleitet.

Als sich – schon vor vier Tagen – zur Feier des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz 50 Staatsoberhäupter in Jerusalem in der Gedenkstätte Yad Vashem trafen, ein Tag nach einer für die Gäste veranstalteten Cocktailparty des Jerusalemer Bürgermeisters, war von dieser Scham nichts, aber auch rein gar nichts zu spüren. Nur politisches Kalkül.
Der israelische Premier und der amerikanische Vize-Präsident nutzen das “World Holocaust Forum”, um den Iran zum größten Feind der Menschheit zu erklären. Der russische Präsident, Freund des iranischen Regimes und zugleich der israelischen Gastgeber, nutzte den Tag um seine Großmacht zum Retter der Menschheit zu erklären. Der polnische Präsident nutzte die Gelegenheit, beleidigt zu Hause zu bleiben, nachdem die Polen zuvor aus Moskau ausgerichtet bekommen haben, am Zweiten Weltkrieg schuld gewesen zu sein.
Für die letzten Überlebenden des Holocaust interessierte sich kaum jemand. Von ihnen bleiben Videoaufnahmen im Archiv.

PS: Im Jüdischen Museum Hohenems kann man sich manche davon ansehen und darüber reflektieren, was von dieser Erbschaft übrig bleibt. Die Ausstellung “Ende der Zeitzeugenschaft?” wird noch weiter wandern, nach Flossenbürg und München, Augsburg, Berlin, Wien und Frankfurt.

Ein Blick in die Ausstellung Ende der Zeitzeugenschaft? Foto: Dietmar Walser

 

Bruno Kreisky: oder der Mut des Unvollendeten

Europäisches Tagebuch, 22.1.2021: Heute vor 110 Jahren wurde Bruno Kreisky in Wien geboren. Bis heute polarisiert die Erinnerung an den wohl populärsten Bundeskanzler der Republik, ein Kanzler der zugleich alles andere als ein typischer Politiker Österreichs war. Gerade seine politischen Gegner ließen daran keinen Zweifel aufkommen. 1970 kandidierte ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus mit der Parole „Ein echter Österreicher“. Womit, so das Kalkül, über den Juden und Emigranten Kreisky eh schon alles gesagt wäre. Aber Bruno Kreisky führte die SPÖ zur relativen Mehrheit von 48,5 %. Und nach einem auch unter seinen Freunden höchst umstrittenen Zwischenspiel eines Kabinetts mit Duldung durch die FPÖ erreichte die SPÖ dreimal hintereinander mit Kreisky eine absolute Mehrheit. Lang ist‘s her, möchte man sagen.

Bruno Kreisky
Foto: Konrad Rufus Müller / Quelle: Kreisky Forum für Internationalen Dialog

Kreisky hatte keine Skrupel auch mit ehemaligen Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten. Und zwar gerade weil er sich nicht sagen lassen wollte: er würde als Jude Politik machen. Kreisky war vor allem eines, ein europäischer Politiker und die eigene Erfahrung von Verfolgung und Exil hatte ihn seinen eigenen österreichischen Patriotismus gelehrt: der darin bestand, kein Nationalist sein zu wollen. Und schon gar kein jüdischer Nationalist.
Das sollte ihn schließlich noch in eine Auseinandersetzung treiben, in der weder sein Gegner noch er selbst irgendwelchen Ruhm ernten konnten. Seine erbitterte Fehde mit dem erzkonservativen Nazi-Jäger Simon Wiesenthal steht bis heute wie ein erratischer Block in der österreichischen Erinnerungslandschaft.
Simon Wiesenthal, dessen gute Beziehungen zur ÖVP kein bisschen vom traditionellen Antisemitismus der Christlichsozialen getrübt war, skandalisierte genüsslich Kreiskys Hemmungslosigkeit, mit „Ehemaligen“, also früheren Nazis zusammenzuarbeiten, ob solchen in der FPÖ oder erst Recht in der SPÖ. Vier der dreizehn Minister von Kreiskys sozialdemokratischem Kabinett 1970 hatten der NSDAP angehört. Und FPÖ-Chef Friedrich Peter, mit dem Kreisky 1975 eine Koalition erwog, war in einer SS-Terroreinheit aktiv gewesen, was Wiesenthal ebenfalls gezielt an die Öffentlichkeit brachte.
Kreiskys darauffolgende untergriffige Ausfälle gegen Wiesenthal („Nazi-Kollaborateur“) sind legendär. Österreich konnte dabei zuschauen, wie zwei Juden sich öffentlich an die Gurgel gingen. Aber hinter dem Streit stand keineswegs nur Kreiskys politisches Kalkül, sich bei Teilen der Wählerschaft anzudienen. Dahinter stand – mehr oder weniger unausgesprochen – die Auseinandersetzung über jüdische Erfahrungen aus denen Wiesenthal und Kreisky diametral entgegengesetzte Schlüsse gezogen hatten.
Kreiskys traumatische Erfahrungen begannen nicht erst 1938 mit dem Nationalsozialismus, sondern im österreichischen Faschismus des Ständestaats. 1936 wurde der junge Sozialist Kreisky zu Kerkerhaft verurteilt. Er hatte allen Grund, den politischen Nachkommen der Austrofaschisten ebenso zu misstrauen, wie den Nationalsozialisten, die ihn 1938 ins Exil trieben. Kreisky überlebte in Schweden und lernte dort auch den aus Deutschland emigrierten Willy Brandt kennen – der Beginn einer lebenslangen Freundschaft.

Kreisky blieb ein passionierter Europäer, dem Zionismus konnte er nichts abgewinnen. Für ihn war es keine Frage, am Aufbau eines demokratischen Österreichs nach 1945 mitzuwirken. Seine vier Kanzlerschaften waren geprägt von Reforminitiativen in der Sozialpolitik wie in der Bildungspolitik, genauso wie im Familien- und Strafrecht – und wie bei so vielen Sozialdemokraten von einem Vertrauen in den technischen Fortschritt, das ihn auch blind sein ließ für die neuen Fragen, die mit der Auseinandersetzung um das Atomkraftwerk Zwentendorf auf die Tagesordnung kamen. Auch die Niederlage bei der Volksabstimmung hinderte ihn jedoch nicht, 1979 zum vierten Mal die Wahlen zu gewinnen.

Während Wiesenthal Israel als „jüdischen Staat“ zum Kern seiner eigenen Identität in Österreich machte, versuchte Kreisky im Nah-Ost Konflikt zu vermitteln. Was ihn in Widersprüche verwickelte. Er pflegte Beziehungen zu arabischen Politikern wie Sadat und Gaddafi, und verhandelte mit Moskau diskret über die Freilassung jüdischer Sowjetbürger, die nach Israel emigrieren wollten.
Was Kreisky am besten beherrschte, war die Kunst, mit der Öffentlichkeit zu spielen. Seine Pressekonferenzen sind unvergessen. Nicht unbedingt, worum es dabei jeweils ging. Aber der Stil war ein neuer. Statt Verlautbarungen gab es Kommunikation.

„Ich lege keinen Wert auf Kränze, die die Nachwelt mir flicht. Ich lege keinen Wert auf Denkmäler. Was ich aber gerne hätte, wäre wenn einmal die Periode, in der ich die politischen Verhältnisse in Österreich beeinflussen konnte, als eine Periode der Einleitung großer Reformen betrachtet wird, die ihre gesellschaftlichen Spuren hinterlassen und eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse gebracht haben. Nichts wäre grauslicher als der Gedanke, nur administriert zu haben.“

Vieles von dem, was Kreisky in Gang bringen wollte, wartet noch immer darauf.

Willy Brandt, Weggefährte Kreiskys über fünfzig Jahre, hielt auf dem Wiener Zentralfriedhof die Grabrede für ihn. „Lebewohl, mein lieber, mein schwieriger Freund.“

Heute Abend um 19.00 richtet das Kreisky Forum für Internationalen Dialog in Wien eine Online-Veranstaltung zur Erinnerung an Österreichs schillerndsten Politiker aus, der wie kein anderer auf dem „Mut zum Unvollendeten“ beharrte, gegen jede Doktrin und trotzdem mit Liebe zur Theorie, gegen totalitäre Dogmatik und trotzdem für Veränderung.

Cornelius Obonya liest den Festvortrag von Franz Schuh.

https://www.facebook.com/events/235706531431776/?source=6&ref_notif_type=plan_user_invited&action_history=null

 

Plädoyer für Weltoffenheit

Europäisches Tagebuch, 10.12.2020: Heute vormittag, am Tag der Menschenrechte, wurde im Deutschen Theater in Berlin die Initiative GG 5.3 Weltoffenheit vorgestellt, eine wachsende Arbeitsgruppe von Kulturinstitutionen und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland, die sich Sorgen um Kunst-, Wissenschafts- und Meinungsfreiheit macht. Und dies im Zeichen einer um sich greifenden und beunruhigenden Instrumentalisierung  von Antisemitismusvorwürfen, die kritische Diskurse über Rassismus, Kolonialismus, aber auch um den Nahen Osten zunehmend unter Pauschalverdacht stellen und notwendige Debatten verhindern. Neben großen Einrichtungen, wie dem Humboldtforum, dem Goethe-Institut, dem Haus der Kulturen der Welt, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin oder der Kulturstiftung des Bundes, und dem Bündnis Internationaler Produktionshäuser waren auch das Einstein-Forum in Berlin, das Moses-Mendelssohn-Zentrum, das Zentrum für Antisemitismusforschung – und das Jüdische Museum Hohenems beteiligt. Hier der link zum Plädoyer und zur vollständigen Liste der bisher Beteiligten. Die Pressekonferenz im Deutschen Theater bildet den Auftakt für eine Reihe weiterer Veranstaltungen.

https://drive.google.com/file/d/14WBPlOswuU8Vm2pQm1cteCLrDnPs7FZ5/view?usp=sharing

Hier der link zur Aufzeichnung der Veranstaltung:

 

 

 

Der Kniefall

Europäisches Tagebuch, 7.12.2020: Heute vor fünfzig Jahren sank Deutschlands Bundeskanzler in Warschau vor dem Mahnmal des Ghettoaufstands auf die Knie. 14 Sekunden verharrte er schweigend mit vor dem Bauch gefalteten Händen vor dem Mahnmal, dann erhob er sich wieder.

Bundeskanzler Willy Brandts Kniefall” am 7. Dezember 1970 vor dem Denkmal zur Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto.

Das Bild ging um die Welt und war die wohl berührendste Geste deutscher Scham im Angesicht der Erbschaft des Holocaust, zu der ein deutscher Politiker fähig war. Willy Brandt, der selbst in – wie man so sagt – einfachsten Verhältnissen aufgewachsen war, unter dem Namen Herbert Frahm, musste als Linkssozialist 1934 aus Deutschland fliehen und ging nach Norwegen. Dort organisierte er unter anderem die letztlich erfolgreiche Kampagne für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Carl von Ossietzky, den von den Nazis inhaftierten, gefolterten und schließlich ermordeten deutschen Pazifisten und Herausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne. 1938 wurde Willy Brandt, wie er sich als „Kampfname“ im Widerstand gegen die Nationalsozialisten nun nannte, vom Deutschen Reich ausgebürgert und staatenlos. 1940 geriet er kurzfristig in deutsche Gefangenschaft, aus der es ihm gelang, aufgrund einer von ihm getragenen norwegischen Uniform wieder freizukommen. Er ging nach Schweden wurde dort norwegischer Staatsbürger, und arbeitete mit anderen Genossen daran, die SPD und die Linkssozialistische SAPD im Exil wieder einander anzunähern. 1943 gehörte er, gemeinsam mit Bruno Kreisky, Fritz Bauer, Henry Grünbaum, Gunnar und Alva Myrdal und anderen zu den Autoren der „Friedensziele der demokratischen Sozialisten“, die forderte, das Selbstbestimmungsrecht der Nationen einer internationalen Rechtsordnung zu unterstellen. Mit Kreisky sollte Brandt eine lebenslange Freundschaft verbinden. 1990 hielt er für den verstorbenen Kreisky die Grabrede.
1946 war Brandt nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Berliner SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag und dann Regierender Bürgermeister von Berlin. Anders als viele Sozialdemokraten, die von einer nationalen Neutralität Deutschlands träumten, engagierte sich Brandt für eine eindeutige Westorientierung der SPD. 1966 wurde er Außenminister einer Großen Koalition mit den Christdemokraten, 1969 schließlich Bundeskanzler der ersten Sozialliberalen Koalition in Deutschland und Ausdruck großer Reformhoffnungen, unter der Parole „Mehr Demokratie wagen“. Brandt wurde immer wieder von seinen politischen Gegnern als Emigrant angegriffen. Der CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauss fasste den Vorwurf des „Vaterlandsverrats“ 1961 auf typische Weise in Worte: „Eines wird man Herrn Brandt doch fragen dürfen: Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben.“

Neben einer Politik der Demokratisierung verfolgte Brandt gegenüber Osteuropa eine Politik des Wandels durch Annäherung, die bekanntlich wirkungsvoller war, als alles Getöse des „Kalten Krieges“. 1970 reiste er nach Warschau, um mit Polen am 7. Dezember den Warschauer Vertrag über eine schrittwiese Normalisierung der Beziehungen abzuschließen, ein wesentlicher Schritt der Entspannungspolitik.
Zu diesem Staatsbesuch gehörten zwei Rituale. Eine Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten. Dort war eine Ehrenkompanie angetreten, und etwa 2000 polnische Bürger. Doch Brandt bestand darauf, auch am Mahnmal des Ghettos einen Kranz niederzulegen und den jüdischen Opfern der Massenvernichtung zu gedenken. Hier standen nur zwei Soldaten, und vielleicht 300 bis 400 Menschen waren Brandt auch hierhin gefolgt. Es war eine diplomatische Herausforderung, denn die polnische Regierung war von dieser Geste keineswegs begeistert.
Sie hatte selbst erst zweieinhalb Jahre zuvor eine antisemitische Kampagne gegen jüdische Bürger gestartet, die zu Staatsfeinden erklärt und vielfach zur Flucht gezwungen wurden. Auslöser waren Studentenproteste gegen die Repressionen durch die kommunistische Führung, denen durch die Behauptung es handele sich dabei um „zionistische“ und „antipolnische“ Umtriebe die Legitimität gewaltsam entzogen werden sollte.
Zugleich wurde Brandt von anderer Seite vorgeworfen, er habe zu seiner Kranzniederlegung keine Vertreter jüdischer Organisationen aus Deutschland mitgenommen. Die Springerpresse, allen voran Die Welt, warf ihm gar vor, sein Kniefall in Warschau sei ein Kotau vor dem Kommunismus gewesen und ließ, wie man das bis heute gerne macht, einen jüdischen „Kronzeugen“ auf Willy Brandt los, Alfred Wolfmann, den Deutschland-Korrespondenten einer rechten israelischen Tageszeitung. Wolfmann verstieg sich gar zu dem Vorwurf, ein Kniefall sei „kein Jüdischer Brauch“ und Brandt hätte sich deshalb pietätlos verhalten.

Schon damals war der Zeitung Die Welt nichts zu absurd, um öffentlich jemand fertig zu machen. Und sei es den ersten deutschen Politiker, der sich in einer Geste der Demut vor den jüdischen Opfern des Holocaust auf die nasse Straße niederwarf.

Die Mehrzahl der deutschen Zeitungen berichtete hingegen positiv, so wie Hermann Schreiber im Spiegel: „Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien – weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um eine Vergebung, derer er selber nicht bedarf. Dann kniet er da für Deutschland.“

Die deutsche Bevölkerung sah das mehrheitlich anders: 41% hielten die Geste nach einer repräsentativen Umfrage für angemessen, und 48% für „übertrieben“.

2020 erinnert eine deutsche Briefmarke an Brandts Kniefall

Nachtrag: Auch 2020 findet sich ein jüdischer “Historiker”, der sich, diesmal in der NZZ, als Denunziant hergibt. Michael Wolfsohn ist es nun, der meint, Brandt seine “Judenpolitik” vorwerfen zu müssen. Und wieder ist nichts zu absurd. “Werfen wir einen Blick auf sein Judenbild”, schreibt Wolfsohn: «Der Kampf gegen die jüdischen Kapitalisten ist das Einzige, was vom antikapitalistischen Programm des Nazismus übrig geblieben ist», schrieb Brandt vor dem Krieg, am 1. Januar 1939, im norwegischen «Telegraf og Telefon». Im Klartext: Zumindest die meisten Juden wären Kapitalisten, und gegen sie vorzugehen, wäre richtig.”
Brandts Sarkasmus im Blick auf den “Antikapitalismus” der Nazis kann man wohl nur mit vor Hass völlig vernebeltem Kopf so lesen, wie Wolfsohn.

Omri Boehm: Israel neu denken

Europäisches Tagebuch, 3.12.2020: Gestern hatten wir den israelischen Philosophen und politischen Denker Omri Boehm zu Gast, gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bodensee-Region.
Sein Buch “Israel – eine Utopie” sorgt für lebendige Diskussionen und reiht sich ein in eine wachsende Zahl kritischer Stimmen, die nicht länger dem gescheiterten Phantom einer “Zweistaatenlösung” nachhängen, sondern neue Vorstellungen eines binationalen Staats eröffnen.
An unserem Zoom-webinar mit ihm nahmen 150 Gäste  von Wien bis New York und Berlin bis Zürich teil. Hier der Mitschnitt der Veranstaltung, die weitgehend in Englisch stattfand.

 Zwischen einem jüdischen Staat und einer liberalen Demokratie besteht ein eklatanter Widerspruch. Denn Jude (und damit vollwertiger israelischer Staatsbürger) ist nur, wer “jüdischer Abstammung“ ist – oder religiös konvertiert. In seinem großen Essay entwirft Boehm die Vision eines ethnisch neutralen Staates, der seinen nationalistischen Gründungsmythos überwindet und so endlich eine Zukunft hat.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Israel dramatisch verändert: Während der religiöse Zionismus immer mehr Zuspruch erfährt, fehlt es Linken wie Liberalen an überzeugenden Ideen und Konzepten. Die Zwei-Staaten-Lösung gilt weithin als gescheitert. Angesichts dieses Desasters plädiert Omri Boehm dafür, Israels Staatlichkeit neu zu denken: Nur die Gleichberechtigung aller Bürger kann den Konflikt zwischen Juden und Arabern beenden. Aus dem jüdischen Staat und seinen besetzten Gebieten muss eine föderale, binationale Republik werden. Eine solche Politik ist nicht antizionistisch, sondern im Gegenteil: Sie legt den Grundstein für einen modernen und liberalen Zionismus.

Omri Boehm, geboren 1979 in Haifa, studierte in Tel Aviv und diente beim israelischen Geheimdienst Shin Bet. In Yale promovierte er über “Kants Kritik an Spinoza”, heute lehrt er als Professor für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Er ist israelischer und deutscher Staatsbürger, hat u.a. in München und Berlin geforscht und schreibt über israelische Politik in Haaretz, Die Zeit und The New York Times.

Das Buch
Omri Boehm: Israel – eine Utopie
Propyläen Verlag, Berlin 2020, Gebunden, 256 Seiten,
€ 20,60, ISBN 978-3-549-10007-3

 

 

Avraham Burg: Stefan Zweig lesen

Europäisches Tagebuch, 1.12.2020: Vor wenigen Tagen feierte das Willy Brandt Center in Jerusalem mit uns und anderen Partnern gemeinsam den Geburtstag von Stefan Zweig. Avraham Burg schilderte seine persönlichen Reflexionen beim wiederholten Lesen von Stefan Zweigs Autobiografie Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers, von einer education sentimentale bis zum Blick in die Gegenwart. Danke an das Willy Brandt Center Jerusalem für die Erlaubnis, Avraham Burgs Überlegungen hier zu teilen.

Stefan Zweig: Café Europa

Europäisches Tagebuch, 28.11.2020: Heute vor 139 Jahren wurde Stefan Zweig in Wien geboren. Am 23. Februar 1942 nahm er sich im Exil, im brasilianischen Petropolis das Leben.
Unterwegs zu dieser letzten Zuflucht, in den Monaten seines Exils in den USA, schrieb er seine Autobiografie Die Welt von gestern. Erinnerungen eines Europäers. Als wir in Hohenems 2014 einen Blick zurück auf die ersten Europäer warfen, auf die Habsburger Juden bis zum ersten Weltkrieg 1914, bildete Stefan Zweigs kritischer, wehmütiger und ironischer Rückblick auf die “Welt der Sicherheit”, das “Traumschloss” der Habsburger Monarchie und des vom Glauben an Humanität und Fortschritt beseelten Europas, dass sich von 1914 bis 1945 als tödliche Illusion herausstellte, sozusagen den Epilog. Einige Seiten aus seinem Manuskript konnten wir damals im Original aus der Library of Congress in Washington ausleihen.

Stefan Zweig über die Hohenemser Familie seiner Mutter Ida Brettauer

Im Vorwort seiner Autobiographie schrieb Stefan Zweig von den Erschütterungen Europas, und was es bedeutete: “als Österreicher, als Jude, als Schriftsteller, als Humanist und Pazifist jeweils just dort gestanden zu sein, wo diese Erdstöße am heftigsten sich auswirkten. (…) Aber ich beklage mich nicht; gerade der Heimatlose wird in einem neuen Sinne frei, und nur der mit nichts mehr Verbundene braucht auf nichts mehr Rücksicht zu nehmen. (…) Ich bin 1881 in einem großen und mächtigen Kaiserreiche geboren, in der Monarchie der Habsburger, aber man suche sie nicht auf der Karte: sie ist weggewaschen ohne Spur. Ich bin aufgewachsen in Wien, einer zweitausendjährigen übernationalen Metropole, und habe sie wie ein Verbrecher verlassen müssen, ehe sie degradiert wurde zu einer deutschen Provinzstadt. Mein literarisches Werk ist in der Sprache, in der ich es geschrieben, zu Asche gebrannt worden, in eben demselben lande, wo meine Bücher Millionen Leser sich zu Freunden gemacht. So gehöre ich nirgends mehr hin, überall Fremder und bestenfalls Gast; auch die eigentliche Heimat, die mein Herz sich erwählt, Europa, ist mir verloren, seit es sich zum weitenmal selbstmörderisch zerfleischt im Bruderkriege.”
Stefan Zweig war erster und letzter Europäer zugleich. Vor einem der Häuser, in dem seine Hohenemser Familie im 19. Jahrhundert lebte, steht heute eine Plastik, die an Walter Benjamin erinnert und an seinen “Engel der Geschichte” – der so wie Zweigs “Welt von gestern” zu seinem Vermächtnis wurde, bevor er sich 1940 auf der Flucht nach Spanien an der Grenze das Leben nahm.
Stefan Zweig gelang die Flucht, aber die Zerstörung Europas verfolgte ihn auch ins Exil, bis zu jenem Tag im Februar 1942, als ihn die Kraft weiterzumachen offenbar verlassen hatte. Sein Abschiedsbrief sollte Jahre später bei einem anderen Emigranten in Petropolis landen, auch er ein Nachkomme aus Hohenems.

Das Willy Brandt Center in Jerusalem lädt am Samstag, den 28. November 2020 zu einer Online Veranstaltung zu Erinnerung an Stefan Zweig ein, von 13.00 bis 21.00 (Mitteleuropäische Zeit).

Zugang zum Zoom Video livestream:

https://us02web.zoom.us/j/83094429169?pwd=bG4wU1dWaEhmc0c4bWJ5Y2tUcTg1UT09
Die Geburtstagsfeier für Stefan Zweig (1881-1942) bietet Lesungen, Reflexionen und Musik aus Jerusalem und Ramallah, Hohenems und Wien, Berlin und Addis Abeba, London, Paris, Tel Aviv und Zürich.
Die Hohenemser Session beginnt um 16.30 (MEZ) und erinnert an Zweigs Hohenemser Herkunft und an seinen letzten Weg nach Brasilien, an erste und letzte Europäer. Zu hören sind Hanno Loewy, der Schauspieler Michael Schiemer und die “Welt von gestern”, und der brasilianische Musiker Sergio Wagner.
Danke an Petra Klose für die wunderbare Idee und Organisation dieser Veranstaltung.
Hier noch ein Überblick über das gesamte Programm:
1pm (MEZ) Jerusalem Session – in English
We will welcome you with stunning views from the roofs of the Willy Brandt Center and the Austrian Hospice,
followed by a performance of Stefan Zweig’s text about Viennese coffeehouses by Guy Bracca who will read to us from the Café Triest.
After that enjoy with us a musical performance of Zweig’s favourite composers Beethoven and Mozart by pianist Dima Milenova
followed by an interview with the young writer Iman Hirbawi, participant of the Willy Brandt Center’s Young Writers Project.
2pm (MEZ) Addis Ababa Session – in English
Filmmaker Terhas Berhe presents to us the Ethiopian world of coffeehouses and ceremonies in Addis Ababa
2.30pm (MEZ) Berlin Session – in German
Actress Joanna Castelli reads from Stefan Zweig’s World of Yesterday and his discovery of freedom in Berlin.
3pm (MEZ) Talk with Avraham Burg – in English
Avraham Burg speaks about Stefan Zweig’s universal approach to Judaism, his concept for Europe and his legacy today.
3.30pm (MEZ) Tel Aviv Session – in German
Interview with journalist Peter Münch about what Stefan Zweig tells us today from a European perspective.
4pm (MEZ) Zurich Session – in German
Dramatic reading with actor Christian Manuel Oliveira about Stefan Zweig’s impressions of wartime Zurich
4.30pm (MEZ) Hohenems Session – in German
Sergio Wagner brings music from Brasil to the Café Europe.
Hanno Loewy, director of the Jewish Museum in Hohenems talks about the current exhibition “The last Europeans” and Stefan Zweig’s family connections to Hohenems,
followed by a reading of actor Michael Schiemer.
5.30pm (MEZ)Paris Session
Musical performance of Debussy’s Prélude “Danseuses de Delphes” by pianist Emmanuel Strosser
6pm (MEZ) Vienna Session – in German
Readings by the authors Anna Goldenberg, Doron Rabinovici and Timna Brauer
In cooperation with the Austrian Cultural Forum Tel Aviv
7pm (MEZ) London Session – in English
Introduction and a performance by Rita Manning and Chris Laurence
7.30pm (MEZ) Vienna Session – in English
Readings by the authors Julya Rabinowich and Nadine Sayegh with a musical performance of oud player Marwan Abado
In cooperation with the Austrian Cultural Forum Tel Aviv
8pm (MEZ) Ramallah Session
Performance of “La Vie en Rose” from the Palestinian artist Café Garage by accordion player Mohammad Qutati
8.30 pm (MEZ) Jerusalem Session – in English
Presentation of the Young Writer’s Project with photographer Iuna Viera and young author Hagar Mizrachi Dudinksi.
We will close the program with a dramatic reading of Stefan Zweig by actor Alex Ansky.

Yad Vashem. Ein Denkmal. Eine Name. Ein Streit

Europäisches Tagebuch, 26.11.2020: Fast genau zehn Jahre ist es her, da besuchte ein aufstrebender, nationalistischer Politiker aus Österreich die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Anfang Dezember 2010 war es. Statt mit einer Kippa oder einem Hut betrat er die Gedenkstätte mit einem Burschenschaftlerkäppi. Daheim in Wien freuten sich Rechtsextreme aller couleur schenkelklopfend über diesen makabren Scherz. Andere machten sich Sorgen, dass der demonstrative Pro-Israel-Kurs Rechtspopulisten nun auch in Österreich salonfähig machen könnte. Wenn Israel ihn so im Land willkommen heißt, „kann in Österreich über kurz oder lang niemand mehr etwas sagen. Er macht sich regierungsfähig.“ So warnte damals ein Vertreter des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Nun, ja sieben Jahre später war der seltsame Gast aus Österreich Vizekanzler. Und wäre es wohl noch heute, wenn ihm keine falsche Oligarchin über den Weg gelaufen wäre.

Nun gibt es wieder Streit um Yad Vashem. Auch diesmal geht es um einen rechtsextremen Rassisten. Doch dieser soll, ginge es nach Benjamin Netanjahu, nicht zu Besuch kommen, sondern die Leitung der „Welt-Gedenkstätte des Holocaust“ übernehmen: Effi Eitam.

Eitams militärische Karriere als Brigadegeneral gipfelte in der Bekämpfung der palästinensischen Intifada. Vier seiner Soldaten schlugen damals auf seinen Befehl hin einen palästinensischen Gefangenen zu Tode und wurden – immerhin – verurteilt. Eitam kam mit einer Maßregelung davon, wurde aber nicht mehr befördert.
Konsequenterweise zog es ihn in die Politik, wo er als Knessetmitglied und als Minster unter anderem mit rassistischen Äußerungen auffiel, als er arabische Israelis als Krebsgeschwür bezeichnete und verlangte, diesen Staatsbürgern das Wahlrecht zu entziehen. Er verlangte Palästinenser gewaltsam aus dem Westjordanland zu vertreiben und einen der bekanntesten palästinensischen Führer, Marwan Bargouti, zu ermorden.

Die geplante Ernennung hat weltweit Proteste ausgelöst, von Überlebenden des Holocaust genauso wie von Wissenschaftlern, Gedenkstätten, Archiven und Jüdischen Museen. Schließlich ist Yad Vashem auch eine wissenschaftliche Institution und eines der bedeutendsten Archive der Welt. Soll es in Zukunft der Spielball nationalistischer Politik und der ausdrücklichen Unterdrückung von Minderheiten sein? Am Dienstag gingen in Israel Überlebende der Shoah auf die Straße und protestierten vor den Büros des zuständigen Ministers Ze’ev Elkin. „So wie Eitam über unsere Bürger und Nachbarn spricht, erinnert mich daran, was ich hörte als ich ein Kind war“, sagte eine der greisen und offenbar wach und jung gebliebenen Demonstrantinnen, die 92jährige Eva Morris, der Jerusalem Post.

Im Konflikt um diese Besetzung werden freilich nur jene Widersprüche auf grotesk übersteigerte Weise offenbar, die schon lange ein Problem sind. Und nicht nur in Israel. Gedenkstätten sind und waren schon immer ein Spielball nationalistischer Politik. Ob in Polen, wo in Auschwitz jahrzehntelang das polnische Leiden als „Jesus unter den Völkern“ zelebriert wurde, und die jüdischen Opfer unter den polnischen vereinnahmt wurden. Oder in Buchenwald, wo das „wahre“ Deutschland, befreit von Faschismus und Kapitalismus, sich unter die Völker der Welt einreihte, deren Erlösung im Kommunismus bestand. Ob in der „Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“, wo eine aufgeblasene Kopie einer „Pieta“ von Käthe Kollwitz seit 1993 auch alle jüdischen und anderen Opfer der Massenvernichtung in christlicher Ikonographie und als anonym gefallene Soldaten erinnert. Und damit zugleich zu Opfern eines ebenso anonymen Bösen erklärt, das mit Deutschland nichts zu tun hatte. Oder eben in Yad Vashem, das als Memorial nicht nur einen universellen Anspruch als Welt-Gedenkstätte erhebt, sondern zugleich alle Opfer des Holocaust nicht nur einem verständlicherweise jüdischen sondern einem nationalistischen Narrativ einverleibt. Als „Gedenkstätte für die Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust“ erklärt Yad Vashem (einem israelischen Gesetz folgend) die Toten nämlich posthum zu israelischen Staatsbürgern. Mein Großvater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er denn je ein Grab bekommen hätte.

Der Weg durch das vor 15 Jahren neu eröffnete Geschichtsmuseum von Yad Vashem endet nicht mit einer architektonischen Geste des Traumas, keinem wie auch immer authentischen oder eben auch inszenierten Ausdruck dessen, womit die Überlebenden seit 1945 zu Recht kommen müssen. Nein der Weg durch das Museum endet auf einem herrschaftlichen Balkon, einem Blick von oben im Triumph über das Land – und mit einem Seitenblick auf jenen Hügel, auf dem das Dorf Deir Yassin stand, dessen Bewohnerinnen und Bewohner von rechten Milizen unter dem Befehl von Menachem Begin 1948 massakriert wurden. Schon 1988 fasste Yehuda Elkana den inneren Widerspruch jedes Holocaust Gedenkens in eine einprägsame Formel. Es gibt zwei widerstreitende Imperative die zu gänzlich verschiedenen Konsequenzen führen: „das soll nie wieder geschehen“ – oder „das soll UNS nie wieder geschehen“.
Zugleich offenbart sich im Konflikt um Eitam aber auch das grundsätzliche Dilemma des israelischen Staates, der zugleich eine Demokratie und ein jüdischer Staat sein will. Omri Boehm hat dies in seinem neuen Buch „Israel- eine Utopie“ mit guten Gründen als den Versuch beschrieben, so etwas zu sagen wie: „Ein Quadrat ist quadratisch, insofern es rund ist, und ein Kreis ist rund, insofern er quadratisch ist. Man behauptet nichts weiter als einen Widerspruch, aber mit Pathos, und glaubt daran.“

Auch Yad Vashem soll, als „nationale Gedenkstätte“, eine Quadratur des Kreises sein, ein Manifest gegen Rassismus und die Unterdrückung von Minderheiten, und zugleich eine Institution der Herstellung jüdisch-israelischer Identität, die einen wachsenden Teil der israelischen Staatsbürger symbolisch ausschließt. Effi Eitam wäre tatsächlich der Mann dafür, diesen Widerspruch „aufzulösen“. Freilich mit fatalen Konsequenzen. Denn Yad Vashem ist auch eines der wichtigsten Archive der Welt, eine Forschungsstätte, an der viele Menschen ihr Leben ernsthaft der Erinnerung an das größte Menschheitsverbrechen gewidmet haben. Ein Verbrechen, an das man nur erinnern kann, wenn man seine universelle und seine jüdische Dimension gleichermaßen in den Blick nimmt. Ohne es für nationale politische Zwecke, also für Herrschaft über andere zu missbrauchen.

Und schließlich offenbart sich im Streit um Yad Vashem ein wachsender Widerspruch zwischen Juden in der Diaspora und dem israelischen Staat, der Juden auch gegen ihren Willen vereinnahmt, tot oder lebendig, und gegen die arabischen Bürger Israels und gegen die Palästinenser in den besetzten Gebieten ausspielt. Ein Streit, der inzwischen sogar die Besetzung führender Positionen in zionistischen Organisationen weltweit erfasst, Entscheidungen, die die israelische Regierung zur alleinigen Angelegenheit ihrer inneren Koalitionsdeals gemacht hat, statt sie wie bisher mit jüdischen Organisationen in der Diaspora abzustimmen.

Wenn es nun auch über die Besetzung des Vorstands von Yad Vashem zu einem Koalitionsstreit zwischen Israels „besten Feinden“, Benjamin (Bibi) Netanjahu und Benjamin (Benny) Gantz kommt, dann nicht, weil Benny Gantz Probleme damit hat, Yad Vashem als Ort nationalistischer Gehirnwäsche zu missbrauchen, sondern, weil auch innerhalb Israels gerade wieder eine Reihe von Top-Posten zu besetzen sind. Und dabei wollen beide einen guten Schnitt machen. Netanjahu braucht schließlich in der Justiz Leute in führenden Positionen, die ihm den drohenden Prozess ersparen.
Der für Yad Vashem zuständige Minister Ze‘ev Elkin, der an Eitams Besetzung eisern festhalten möchte, hat indessen schon den Gipfel der zynischen Verlogenheit erklommen:  Er hoffe doch, sagte er der israelischen Tageszeitung Haaretz, dass „Yad Vashem nicht Geisel in einem politischen Spiel wird. Es gibt Dinge, die stehen über der Politik.” Wenn es gelingt, Effi Eitam zu verhindern, wird ein bitterer Beigeschmack bleiben. Und viel zu tun. Das müssen wir wissen.

Ein rechtsextremer Politiker als Vorstand von Yad Vashem?

Gegen die angekündigte Ernennung des rechtsextremen Politikers Effi Eitam zum neuen Vorsitzenden von Yad Vashem, des repräsentativen „World Holocaust Remembrance Centre“ in Jerusalem, regt sich internationaler Widerstand.

In einer gemeinsamen Erklärung protestieren jüdische und nichtjüdische Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen von Jüdischen Museen, Holocaust-Gedenkstätten, universitären wie außeruniversitären Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Archiven in aller Welt in scharfer Form gegen diesen beunruhigenden Schritt, der eine der wichtigsten Memorialeinrichtungen zum Holocaust in der Welt für einseitige politische Interessen zu instrumentalisieren droht.

Innerhalb weniger Tage haben sich international 750 Unterzeichner*innen dem Aufruf  angeschlossen.

Wissenschaftler*innen und Professor*innen für Jüdische Studien und Geschichte in den USA, in Israel, Deutschland, Großbritannien, Schweiz, Österreich, Australien, Ungarn, Polen, Südafrika, Kanada, Brasilien, Frankreich, Tschechien etc.: darunter Omer Bartov, Paul Mendes-Flohr, Michael Berenbaum, Deborah Lipstadt, Steven Aschheim, Barbara Kirshenblatt-Gimblett, James Young, Sander Gilman, Norbert Frei, Aleida und Jan Assmann, Michael Brenner, Marion Kaplan, Derek Penslar, Ron Barkai, Alfred Bodenheimer, Dariusz Stola, Vivian Liska, Daniel Boyarin, Gertrud Koch, Peter Hayes, Shulamith Volkov, Konrad Kwiet, Christoph Schulte, Deborah Dwork, John Efron, Amos Goldberg, Moshe Zimmermann, Moshe Rosman, Lawrence Baron, Joel Rubin, Anson Rabinbach, Micha Brumlik, Atina Grossman, David Myers, Jacques Picard, Liliane Weissberg, René Bloch, Alan Steinweis, Christina v. Braun, Michael Steinberg und viele mehr.

Direktor*innen und Mitarbeiter*innen zahlreicher Jüdischer Museen, Gedenkstätten, Bildungszentren, Forschungsinstituten und Archiven in den USA, in Deutschland, Österreich, Polen, Ungarn, den Niederlanden, der Slowakei, Spanien, Griechenland, der Türkei und Israel: darunter Zsuzsanna Toronyi (Jüdisches Museum Budapest), Volkhard Knigge (eh. Direktor der Gedenkstätte Buchenwald), Stefanie Schüler-Springorum (Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin), Zygmunt Stępiński (Direktor des Museum Polin, Warschau), Sybille Steinbacher (Fritz Bauer Institut Frankfurt a.M.), Miriam Zadoff (NS-Dokumentationszentrum München), Lori Starr (former director of the Contemporary Jewish Museum, San Francisco), Martha Keil (Institut für Jüdische Geschichte Österreichs), Miriam Rürup (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam), Daniela Eisenstein (Jüdisches Museum Franken), Maros Borsky (Jüdisches Museum Bratislava), Barbara Staudinger (Jüdisches Museum Augsburg), Zanet Battinou (Jüdisches Museum Athen), Bernhard Purin (Jüdisches Museum München), Anja Siegemund (Zentrum Judaicum Berlin) und viele andere mehr.

Schriftsteller und Filmemacher

wie Lizzie Doron, Max Czollek, Doron Rabinovici, Amos Gitai, Ruth Beckermann, Melvin Bukiet, Abraham Burg (der ehemalige Sprecher der Knesset) und Rabbiner wie Andreas Nachama (Präsident der Allgemeinen Rabbinerkonferenz in Deutschland) haben sich ebenfalls dem Protest angeschlossen.

Für den Initiator*innenkreis:
Felicitas Heimann-Jelinek (unabhängige Kuratorin und Museologin, Wien)
Hanno Loewy (Direktor, Jüdisches Museum Hohenems, Österreich)
Joanne Rosenthal (eh. Chefkuratorin des Jewish Museum London)
Cilly Kugelmann (Chefkuratorin der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Berlin)
Susannah Heschel (Professorin für Jüdische Studien, Dartmouth, USA)

Widerstand gegen die angekündigte Ernennung von Effi Eitam als Vorstand von Yad Vashem

“For many years the Israeli Holocaust memorial Yad Vashem, its archives and research departments, has been one of the most important partners of our work, wherever we are situated, whether Jewish or non-Jewish scholars of Holocaust, Antisemitism and Jewish studies, active in universities, museums, archives, education or research.

Yad Vashem, the Israeli state ‘Memorial to the Martyrs and Heroes of the State of Israel in the Holocaust’ commemorates the Nazi extermination of the Jews. Its declared goal is not only documentation, research and education but also prevention – of barbarity and future acts of genocide. The International School for Holocaust Studies, which is part of the memorial, aims at combatting anti-Semitism, racism and exclusion within society at large.

This urgent mission – to encourage civil society to actively watch, involve and intervene wherever racism and hatred threaten religious, ethnic or other groups and communities – is now at risk of being handed over to the outspoken right-wing extremist and historically illiterate politician Effi Eitam.

We are shocked by this outrageous proposal and protest against it in the strongest possible terms. Eitam’s hateful rhetoric towards Israeli Arabs and Palestinians stands in opposition to the stated mission of Yad Vashem.

We add our voices to the protests of many notable Holocaust survivors in Israel who have spoken out against this proposed appointment. Appointing Effi Eitam as Chair of Yad Vashem would turn an internationally respected institution devoted to the documentation of crimes against humanity and the pursuit of human rights into a mockery and a disgrace.”

List of Signatories:
Gisèle Abazon, Interpreter, Israel
Irit Abir, Israel
Prof. Dr. David Abraham, Professor of Law, University of Miami, USA
Mr. Shai Adar, Tel Aviv Sexual Assault Crisis Center, Volunteer and Board Member, Israel
Nance Adler, JDS Seattle – Jewish Studies, USA
Dr. Mehnaz Afridi, Holocaust, Genocide and Interfaith Education Center, New York, USA
Dr. Michal Aharony, University of Haifa, Editor, The Journal of Holocaust Research, Israel
Dr Avril Alba, University of Sydney, Australia
Mr Jonathan Alexandre, Israel
Mr Mario Dominic Alfonso, USA
Dr Jean-Rémi Alisse, Israel
Mr Yuval Alpan, Israel
Dr. Karen Alterthum-Wajsberg, Children and Adolescent Psychiatrist, Munich, Germany
Mr Eitan Amiel, Israel
Prof. Rabbi Yehoyada Amir, Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion, Israel
Marita Anderson, Chaplain at Northside Hospital, USA
Claire Andrieu, History Professor, Sciences Po, Paris, France
Professor Shoshana Anily, Tel Aviv University, Israel
Mr Léo Apotheker, UK
Mrs Liliane Apotheker, UK
Jack Arbib, Israel
Mr Bertie Aronson, Israel
Professor Steven Aschheim, Emeritus, Hebrew University, Israel
Ofer Ashkenazi, Associate Professor, Director, The Koebner-Minerva Center for German History, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Prof. Dr. Aleida Assmann, University of Konstanz, Germany
Dr Roger Assouline, Israel
Prof. Dr. Jan Assmann, Universities of Heidelberg and Konstanz, Germany
Dr Irene Aue-Ben-David, Director, Leo Baeck Institute Jerusalem, Israel
Karen Auerbach, University of North Carolina, associate professor of history, USA
Arie Avidor, Ambassador (ret.), Israel
Bernard Avishai, Visiting Professor of Government, Dartmouth College, USA / Israel רחל ארבל ,ישראל
פנחס ביבלניק ,האוניברסיטה העברית ירושלים ,ישראל
אריאלה בכר ,ישראל
Professor Anthony Bale, Birkbeck College, University of London, UK
אילו בר ,עצמאי ,ישראל
Naomi Ban, Israel
Dr Ronald Ban, Israel
Rabbi Ehud Bandel, Israel
Dr. Yair Barak, Research fellow Cohn Institute Tel Aviv University, Israel
Miriam Barak, Israel
Prof. Emeritus David Bar-Gal, Hebrew University, Israel
Uri Barbash, Film and TV Director, Israel
Hillel Bardin, Israel
Ron Barkai, Professor Emeritus, Tel Aviv University, Israel
Thamar Barnett, Holocaust Educator, UK
Lawrence Baron, Professor Emeritus, San Diego State University (retired), USA
Professor Omer Bartov, Brown University, USA
Professor Neima Barzel, Oraim college of education, Israel
Prof. Dr. iur. J.Friedrich Battenberg, Technical University Darmstadt, Department of History, Germany
Ms. Zanet Battinou, Director, The Jewish Museum of Greece, Greece
Mrs Laure BAUMGARTEN, FRANCE
Sammy Beck, Director, Practicing Medicine Program, Cornell University, USA Professor Annette Becker, Paris-Nanterre, Genocide Studies, France
Ruth Beckermann, Filmmaker, Austria
Dr. Michael Beigel, Director, Multimedia Assisted Learning, The Faculty of Medicine, The Hebrew University, Israel
Sylvia Beigel, Teacher, Alyn Rehabilitation Hospital, Israel Claudette Beit-Aharon, Child of Survivor, USA
Dr. Margalit Bejarano, Hebrew University (Research Fellow), Israel Ruth Belluco, Israel
Galit Ben Ami, Israel
Batsheva Ben-Amos, Shoah scholar, Philadelphia
Professor Dr. Shlomo Ben-Hur, IMD Business School, Switzerland David Ben Ishay, Direction de projets environnementaux, Israël
מנשה בן מאיר ,מרחב תרבות ,ישראל
Dr. Michal Ben-Nun, San Diego, CA, USA
Professor Ram Ben-Shalom, The Hebrew University, Israel
Ms. Orit Ben Shitrit, Film Department Chair, San Francisco Art Institute, USA
Professor Hanoch Ben-Yami, Central European University, Austria
Ohad Ben Itzhak, Israel
Mr Shmuel Ben-Tovim, Director, BTC Ltd., Israel
Nesim Bencoya, Turkey
Isaac Benguigui, Prof. University of Geneva, Switzerland
Tal Benoliel, Hebrew teacher, France
Ms. Anat Benson, Israel
Ms Valérie Bercovici, Israel
Michael Berenbaum, Professor of Jewish Studies, American Jewish University, USA
Elie Beressi, France
Professor Andrew Stuart Bergerson, Department of History, University of Missouri-Kansas City, USA
Bonnie Berkowicz, USA
Dr. Nathaniel Berman, Rahel Varnhagen Professor, Dept. of Religious Studies, Brown University, USA
Dr. Margit Berner, Austria
Daniel Bessis, Delegate for innovation, Israel and France
Dr. Henry Bial, Professor, University of Kansas, USA
Dr. Pinhas Bibelnik, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Professor (emeritus) Yoram Bilu, Prof. of anthropology and psychology Hebrew University, ISRAEL
Professor Marco Antonio Bin, PUC SP, Brasil Professor Daniel Blatman, Hebrew University, Israel
Mr Bruno Bloch, Cercle de Genealogie Juive, France
Carine Bloch, France
Professor René Bloch, University of Bern, Institute of Jewish Studies, Switzerland
Dr. Lisa Bloom, University of California, Berkeley, USA
Mr Remi Blum, Masorti congregation secretary in Neve Tzedek, Israel
Dr. Rachel Blumenthal, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Mr Bruno Boccara, Socio-Analytic Dialogue, USA
Professor Alfred Bodenheimer, Director of the Center for Jewish Studies, University of Basel, Switzerland
Miriam Bodian, University of Texas at Austin, USA
Professor Dr Omri Boehm, The New School for Social Research, Israel/ USA
Dr. Maroš Borský, Jewish Community Museum and Jewish Cultural Institute, Bratislava, Director, Slovak Republic
Rabbi Dr Barbara Borts, Newcastle University, UK Professor Viviana Bosi, Universidade de São Paulo, Brazil
Dr. Sabina Bossert, Fachreferentin Jüdische Zeitgeschichte am Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, Switzerland
Professor Daniel Boyarin, Taubman Prof. of Talmudic Culture, UC Berkeley, United States
Prof. Dr. Stephan Braese, RWTH Aachen University, Germany
Dr. Elisabeth Brainin, Psychoanalyst, Vienna Psychoanalytic society (WPV), Austria Professor Zachary Braiterman, Syracuse University , USA
Caroline Bray, Museum Consultant, UK
Professor Michael Brenner, American University, Washington DC and University of Munich, USA Professor Haim Bresheeth, SOAS, University of London, UK
Brigitte Claparede Albernhe, France
Mrs. Aline Brodt, Brodt Center for Jewish Culture, Israel
Susan Bronson, Executive Director, Yiddish Book Center, USA
Dr. Rivka Brot, Tel Aviv University Faculty of Law, Israel
Max Yeshaye Brumberg-Kraus, Artist with ARC (Arts, Religion, Culture), USA
Dr. Micha Brumlik, Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin, Germany
Tal Bruttmann, Historian, France
Melvin Jules Bukiet, author, Sarah Lawrence College, Board Member of the American Friends of Yad Vashem
John Bunzl, Middle East Scholar at the Austrian Institute for International Affairs, Vienna
Avraham Burg, Former Speaker of the Knesset, Israel
Rauzel Candib, Retired School Administrator, Montreal, Quebec
Dr. Katerina Capkova, Institute of Contemporary History, Czech Academy of Sciences, Czech Republic
Professor Marc Caplan, Dartmouth College, Visiting Professor of Jewish Studies, USA Steven Carr, Purdue University Fort Wayne, USA
Galia Chai, Israel
Isolde Charim, Austria
Prof. Israel Charny, Director, Institute on the Holocaust and Genocide Jerusalem, Co-Founder, Internaitonal Association of Genocide Scholars, Israel
David Chemla, JCall, European general secretary, France
Nancy Civin, Baltimore Jewish Council, Holocaust Remembrance Council, USA
Tsila Cochavi, Israel
Carine Cohen Libermann, Law Student, Israel
Dr. Elliot (Yisrael) Cohen, Retired from Yad Vashem, Hebrew University, Israel
Professor Emerita Esther Cohen, Department of History, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Judith Cohen, Retired teacher, Ort, Israel
Julie-Marthe Cohen, curator, Jewish Historical Museum, Amsterdam, The Netherlands
Prof. Richard Cohen, The Hebrew University, Jerusalem, Israel
Professor Veronika Cohen, Jerusalem Academy of Music and Dance, Israel
Ms Catherine Colloms, Trustee, Wiener Holocaust Library, UK
Alon Confino, Pen Tishkach Chair of Holocaust Studies, Director of the Institute for Holocaust, Genocide and Memory Studies, University of Massachusetts, Amherst, USA
Dr Bryan Conyer, Bialik College, Australia
Jonathan Crewe, Dartmouth College, USA
Roz Currie, Curator at Islington Museum, formerly curator at Jewish Museum London, UK Sarah Cushman, Director, Holocaust Educational Foundation of Northwestern University, USA Anat Cygielman, Journalist, Israel
Dr. Max Czollek, Author, Germany
דפנה דה הרטוך ,ישראל
Talia Dadash, Israel
Sebastian Dallinger, Austria
Danielle Danielle, retraitée, CNRS, France, Israel
Patrick Danis, France
Paige Dansinger, Director, Better World Museum, USA
Emmanuel Darmon, France
Tamar Daus, Israel
Dr. Efraim Davidi, Tel-Aviv University, Israel
Professor SIDRA DeKOVEN EZRAHI, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. Aviv De-Morgan, Israel
Dr Anath Ariel de Vidas, CNRS, France
Dr. Irit Dekel, Assistant Professor, Jewish Studies and Germanic Studies, Indiana University, USA
Professor Mikhal Dekel, Professor and Director of the Rifkind Center for the Humanities & Arts, City University of New York, USA
Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky, Ruhr-Universität Bochum, Germany Annalisa Di Fant, Historian, Italy
Emily Dische-Becker, Journalist & researcher, Berlin, Germany
Esther Dischereit, Schriftstellerin, Berlin
Weill Dominique, Lawyer, France
Lizzie Doron, Writer, Israel
Dr. Axel Doßmann, University of Jena, Germany
Rachel Douieb, Author, composer, Musician, curator, France
Daniel Dratwa, former museum curator, Belgium
Dr. Werner Dreier, erinnern.at, director, Austria
Laura Dressel, Austria
Dr. Jean-Marc Dreyfus, Reader in History, the University of Manchester, UK
Marcel Drimer, Holocaust survivor USHMM, USA
Dr. Gali Drucker Bar-Am, Israel
Dr. Irith Dublon-Knebel, Minerva Institute for German History, Tel Aviv University, research fellow, Israel
Prof Arie Dubnov, Associate Professor of History & Max Ticktin Chair of Israel Studies Director, Judaic Studies Program The George Washington University, USA
Dr. Rina Dudai, Kibbutzim College of Education (retired), Israel Ms Joanne Dufty, Sydney, Australia
Shoshana Dweck, USA
Prof Deborah Dwork, Director, Center for the Study of the Holocaust, genocide, and Crimes Against Humanity; Graduate Center–CUNY, USA
Dr. Tobias Ebbrecht Hartmann, Cardinal Franz König Chair in Austrian Studies, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Monique Eckmann, Prof. em. University of Applied Sciences and Arts, Geneva, Switzerland
Professor John Efron, Koret Professor of Jewish History, University of California—Berkeley, USA
Daniela F. Eisenstein, Director, The Jewish Museum Franconia – Fürth, Schnaittach & Schwabach, Germany
Dr. Sagi Elbaz, Tel Aviv University, Israel
Dr. Yair Eldan, Law Faculty, Ono academic College, Israel
Allal Elie, France
Dr. Aya Elyada, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Pierre Ech-Ardour, France
Sandy Fainer, Canada
Mrs Yael Falk, Israel
Sandro Fasching, Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies (VWI), The Future of Memory – Museum Simon Wiesenthal, Austria
Mr Sam Fayon, Director, Switzerland
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein, Humboldt Universität Berlin, Germany
Professor Jackie Feldman, Ben Gurion Universität of the Negev, Professor of Anthropology, Israel
Prof. Miriam Feldon, Tel Aviv University, Israel
Dr. Michaela Feurstein-Prasser, XHIBIT.AT, Curator, Austria
Jacques Fijalkow, Professor emeritus, université de Toulouse, France
Raymonde Fiol, Past President, Holocaust Survivors Group of Southern Nevada, USA
Dr. Peter Fischer, eh. Gedenkstättenbeauftragter des Zentralrats der Juden in Deutschland, Berlin
Chuck Fishman, Photographer / Historian, USA
Louise Fishman, USA
Shlomit Fishman, Israel
Professor Henryk Flashner, University of Southern California, USA
Professor Sandy Flitterman-Lewis, Rutgers University, USA
Dr. David Forman, Cornell University, USA
Professor Everett Fox, Glick Professor of Judaic and Biblical Studies, Director, Program in Jewish Studies, Clark University, USA
Dr. Daniel Fraenkel, (Retired), Director of the Yad Vashem Encyclopedia of Jewish Communities in Germany, Israel
Karen S. Franklin, USA
Ms Carol Freeman, Director, Melisma Arts, USA
Prof. ChaeRan Freeze, Professor, Brandeis University, USA
Prof. Dr. Norbert Frei, University of Jena, Germany
Laura Freidberg, UNAM, Mexico
Professor Eli Friedlander, Philosophy, Tel Aviv University, Israel
Michal S. Friedlander, Curator of Judaica and Applied Arts, Jüdisches Museum Berlin
Mr Dominique Friedman, Sept & demi Incoming Europe, Chairman, France
Jeanette Friedman, President, the Brenn Institute, USA
Jordan Friedman, Hebrew Seminary for the Deaf and Hearing, USA
Professor Dr. Judith Frishman, Leiden University, Jewish Studies, Netherlands
Eva Frojmovic, Associate Professor, University of Leeds, UK
Dr. Iris Fry, Israel
Professor Emeritus Michael Fry, Technion – Israel Institute of Technology, Israel
Sarah Gabbai, Retired Journalist, Israel
Professor Ofer Gal, University of Sydney, Australia
Dr Yoav Galai, Lecturer in Global Political Communication, Royal Holloway, University of London, UK
Professor Katharina Galor, Program in Judaic Studies, Brown University, USA Mr Tsahi Ganon, Israel
Dr. Daniel Gerson, University of Bern,Institute of Jewish Studies, Switzerland Dr. Sharon Geva, Kibbutzim College and Tel Aviv University, Israel
Erika Gideon, Switzerland
Noa Gidron, Retiree, Independent Holocaust researcher, Israel
Mr Binyomin Gilbert, UK
Smadar Gilboa, USA
Professor Abigail Gillman, Professor of Hebrew, German, and Comparative Literature, Boston University, USA
Professor Sander Gilman, Emory University , USA
Hans Jakob Ginsburg, Journalist, Germany
Prof. Yonatan Ginzburg, Professor of Linguistics, Université de Paris, France
Oren Giorno, Youth Director at Judaïsme en Mouvement, France
Rabbi Dr. Irving Yitz Greenberg, Senior Scholar in Residence,Hadar Institute, USA and Israel
Professor Amos Guiora, USA
Amos Gitai, Professor college de France, Israel
Mr. Carlos Gitin Hochberg, Son to a survivor, Brasil
Dr. Mario Glanc, Argentina
Tamara Gleason, University College London, UK
Yael Glickman, Israel
Nechama Gliksberg, Israel
Jason Gold, Legal Counsel, Canada
Prof. Amos Goldberg, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. Jean Goldenbaum, Researcher at the European Centre for Jewish Music (Music University of Hannover), Germany
David Goldfarb, Independent scholar and translator, USA
President John Goldsmith, Anne Frank Fonds (Trust), Basel, Switzerland
Ms. Alexa Goldstein, AJEEC-NISPED, Resource Development Coordinator, Israel
Dr Noami Goldstein, Grand daughter of shoah survivors, Israel
Dr. Yossi Goldstein, Hebrew University of Jerusalem, lecturer, Israel
Rabbi Samuel Gordon, Senior Rabbi, Congregation Sukkat Shalom, USA
Geoff Gottlieb, USA
Alain Tsion Grabarz, Hashomer Hatsaïr (president), France
Professor Henry Green, Department of Religious Studies and Judaic Studies, University of Miami, USA
Dr. Jeffrey Green, Translator, Israel
Judith Green, Hebrew University, Israel
Prof. Charles Greenbaum, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Reesa Greenberg, Art and Exhibition Historian, Canada
Rabbi Yehiel Grenimann, Rabbis For Human Rights, Israel
Dr. Leonard Grob, Professor Emeritus, USA
Ms Nili Gross, Israel
William Gross, Director of the Gross Family Collection, Israel
Professor Atina Grossmann, Professor of History, Cooper Union, New York, USA
Ruth Ellen Gruber, Author, “Virtually Jewish: Reinventing Jewish Culture in Europe”, Italy/Hungary/USA
Dr. Samuel Gruber, President, International Survey of Jewish Monuments, USA Dr. Karen Grumberg, University of Texas at Austin, USA
Rabbi Nardy Grun, Tkasim, Israel
Prof. Wolf Gruner, Shapell-Guerin Chair in Jewish Studies, Professor of History, Founding Director USC Shoah Foundation Center for Advanced Genocide Research, University of Southern California, USA
Yosef Grunfeld, Israel
Professor Francois Guesnet, University College London, UK
David Guez, France
Paula Guitelman, University of Buenos Aires, Argentina
Dr. Stefan Gunther, USA
Hila Gutmann, Israel
Rivka Gutman, Architect, Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem, Israel
Prof. Ruth HaCohen, The Hebrew University of Jerusalem, Artur Rubinstein Professor of Musicology, Israel
DYNEL Hanan, Journaliste, ISRAEL
Sarah Harel Hoshen, Israel
Professor Galit Hasan-Rokem, The Hebrew University, Jerusalem, Israel
Dr. Peter Hayes, Professor Emeritus of History and Holocaust Studies, Northwestern University, USA
Georges Haymann, France
Professor emeritus Irene Heidelberger-Leonard, Professorial research fellow at Queen Mary College, London, UK
Barbara Heller, Researcher, Universidade Paulista (Brazil), Brasil Ms Claudia Heller, Unesp, Brazil, Brazil
Prof. Dr. Johannes Heil, Ignatz Bubis-Lehrstuhl, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Germany
Viola Heilman, Journalistin, Graz
PD Dr. Susanne Heim, Berlin, Germany
Dr Felicitas Heimann-Jelinek, Independent curator, Austria
Professor Elizabeth Heineman, Professor of History, University of Iowa, USA Mr Rami Heled, Israel
Dr. Lois Helmbold, San Jose State University, professor emerita, USA Tammy Hepps, Independent researcher, USA
Ariel Herman, Israel
Dr. Manja Herrmann, Selma Stern Center for Jewish Studies Berlin-Brandenburg, Germany
PhD Medical doctor Albert Herszkowicz, Chairperson Memorial98 association, France
Joel Herzog, Swiss Friends of Yad Vashem, Switzerland
Professor Susannah Heschel, Eli M. Black Distinguished Professor of Jewish Studies, Dartmouth College, USA
Professor Hannan Hever, Yale University, USA
Brad Sabin Hill, Washington DC, USA
Dr Odelia Hitron, Israel
Dr. Sabine Hödl, Institut für jüdische Geschichte Österreichs, Austria Mrs Osnat Hochman Gerhard, Legal Counsel, Israel
Esther Hoernlimann, Center for Jewish Studies, Switzerland Mr. Avi Hoffman, USA
Kitty Hoffman, Canada
Dra. Odile Hoffmann, Geographer, IRD, France
Professor Elie Holzer ,Bar Ilan University, Israel
Assumpció Hosta Rebés, Director, Patronat Call de Girona, Spain
Puttermilec Huguette, Teacher, France
Professor Curtis Hutt, Goldstein Center for Human Rights/Schwalb Center for Israel and Jewish Studies, University of Nebraska at Omaha, USA
Agnieszka Ilwicka, USA
Dr Sarah Imhoff, Indiana University, Associate Professor of Jewish Studies, USA Laurent Israël, Israël
Dugi Israeli, meshek 58, Israel
Dr Saul Issroff, London
Dr Dror Izhat, Israeli Cinematheque library, Israel
Emeritus professor Andrew Jakubowicz, UTS, Australia
Dr Vivienne Jackson, UK
Daniel Jacoby, Secular humanistic rabbi, Israel
Busseuil Jacques, Particulier, Israel
Sr Simeão Jaime, Brasil
Gdalia Janine, Societaire de la SGDL, France
Peter Jassem, Padt Chair, The Polish-Jewish Heritage Foundation of Canada, Canada Berman Jehan, Israel
Prof. Dr.Uffa Jensen, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin, Germany
Dr Eve Jochnowitz, Workers Circle, USA
Dr. Laura Jockusch, Albert Abramson Associate Professor of Holocaust Studies, Brandeis University, USA
Ari Joskowicz, Associate Professor of Jewish Studies, Vanderbilt University, USA
Jüdischer Salon am Grindel, Hamburg
Ms Ann Jungman, IJV Treasurer, UK
אברהם קלדרון ,החלוץ למרחב ,ישראל
Irene Kacandes, The Dartmouth Professor of German Studies and Comparative Literature, Dartmouth College, USA
Mordechai Raphael Kadovitz, USA
Michal Kalfon, Switzerland
Dr. Moshe Kam, Dean of Engineering, New Jersey Institute of Technology, USA
Dr. Tair Kantor, Israel
Dr. Jonathan Kaplan, Associate Professor, The University of Texas at Austin, USA
Marion Kaplan, NYU, USA
Harold Kasimow, George Drake Professor of Religious Studis [emeritus], Grinnell College, Holocaust survivor, USA
Caryn Katz, Canada
Professor Ethan Katz, University of California, Berkeley, USA
Jason Katz, USA
Tamara Katzenstein, Film-Maker at Philbus Production, Brazil
Uri R. Kaufmann, director, Alte Synagoge Essen. Germany
Dr. Martha Keil, Institute for Jewish History in Austria, Director, Austria
Alain Keler, Photojournalist, France
Rabbi Naamah Kelman, Israel
Arturo Kerbel, Yiddish House London, UK
Nili Keren, Research fellow, Bar Ilan University, Israel
Prof Zohar Kerem, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Lea Kibanoff-Ron, Writer and editor, ISRAEL
Dr Audrey Kichelewski, Strasbourg University, coeditor of Revue d’histoire de la Shoah, France
Andrea Kirchner, Fritz Bauer Institute Frankfurt/Main, Germany
Professor Barbara Kirshenblatt-Gimblett, Professor Emerita, New York University, Ronald S. Lauder Chief Curator, Core Exhibition, POLIN Museum of the History of Polish Jews, USA
Prof Michelle Kisliuk, University of Virginia, USA
Rabbinerin Elisa Klapheck, Frankfurt am Main
Joyce Klein, Israel
Ultrajante Alberto Kleinas, UNIVERSIDADE PRESBITERIANA MACKENZIE, Brazil
Professor Irena Klepfisz, USA
Mary Kluk, South Africa
Dr Brian Klug, St Benett’s Hall, University of Oxford, UK
Prof. Dr. Volkhard Knigge, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Director emeritus Buchenwald and Mittelbau-Dora Memorials Foundation, Germany
Dr Anna Koch, Postdoctoral Fellow, University of Leeds, UK
Prof. Dr. Gertrud Koch, Germany
Dr. Patrick B. Koch, Emmy Noether Research Group Leader, University of Hamburg, Germany
Leah Koenig, USA
Dr Szonja Komoróczy, Hungary
Yulian Kondur, Project coordinator at the Roma Women’s Fund “Chiricli”, Ukraine
Dr. Karen Körber, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, Germany
Dr. Eugene Korn, Israel
Professor András Kovács, Central European University, Austria/Hungary
Dr Alexandra Kowalski, Central European University, Austria
Ms Shirly Krakover, Social worker for Holocaust Survivors, Israel
Prof. Robert Kramer, St. Norbert College, USA
Ms. Yaffa Krindel, Israel
Tally Kritzman-Amir, Visiting Assistant Professor, Boston University School of Law, USA
Professor Bjorn Krondorfer, Director, Martin-Springer Institute, Northern Arizona University, USA
Elisabeth Krotowski, eh. Leiterin des Wiener Büro des Keren Hajessod, Vienna
Cilly Kugelmann, Chief Curator of the new permanent exhibition, Jewish Museum Berlin, Germany
Dr. Sophie Kulaga, McGill University, Canada
Dr. Daniel Kupfert Heller, Kronhill Senior Lecturer in East European Jewish History, Monash University, Australia
Anna Kupinska, University of Alberta, PhD student, Canada
Daniel Kurtzer, Ambassador (Ret.), USA
Emeritus Professor Dr Konrad Kwiet, Macquarie University Sydney, Australia
Dr. Jacob Ari Labendz, Youngstown State University, USA
Dan Laloum, France
Dr Karine Lamarche, CNRS, France
Professor Michael Lambek, University of Toronto
Dr. Dana Landau, Postdoctoral Researcher, University of Basel, Switzerland
Shawn Landres PhD, Senior Fellow, UCLA School of Public Affairs, USA
Frederick Langendorf, USA
Trudi Langendorf, Chicago, USA
Professor Ruth Langer, Theology Department, Center for Christian-Jewish Learning, Boston College, USA
Benjamin Lapp, Associate Professor of History, Montclair State University, USA
Yablonka Laurence, Israël
Dr. Hilla Lavie, The Hebrew University, Israel
Professor Nitzan Lebovic, Professor of History and Holocaust Studies, Lehigh University, USA Mr Bernard Lebrun, France
Hugues Lefevre, Stolpersteine en France, association member, Germany Pinchas Leiser, Israel
Dr Gerald Lejzerowicz, France
Professor Alan Lelchuk, Dartmouth College, USA
Dr Carole Lemee, Université Bordeaux teacher and researcher, France Rene Lenard, Brazil
Ronit Lentin, Associate Professor, Trinity College Dublin, Ireland
Dr. Manuel Lerdau, University of Virginia, Professor, USA
Professor Cathy Lesser Mansfield, The Sparks Fly Upward Foundation, Exec. Dir., USA Rebecca Lesses, Associate Professor of Jewish Studies, Ithaca College, USA
Mark Leuchter, Professor of Hebrew Bible and Ancient Judaism, Temple University, USA PD Dr. Stefanie Leuenberger, ETH Zurich, Switzerland
Mr Itamar Lev, Holocaust survivor testimonials translator at Yad Vashem, department of German language and history, bachelor of American history and political science at the Hebrew University of Jerusalem, Israel
Ora Lev, Israel
Shiri Levi, Israel
Professor Noam Levin, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Ms Ora Levy, Israel
Mrs Roseline Lewin, Belgium
Dr. Tamar Lewinsky, Jewish Museum Berlin, Curator, Germany
Eva Lewitus, Perú
Dr Ricardo Lewitus, USA
Victor Lewitus, CEO Israion Technologies Ltd, Israel
אילן לב, ישראל
ישי לב ,ישראל
Laura Levitt, Temple University, USA
Professor Gayle Levy, University of Missouri-Kansas City, Associate Professor, USA
Prof. Dr. René Levy, University of Lausanne, Switzerland
Daniela Lieberman, Vienna
Richard Lippeman, USA
Professor Deborah Lipstadt, Emory University, USA
Sylvia Liska, President, Friends of the Secession, Vienna, Austria
Professor Vivian Liska, Professor of German Literature and Director of the Institute of Jewish Studies University of Antwerp/Hebrew University, Belgium
Professor Emeritus Marcia Sachs Littell, Stockton U. Founding Director, MA Program in Holocaust & Genocide Studies, USA
Mr. Scott Littky, Institute for Holocaust Education, USA
Dr. Anat Livne, Ghetto Fighters’ House Museum, Director (retired), Israel
James Loefler, Berkowitz Professor of Jewish History and Kolodiz Director of Jewish Studies, University of Virginia, USA
Dr Hanno Loewy, Director, Jewish Museum Hohenems, Austria
John Lombardo, USA
Ronit Lombrozo, Israel
Professor Yosefa Loshitzky, Professorial Research Associate, SOAS, University of London, UK Mr Shay Lotan, 2nd Generation, Israel
Prof. Dr. Andrea Löw, Center for Holocaust Studies at the Institute for Contemporary History, Munich, Deputy Director, Germany
Dr. Oded Lowenheim, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. Naomi Lubrich, Director, Jewish Museum of Switzerland, Switzerland Mark Ludwig, Executive Director, Terezín Music Foundation, USA
Professor Ian Lustick, Bess W. Heyman Chair, Professor of Political Science, University of Pennsylvania, USA
Professor Shaul Magid, Dartmouth College, USA
Professor Shulamit Magnus, Professor Emerita Jewish Studies and History, Oberlin College, Israel
Dr. Daniel Mahla, Ludwig Maximilians Universität München, Germany
PD Dr. Stefanie Mahrer, Universities of Basel and Bern, PI, Switzerland
Helene Maimann, Historikerin und Filmemacherin, Wien
Professor Udi Makov, University of Haifa, Israel
Sandrs Malek, JGSLA, President, USA
Dr. Nir Mann, A Spiegel Felloe in The Finkler institute of Holocust Research, Bar Ilan University, Israel
Dr Davide Mano, Université de Strasbourg, France
Malka Marcovich, Historienne, ecrivaine, consutante internationale, France
Joëlle Marelli, Former head of program at the Collège international de philosophie, Paris, France Prof. Rabbi Dalia Marx, HUC-JIR, Israel
Lizzie Marx, Trustee, Wiener Holocaust Library, Netherlands
Florian Marxer, President of the Association of Liechtenstein Friends of Yad Vashem
Zeev Matalon, Coach, Israel
Eugene Matanky, Tel Aviv University, PhD Candidate, Israel
Dr. Anat Matar, Tel Aviv University, Israel
Jacqueline Mautner, Israel/Australia
Dr Eyal Mayroz, The University of Sydney, Australia
בתיה מקובר ,ירושלים ,ישראל
Mr Claude Meillet, Israel
Meira Meisler, Tel Aviv, Israel
Mr. Gilad Melzer, Beit Berl college, Israel
Dr. Meron Mendel, Anne Frank educational centre, Germany
Professor Paul Mendes-Flohr, University of Chicago and Hebrew University, USA
Christina Meri, Curator of the Jewish Museum of Greece, Athens, Greece
Mr. Omri Meron, Israel
Mr. Omer Messing, Partner-director ar Balasha-Jalon, Israel
Kobi Metzer, Professor Emeritus of Economics, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Mr Shmuel Meyer, Novelist, Israel
Prof. Dr. Thomas Meyer, LMU Munich, Germany
Dr Joanna Michlic, University College London, UK
Gerhard Milchram, Wien Museum, curator, provenance-research, Austria
Dr. Avraham Milgram, former historian at Yad Vashem, Israel
Rabbi Jeremy Milgrom, Israel
Michael L. Miller, Associate Professor, Nationalism Studies Program, Central European University, Austria and Hungary
Professor Yair Mintzker, History Department, Princeton University, USA
Dr. Gali Mir-Tibon, Bar Ilan university, Israel
Fersztman Mondek, Belgium
Daniel Monterescu, Associate Professor, Central European University, Department of Sociology and Social Anthropology, Hungary and Austria
Laura Morowitz, Wagner College Holocaust Center, USA
Prof. Amos Morris – Reich, Director, Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism, Tel Aviv University, Israel
Naomi Moss, Israel
Jose Murciano, Israel
Professor Frederek Musall, Heidelberg Center for Jewish Studies, Germany
Professor David Myers, UCLA, Sady and Ludwig Kahn Chair in Jewish History, USA
Prof. Dr. Andreas Nachama, President, Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland, Germany Dr. Lilach Naishtat Bornstein, Kibbutzim College of Education, Israel
Dr. Ron Naiweld, CNRS, France
Tali Nates, Director, Johannesburg Holocaust & Genocide Centre, South Africa
Roberta Newman, Writer and Researcher, USA
Prof. Francis Nicosia, University of Vermont, USA
Mrs Hagit Noam, Guide at Yad Vashem, Israel
Linda Novak, USA
Professor Stanisław Obirek, University of Warsaw, Poland
Margaret Olin, Senior Research Scholar, Judaic Studies, Yale University, USA
Rabbi Kerry Olitzky, USA
Professor Adi Ophir, Tel Aviv University, Emeritus, Brown University Visiting Professor, USA
Michelle Ores, USA
Dr Annamaria Orla-Bukowska, Jagiellonian University, Poland
Shanna Orlik, Israël
Professor Andrea Orzoff, History Department, New Mexico State University, USA
Dr. Sarah Ozacky-Lazar, The Ven Leer Jerusalem Institute, Israel
Dr. Heloisa Pait, UNESP, Professor of Sociology, Brazil
Mrs. Marla Palmer, Teacher; Board Member of South Carolina Council on the Holocaust, USA
Robert Parzer, Dokumentations- und Inormationszentrum Torgau, researcher, Germany
Chatelus Pascale, Israel
Mir Pascale, Citoyenne, France
Professor Avinoam Patt, Director, Center for Judaic Studies, and Doris and Simon Konover Chair of Judaic Studies, University of Connecticut, USA
Professor Thomas Pegelow Kaplan, Center for Judaic, Holocaust, and Peace Studies, Appalachian State University, Leon Levine Distinguished Professor and Director, USA
Ms Peta Pellach, Director of Education, Elijah Interfaith Institute, Israel
Professor Derek Penslar, Harvard University, Professor of Jewish history, USA
Michal Perlman, Israel
Denis Peschanski, Senior Researcher at the CNRS (National Center for Scientific Research), President of SAB Rivesaltes Memorial Camp, France
Prof. Dr. Erik Petry, Center for Jewish Studies, University of Basel, Switzerland
Teresa Petrzelka, North Shore Temple Emanuel, Australia
Mr David Picard, Collective Trauma Healing affiliate, Israel
Prof. Jacques Picard, Emeritus, University of Basel, Switzerland
Dr Kathrin Pieren, Director, Jewish Museum of Westphalia, Germany Prof. Amit Pinchevski, Hebrew University, Jerusalem, Israel
מינה פנצר,משרד החינוך ,ישראל
Professor Griselda Pollock, UK
Prof. Dr. Dina Pomeranz, Assistant Professor, University of Zurich, Switzerland
Professor Catherine R. Power, Assistant Professor, Glendon Campus, York University, Canada Dr Yael Poznanski, Achva Academic college and Ben-Gurion U Eilat Campus, Israel
Renée Poznanski, Professor emerita, Ben Gurion University, Israël
Dr. Lea Prais, Israel
Ronit Prince, USA
Eetta Prince-Gibson, Israel
Dr Jay Prosser, University of Leeds, Reader in Humanities, UK
Bernhard Purin, Director, Jewish Museum Munich, Germany
Dr. Marcus Pyka, Associate Professor of History, Franklin University Switzerland (Lugano), Switzerland
Alon Raab, Israel
Anson Rabinbach, Phillip and Beulah Rollins Professor of History, Princeton University, USA
Dr. Doron Rabinovici, Austria
Prof. Iris Rachamimov, Tel Aviv University, Israel
Mr Andrew Rajcher, Founding Board Member, Australian Society of Polish Jews & Their Descendants, Australia
Ben Ratskoff, Doctoral candidate, UCLA, USA Yehuda Rajuan, Israel
Ami Raz, Computer Technician, Israel
Dr. Michal Raz, Teacher at EHESS Paris, France Nomi Raz, Psychotherapist, Israel
Prof. Emeritus Shimon Redlich, Ben-Gurion University, Israel
Professor Emeritus Stuart Rees, University of Sydney, founder, inaugural Director Sydney Peace Foundation, Australia
Drorit Regev, Israel
Dr. Anika Reichwald, Jewish Museum Hohenems, Austria
Dr. Steven Reisner, USA
Oren Richard, Denmark
Mr. Lorne Richstone, University of Oklahoma, Associate Professor of Music, USA
Jeremiah Riemer, Free-lance (formerly Asst. Prof. European Studies, Paul H. Nitze School of Advanced International Studies, Johns Hopkins Univ.), USA
Dr. Rotraud Ries, Director, Johanna Stahl Center for Jewish history and culture in Lower Franconia, Germany
Dr. Michael Riff, Director, The Gross Center for Holocaust and Genocide Studies, Ramapo College of New Jersey, USA
Dr. Elisheva Rigbi, Music historian, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Avraham Roet, holocaust survivor, Israel
Professor Freddie Rokem, Tel Aviv University, Israel
Na’ama Rokem, Director, Joyce Z. and Jacob Greenberg Center for Jewish Studies, University of Chicago, USA
Dr. Stefan Rokem, Hebrew University, emeritus, Israel Dr. Adina Rom, ETH Zurich, Switzerland
Katia Rom, Switzerland
Dr. Samuel Rom, Icz zürich, Switzerland
Jennifer Romaine, Visiting Profesor, Pratt Intitute, NYC, USA
Dr. Carmit Romano-Hvid, Denmark
Dr. Esther Romeyn, Center for European Studies, University of Florida, USA
Shoshana Ronen, Professor, head of Hebrew Studies, Department, The University of Warsaw, Poland
Professor Jacqueline Rose, Professor of Humanities, Co-Director, Birkbeck Institute for the Humanities, UK
Professor Robert Rosen, School of Law, University of Miami, USA
Prof. Tova Rosen, Literature, Tel Aviv University (Emeritus), Israel
Dr Anna Rosenbaum, Australia
Dr Ellen Rosenberg, Retired Faculty Northwestern University Feinberg School of Medicine and The Chicago Psychoanalytic Institute, USA
Joanne Rosenthal, Independent curator, former Chief Curator, Jewish Museum London, UK Martha Rosler, Rutgers University, New Jersey, Professor II Emerita, USA
Gaylen Ross, Film Director. Killing Kasztner, USA and Israel
Moshe Rosman, Bar-Ilan University, Professor Emeritus of Jewish History, Israel
Dr. Brigitta Rotach, Head of the cultural programs, House of Religions, Bern
Rebecca Rotenberg Nadler, Canada
Dr Alice Rothchild, Harvard Medical School, retired Assistant Professor of Obstetrics and Gynecology, USA
Lilach Rotman, Educational counselor, Educational Ministry, Israel
Michal Rovner, artist, Israel
Dr. Sara Roy, Senior Research Scholar, Center for Middle Eastern Studies, Harvard University, USA
Estelle Rozinski, Australia
Prof. Emerita Minna Rozen, University of Haifa, Israel
Krzysztof A. Rozen, Association of the Jewish Historical Institute, Poland Deborah Rozenblum, Switzerland
Dr. Joel Rubin, Associate Professor, University of Virginia, USA/Switzerland
Dr.med. Rudi Rudelstorfer und Micaela Rudelstorfer-Michal MTA, Wels
Prof. Dr. Ursula Rudnick, apl. Prof at the Leibniz University in Hannover, Germany
Prof. Dr. Miriam Ruerup, Director Moses Mendelssohn Centre for European Jewish Studies, University of Potsdam, Germany
Professor Dirk Rupnow, Institute for Contemporary History & Dean, Faculty of Philosophy and History, University of Innsbruck, Austria
Suzanne Rutland, Professor Emerita, University of Sydney, Australia
Avi Rybnicki, Psychoanalyst, Israel
Samuel Saada, photographer, France
Professor Angeli Sachs, Head of MA Art Education, Curatorial Studies, Zurich University of the Arts, Switzerland
Ms. Kael Sagheer, Institute for Holocaust Education, Education Coordinator, USA Maayan Sagiv, Israel
Dr. Rochelle Saidel, Remember the Women Institute, USA
Christa Salamandra, CUNY, USA
Prof. Hagar Salamon, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Dr. habil. Dorothea Salzer, Universität Potsdam, Germany
Rabbi Jan Salzman, Rabbi, congregation Ruach haMaqom, USA
Dr. Victoria Sanford, Professor of Anthropology, Lehman College, City University of New York, USA
Galia Sasson, Israel
Norbert Schächter, Vorstandsmitglied von Keren Hajessod Österreich, Wien
Silke Schaeper, Maimonides Centre for Advanced Studies, Univerdität Hamburg, Germany
Teya Schaffer, USA
Professor Paul Scham, Director, Institute for Israel studies, UMD, USA
Dr. Silvina Schammah Gesser, Bar Ilan University , Truman Institute, HUJI, Israel
Prof. Emer. Eliyahu Schleifer, Hebrew Union College, Jerusalem, Israel
Professor Joachim Schlör, The Parkes Institute for the Study of Jewish/non-Jewish Relations, University of Southampton, UK
Dr Christine Schmidt, UK
Prof. Dr. Benigna Schönhagen, Institut für Geschichtliche Landeskunde, Universität Tübingen, Germany
Prof. Dr. Julius Schoeps, Chairman of the Board of Directors, Moses-Mendelssohn-Stiftung, Berlin
Yara Schreiber Dines, Unesp Araraquara, Brasil
Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Director Center for Research on Antisemitism, Germany
Prof. Dr. Christoph Schulte, Universität Potsdam, Germany
Mr L Tadd Schwab, WUPJ, USA
Professor Daniel B. Schwartz, George Washington University, USA
Dr. Johannes Schwartz, State Capital Hannover, Culture Department, Nazi Era Provenance Research, Germany
Professor Seth Schwartz, Departments of History and Classics, Columbia University, USA
Dr. Susanna Schrafstetter, professor of history, University of Vermont, USA
Dr. Sonja Schwinger, Wien
Renate Ben Shushan, Tel Aviv
Michal Sela, Journalist and Translator, Haifa, Israel
Professor Marcio Seligmann, State University of Campinas, Brazil
Mrs. Odile Senouf, ISRAËL
Dr. Shoval Shafat, Bar Ilan University, Faculty of Law, Israel
Yaara Shafrir, MA student, Israel
Prof. Dr. Galili Shahar, Chair, The Leo Baeck Institute Jerusalem , Israel
Professor Jeffrey Shandler, Rutgers University, Distinguished Professor, USA
Professor Joshua Shanes, College of Charleston, Jewish Studies, USA
Carrie Shapiro, USA
Professor Susan Shapiro, University of Massachusetts Amherst, USA
Dr. Noa Shashar, Sapir Academic College, Israel
Rosa Shein, Mexico
Prof. Orly Shenker, Philosophy, The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Professor and Senior Vice Provost Jeffrey Shoulson, University of Connecticut, USA
Professor Haia Shpayer-Makov, University of Haifa, Israel
Sam Shuman, University of Michigan, PhD Candidate, USA
Ms Eve Sicular, Music from Yiddish Cinema, USA
Rivka Siden, USA
Jodi Siegel, USA
Lea Sigiel-Wolinetz, Executive Director of World Society of Czestochowa Jews and their Descendants, USA
Dr. Anja Siegemund, New Synagogue Berlin – Centrum Judaicum Foundation, Germany Professor Carol Silverman, University of Oregon, USA
Daniel Silverstone, UK
David J. Simon, Director, Yale Genocide Studies Program, USA
Paulo Simon, Brazil
Mr Doronn Victor Sitruk, Spain
Prof. Jonathan, Skolnik, University of Massachusetts Amherst, USA
Professor Dan Slobin, University of California, Berkeley – Professor Emeritus of Psychology and Linguistics, USA
Jean-Yves Slon, Israël
Mrs Sabine Smadja, Daughter of holocaust survivors, Israel
Dariusz Sobczyk, Friends of Polin Museum, Poland
Sahar Soffer, Israel
Dr. Orly Soker, Sapir College, Israel
Dr. Phyllis Soybel, Chair, History and Political Science, College of Lake County, USA
Mr. Matthias Spadinger, Chairman Verein GEDENKDIENST, Austria
רות שפרלינג ,ישראל
Professor Neta Stahl, Chair of the Stulman Program in Jewish Studies, Johns Hopkins University, USA
P.I Stain, Professor of Exact sciences, Canada
Lori Starr, Former Director, Contemporary Jewish Museum, USA
Dr. Barbara Staudinger, Director, Jewish Museum Augsburg Swabia, Germany
Ambassador ( Ret.) Shimon Stein, INSS Senior fellow, Israel
Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Fritz Bauer Institute and Goethe University Frankfurt am Main, Germany
Barbara Steinberg, USA
Professor Michael Steinberg, Barnaby Conrad and Mary Critchfield Keeney Professor of History, German Studies, and Music, Brown University, USA
Linda Steindl, Austria
Rabbi Dr. Oren Steinitz, Rabbi, Congregation Kol Ami; Adjunct Professor, ALEPH Ordination Programs, USA
Prof. Alan Steinweis, University of Vermont, Raul Hilberg Distinguished Prof of Holocaust Studies, USA
Adina Stern, Germany
Zygmunt Stępiński, Director, POLIN Museum, Poland
Prof. Frank Stern, Visual and Cultural Studies, University of Vienna, Curator Annual Film Series at the Mauthausen Memorial, Austria
Noga Stiassny, Postdoctoral fellow, Israel
Dr. Oren Stier, Professor of Religious Studies and Director, Holocaust & Genocide Studies Program, Florida International University, USA
Prof. Dariusz Stola, Polish Academy of Sciences, Poland
Professor Jeremy Stolow, Concordia University, Canada
Professor Dan Stone, Royal Holloway, University of London. Professor of Modern History, UK
Moises Storch, Brazilian Friends of PEACE NOW – coordinator, Brasil
Professor Daniel Strum, University of São Paulo, Brazil
Hannes Sulzenbacher, Independent curator, Austria
Professor Adam Sutcliffe, Professor of European History, King’s College London, UK
Dr Chisin Sylvie, Israel
Ms. Annie Szamosi, Humber College Professor, Holocaust Scholar, Canada
Rachel Szymkowicz, France
Mats Tangestuen, Historian, Oslo Jewish Museum, Norway
Frida Tarrab, Israel
Pearl Taylor, Valley Beth Shalom, USA
Maximilian Teicher Dipl.Psych., Zurich, Switzerland
Samy Teicher Dipl.Psych., Psychoanalyst, Vienna Psychoanalytic society (WPV), Austria
Paula Teitelbaum, Yiddish teacher at YIVO Institute for Jewish Research, USA
Dr Fabien Theofilakis, University Paris 1 Panthéon Sorbonne, France
Prof. emer. Michael Toch, Hebrew University of Jerusalem, Israel
Idit Toledano, Former guide at Massuah for Holocaust studies, Israel
Marta Topel, Universidade de São Paulo (USP) Brasil, Brazil
Dr Zsuzsanna Toronyi, Hungary
Michal Trebac, Polin Museum, Poland
Danny Trom, Senior researcher, CNRS (French national research institute), France
Myri Turkenich, Musician, Germany
Ms. Yedida Turkenich, Psychoanalyst, Israel Psychoanalytic Society, Israel
Lesley Turner, Student, University of Toronto, Canada
Dr. Christiane Twiehaus, Head of Department for Jewish History and Culture, MiQua. LVR-Jewish Museum in the Archaeological Quarter Cologne, Germany
Dr. Peter Ullrich, Center for Research on Antisemitism, TU Berlin (fellow), Germany
Dr. Scott Ury, Tel Aviv University, Israel
Professor Robert Jan van Pelt, University of Waterloo, Canada
Edward van Voolen, Curator emeritus Jewish Historical Museum Amsterdam, Germany
David Vanunu, Israel
Prof. Dr. Herom Vargas, Methodist University of São Paulo (Brazil), Brazil
Professor Jeffrey Veidlinger, Joseph Brodsky Collegiate Professor of History and Judaic Studies, Director of Frankel Center for Judaic Studies, University of Michigan, USA
Professor Giuseppe Veltri, Germany
Alana Vincent, University of Chester, UK
Emily Vogl, USA
Prof. Steven Volk, Oberlin College, Professor of History Emeritus, USA
Prof. Emer. Shulamit Volkov, Tel Aviv University, the Osrael Academy of Science and the Humanities, Israel
Dr Marc Volovici, Postdoctoral researcher, Birkbeck, University of London, UK Prof. Christina von Braun, Selma Stern Center for Jewish Studies Berlin, Germany
Dr. Johannes Wachten, retired Chief curator and deputy director, Jewish museum Frankfurt am Main, Germany
Morgan Wadsworth-Boyle, Former Exhibitions Curator, Jewish Museum London, UK Dr Samuel Wajsberg, Jewish Hospital Berlin (retired), Germany
Dr. Ofer Waldman, Journalist, Israel/Germany
Brigitte Walk, Regisseurin, Feldkirch
Anika Walke, Associate Professor of History, Washington University in St. Louis, USA
Dr Murray Watson, Canada
Haim Watzman, Israel
Rabbi Lee Wax, Community Rabbi & Educator, UK
Tobaron Waxman, Artist, USA
Rony Webb, Tel Aviv Museum of Art, Israel
Susanne Weber-Lazar, w+w kultur, Wien und Prof. Frank Michael Weber, w+w kultur, Wien
Prof. Dr. Ulrike Weckel, Justus-Liebig-University Gießen, Germany
Mrs Ruth Weinberg, Israel
Dr. David Weinfeld, Harry Lyons Chair in Judaic Studies, Virginia Commonwealth University, USA Professor Dov Weiss, University of Illinois at Urbana-Champaign, USA
Prof. haim weiss, Ben Gurion University, Israel
Prof. Dr. Liliane Weissberg, University of Pennsylvania, USA
Dr. Deborah Weissman, Consultant to the international council of Christians and Jews, Israel
Prof. Dr. Dorothea Weltecke, Chair for Medieval History, Goethe-Universität Frankfurt, Germany
Katharina Hadassah Wendl, board member of Verein GEDENKDIENST, former GEDENKDIENST fellow at the Yad Vashem Archives (2016-17), Austria
Florian Wenninger, Institut für Historische Sozialforschung and former Gedenkdienst-Volunteer in Yad Vashem, Austria
Ms Karen Wesler, 2nd Generation Kindertransport, USA Dr. Evita Wiecki, LMU Munich, Germany
Romina Wiegemann, Germany
Professor Dr. Falk Wiesemann, Germany
Dr. Daniel Wildmann, Director Leo Baeck Institute London
רוחמה וייס ,היברו יוניון קולג ‘- ירושלים ,ישראל
Hannah Wilson, Nottingham Trent University, UK
Prof. Hana Wirth-Nesher, Tel Aviv University (Emerita), Israel
Prof. Hadas Wiseman, University of Haifa, Israel
Professor Rebecca Wittmann, Department of History, University of Toronto, Canada
Ruth Wodak Distinguished Professor, Chair of Discourse Studies, Lancaster University, UK/ University Vienna (Emerita), Austria
Fabian Wolff, writer and journalist, Berlin/Germany
Professor Paul Wolpe, Director, Center for Ethics, Emory University, USA
Dr. Kim Wünschmann, LMU Munich, Germany
Ms. Ayelet Yagil, Israel
Rabbi Dr. Iris Yaniv, Israel
Ophir Yarden, ADAShA, Jerusalem Center for Interreligious Encounter, Israel
James Young, Distinguished University Professor Emeritus, Founding Director, Institute for Holocaust, Genocide, and Memory Studies at University of Massachusetts Amherst, USA
Dr. Amnon Yuval, Historian, Israel
Professor Israel Yuval, The Hebrew University, Jerusalem, Israel
Florian Zabransky, University of Sussex, UK
Rabbi Dr. Efraim Zadoff, Spiegel Fellow, The Finkler Institute of Holocaust Research Bar-Ilan University, Israel
Dr. Mirjam Zadoff, Director, Documentation Centre for the History of Nationalsocialism, Germany
Dr. Noam Zadoff, Assistant Professor, University of Innsbruck, Austria
David Zakalik, Graduate Student, Cornell University, USA
Professor Motti Zalkin, Dept. of Jewish History, Ben-Gurion University, Israel
Professor Michael Zank, Director, Elie Wiesel Center for Jewish Studies, USA
Ms. Alexandra Zapruder, author and educator; founding staff member of USHMM, current Education Director of The Defiant Requiem Foundation, USA
Dr Danielle Zaslavsky, El Colegio de México, México
Professor/Rabbi Dr. Jonathan Zasloff, UCLA School of Law, USA
Dr. Ingo Zechner, Director, Ludwig Boltzmann Institute for Digital History, Austria
Dr. Melissa Zeiger, Associate Professor, English Department, Dartmouth College, USA Professor Froma Zeitlin, Princeton University, US
Dr Alan Zemel, University at Albany SUNY, USA
Professor Yael Zerubavel, Founding Director, Bildner Center for the Study of Jewish Life, Emerita, Professor Emeritus of Jewish Studies & History Rutgers University
Prof. Dr. Moshe Zimmermann, Hebrew University, Jerusalem, Israel

Tragödie oder Farce

Europäisches Tagebuch, 9.11.2020: Lügen haben ein kurzes Gedächtnis. Aber macht uns Erinnerung klüger? Es gibt Tage, an denen einem schwindlig wird: von der Kluft zwischen all den guten Vorsätzen, aus der Geschichte „zu lernen“, und einer Realität, in der aus den Wunden, die ein Ereignis schlägt, aus Erinnerung und Trauma wieder nur der nächste Unsinn und manchmal Schlimmeres geboren wird. In Österreich ist der 9. November für die meisten Menschen ein Tag wie jeder andere. In Deutschland kommt es manchmal eher zu einem Overkill der Gedächtnisse. Das Kalenderblatt am 9. November ist inzwischen ein fast schon unlesbares Palimpsest.
An jenem Tag, an dem 1799 die Französische Revolution mit dem Staatsstreich Napoleons ihr Ende fand (und 1848 nach der Niederschlagung der Revolution in Wien Robert Blum erschossen wurde), riefen 1918 Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht gleich zwei deutsche Republiken an einem Tag aus. Fünf Jahre später wollten Adolf Hitler und seine Getreuen diesen „schwarzen Tag“ der deutschen Nation ungeschehen machen und in München von der Republik zur Diktatur marschieren. Zwei Jahre später, 1925 und wieder am 9. November, gründeten sie die SS. Und da man sich am 9. November 1938 wie jedes Jahr zum Gedächtnis der 1923 noch gescheiterten „nationalen Revolution“ versammelt hatte, bot diese Nacht sich schließlich an, die Hatz auf die Juden und ihre Gotteshäuser zu eröffnen.

Die DDR-Führung wiederum zeigte sich am 9.November 1989 recht unbeholfen vergesslich, als Politbüro-Mitglied Schabowski auf eine Journalistenfrage zu den verkündeten Erleichterungen der Reisefreiheit auf legendäre Weise ins Stottern kam: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“ Und einen Sturm auf die Mauer lostrat.

Vor fünf Jahren wiederum, im November 2015, wollte ein gewisser Heinz Christian Strache die Uhren wieder zurückdrehen und erinnerte allen Ernstes an den Eisernen Vorhang als mögliche „Lösung“ für die europäischen „Flüchtlingsprobleme“ (er träumte offenkundig von Schießbefehl und Todesstreifen). Wie so mancher österreichische Politiker vor und nach ihm setzte er ganz bewusst auf das Vergessen, die Lüge mit den kürzesten Beinen. Karl Marx schon wusste, als er über den 9. November (den „18. Brumaire“) schrieb: „Hegel bemerkte irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ Aber wenn es um den 9. November geht, dann weiß heute niemand mehr, ob aus einer Tragödie eine Farce wird, oder aus einer Farce eine Tragödie.

Abendland

Europäisches Tagebuch, 13.10.2020: Morgen Abend spricht Micha Brumlik (Berlin) in unserem Programm über die Rede vom “christlich-jüdischen Abendland”. Zur Einstimmung sing André Heller hier seinen ungereimten Chanson über “Abendland”.
André Hellers jüdischer Vater floh vor den Nationalsozialisten und lebte nach 1945 vor allem in Paris. So wuchs Heller auch mit einer französischen Staatsbürgerschaft auf, bevor er in Wien zum Chansonnier wurde.
1967 gehörte er zu den Begründern des Popsenders Ö3 und moderierte die Sendung Musicbox. Sein  politisches Engagement war immer ein Grenzgang. Als ein “in Wien lebender Jude” kritisierte er Kreisky für seine kompromisslerische Haltung zu alten Nazis und Antisemiten, und die israelische Politik gegenüber den Palästinensern, auch wenn ihm das wiederum von einigen Kritikern den Vorwurf eintrug, er “fördere” Antisemitismus. André Heller haben solche giftigen Absurditäten nicht angefochten. Er ist so politisch wach und kritisch geblieben wie von jeher. Als er am 12. März 2018 im Österreichischen Parlament zum Staatsakt zu 80 Jahre “Anschluss” sprach, beendete er seine Rede mit einem Blick auf den neuen Populismus der Eiseskälte, der in die österreichische Politik eingezogen war – und bis heute nicht überwunden ist.

“Erlauben Sie mir Ihnen noch eine Merkwürdigkeit aus meinem Leben zu erzählen. Ich dachte Jahrzehnte lang, ich wäre etwas Besseres als andere. Klüger, begabter, amüsanter, zum Hochmut berechtigt. Ich war arrogant, selbstverliebt, ständig andere bewertend und es tat mir nicht gut, bis ich eines Tages in einem Wagon der Londoner U-Bahn um mich schaute. Da saßen und standen unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichster Hautfarbe und ich hörte unterschiedlichste Sprachen: In einer Art von Blitzschlag in mein Bewusstsein, erkannte ich, dass jede und jeder von diesen Frauen und Männern, alten und jungen, hoffnungsfrohen und verzweifelten, auch ich selbst bin und nicht Deutsch, Englisch, Russisch, Chinesisch, Spanisch, Arabisch oder Swahili unsere wirkliche Muttersprache ist, sondern die Weltmuttersprache ist und sollte das Mitgefühl sein. Es ermöglicht uns in jedem anderen, uns selbst zu erkennen und mit ihm innigst und liebevoll verbunden zu sein und diese Erkenntnis in weiterer Folge in all unseren Gedanken und Taten zu berücksichtigen.”

Hier zum nachlesen der Text von “Abendland”:

Späte Zeit, Dämmerung
Stunde, die Hoffnung, Trauer und Asche trägt
Atemholen, einsam sein
Herbst der Gedanken und letzte Zuflucht für mich
Abendland, Abendland´ich achte und verachte dich
Abendland!

Abendland
Nicht meine Müdigkeit
Sondern die Sehnsucht nach Träumen lässt mich Schlaf suchen
Die bestürzende Möglichkeit der Verwandlungen meiner Figur
In andere Figuren und Schauplätze
In den Von der Vogelweide
Cervantes, Appollinaire und James Joyce
Kinderkreuzzüge, Scheiterhaufen, Guillotinen, Kolonien
Der Ehrlosigkeit, in Hurenböcke auf Heiligem Stuhl
Expeditionen an den Saum des Bewusstseins
Bankrott der guten Vorsätze
Kongresse der zynischen Lachmeister
Marc Aurels “Astronomie der Besinnung”
Die Sturmtaufen Vasco da Gamas
Leonardos Spiegelschrift
Gaudis Anarchie der Gebäude
In Pablo Ruiz Picasso
Der die Wünsche beim Schwanz packte
Den Aufstand im Warschauer Ghetto
Die großen Progrome Armeniens und Spaniens
Parzival, Hamlet, Woyzeck, Raskolnikow
Die Blumen des Bösen
De Sade, Hanswurst und den Mann ohne Eigenschaften

Engel der Geschichte

Europäisches Tagebuch, 26.9.2020: Heute vor 80 Jahren nahm sich Walter Benjamin in Port Bou an der Grenze zwischen Frankreich und Spanien das Leben. Er war auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, hatte die Grenze schon überwunden – und fürchtete, von den spanischen Grenzbeamten wieder ins besetzte Frankreich zurückgeschickt zu werden.

Wenige Monate zuvor, im Mai 1940, hatte er seinem Freund Stephan Lackner in Paris geschrieben:

„Man fragt sich, ob die Geschichte nicht im Begriff ist, eine geistreiche Synthese von zwei nietzscheanischen Begriffen zu schmieden, nämlich die des guten Europäers und die des letzten Menschen. Das könnte den letzten Europäer ergeben. Wir alle kämpfen darum, nicht zu einem solchen zu werden.“

Benjamins letzten bedeutender Text, seine Thesen über den Begriff der Geschichte, rettete Hannah Arendt für die Nachwelt. An seinen „Engel der Geschichte“ erinnert seit August in Hohenems, vor dem früheren Gasthaus Engelburg am Kreuzungspunkt der ehemaligen Judengasse und Christengasse, eine Skulptur von Günther Blenke. Inspiriert von dem Stück eines verbrannten Baumes, in den ein Blitz eingeschlagen ist.

Aufstellung der Brunnenplastik in Hohenems von Günther Blenke, am 8.8.2020. Foto: Julie Walser

In seinen „Thesen über den Begriff der Geschichte“ schrieb Walter Benjamin 1940:

„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“

Danke an Günther Blenke – und Franz Sauer, der das Fragment des verbrannten Baumes im Wald geborgen hat.

Günther Blenke, Franz Sauer und der “Engel der Geschichte”. Foto: Julie Walser